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Dein Kurzfilm „Die Waschmaschine“ wirkt wie aus dem Leben gegriffen – wie ist die Geschichte dazu entstanden? Gab es wahre Ereignisse dahinter?
Mir ist zum Glück noch nie so etwas wie im Film passiert, aber ich habe mich einmal dabei ertappt wie ich für eine Online-Anzeige ein altes Möbelstück viel besser dargestellt habe, als es eigentlich war. Daraufhin hab ich mir ausgemalt wozu das alles führen könnte, wenn man einen fremden Menschen übers Ohr haut, der jetzt aber weiß wo man wohnt. Das Interessante daran war, wie schnell ich selbst auf rassistische Stereotype zurückgefallen bin, wenn ich mir so ein Szenario ausgemalt habe, obwohl ich mich selbst für einen sehr liberalen und weltoffenen Menschen halte. Diese Selbstbeobachtung war der Ausgangspunkt für die Geschichte zu „Die Waschmaschine“.
Auch die Figurenzeichnung und vor allem ihr Miteinander sind sehr lebensecht. Was war Dir dabei wichtig?
Es war mir sehr wichtig, dass dieses junge Pärchen auf keinen Fall abgehoben, oder irgendwie privilegiert daherkommt. Sonst wäre die Geschichte schnell zynisch geworden. Ihre Sorgen sollen für ein breites Publikum verständlich sein. Ich denke, dass viele junge Erwachsene dieses Gefühl kennen, wenn man schon so gerne finanziell völlig unabhängig von den Eltern sein möchte und es einfach noch nicht ist. Diese Kränkung ist auch der Motor für Simons Entscheidungen: Er möchte die Sache mit der kaputten Waschmaschine selbst in die Hand nehmen und gleichzeitig ist es ihm wahnsinnig lästig. Und seine Freundin Lea merkt das natürlich, aber lässt ihn mal machen, so nach dem Motto ‚Wirst schon sehen‘. Ich glaube, so kleine Gemeinheiten passieren sehr schnell, wenn man eine längere Beziehung hat und sich schon sehr gut kennt. Und es war mir wichtig das zu zeigen, damit die Geschichte rund um die Waschmaschine funktioniert und Simons Entscheidungen nachvollziehbar sind.
Womit wir gleich bei der Besetzung sind – wie hast Du Deinen wunderbaren Cast zusammengestellt und wie schnell konnten sie sich in die Figuren einfühlen?
Madeleine Maßmann, die Casterin, und ich haben mehrere junge SchauspielerInnen gecastet von denen wir schon wussten, dass sie die Rollen super spielen können. Das Besondere bei Thomas Schubert und Brigitta Kanyaro war dann aber, dass sie diesen Charakteren so viel Humor einhauchen konnten. Und sie haben auch als Paar sofort funktioniert. Da musste man nicht mehr viel erklären – die waren sofort ‚in character‘.
Die Suche nach unserem Hassan war hingegen viel schwieriger. Es gibt auch in Österreich einige sehr gute Schauspieler mit arabischen, oder türkischen, oder, wie in unserem Fall, kurdischen Wurzeln. Aber die haben es alle so satt den ‚Ausländer‘ zu spielen, weil sie ja noch dazu meist astreines Deutsch sprechen. Für unseren Hassan war es aber wichtig, dass er sich noch schwer tut mit der Sprache. Dann kam noch dazu, dass Hassan von seiner Erscheinung her ein sehr sympathischer Typ sein soll, gleichzeitig aber auch das Potential haben sollte bedrohlich zu wirken. Wir haben dann in Deutschland über eine Schauspielagentur Aziz Capkurt gefunden, der wirklich all diesen Anforderungen gerecht wurde.
Was lag Dir auf visueller Ebene am Herzen?
Da wir ein sehr kleines Budget hatten war die Wohnung natürlich ein Riesenthema. Sie musste für die Geschichte funktionieren und auch die produktionstechnischen Voraussetzungen erfüllen. Eigentlich haben wir alle visuellen Entscheidungen dann anhand der Vorgaben getroffen, die die Wohnung in der wir schließlich drehen konnten mit sich gebracht hat. Also z.B. die Handkamera, damit wir keine langen Umbauzeiten haben und wenig Platz brauchen und auch damit möglichst viel Zeit für die SchauspielerInnen bleibt. Die Kamerafrau, Anna Hawlizcek, hat sich da wirklich sehr zurückgenommen und es trotzdem geschafft anspruchsvolle Bilder zu kreieren.
Du überträgst die Paranoia wunderbar auf die ZuschauerInnen – dadurch entsteht auch eine immense Spannung – hattest Du überlegt Deinen Film auch anders enden zu lassen?
Das Ende war eigentlich von Anfang an klar und hat sich im Großen und Ganzen nie wirklich verändert.
Kannst Du am Schluss noch etwas mehr über Dich erzählen und wie Du zum Film gekommen bist?
Ich will eigentlich schon Regisseur werden seit ich zwölf bin. Mit Mitte Zwanzig bin ich dann auf der Filmakademie in Wien aufgenommen worden, wo ich Regie studiert habe. Nach meinem Bachelor konnte ich drei Langspielfilme fürs Kino verwirklichen. Als ich vor zwei Jahren Vater geworden bin habe ich dann beschlossen, dass ich mir auch beruflich eine Auszeit nehmen will und habe ein Masterstudium an der Filmakademie begonnen. „Die Waschmaschine“ ist der erste Kurzfilm, der dabei entstanden ist.
Sind bereits neue Projekte geplant?
Ich schreibe gerade an mehreren Stoffen. Auch eine Langfilm Version von „Die Waschmaschine“ ist dabei. Wann ich aber das nächste mal wieder am Set stehen werde, kann ich leider noch nicht sagen.
Die Fragen stellte Doreen Matthei
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Die Waschmaschine“