„Petite Maman“ (2021)

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Filmkritik: Die französische Filmemacherin Céline Sciamma, welche 2011 bereits mit ihrem Film „Tomboy“ auf der Berlinale war und sich mit ihrem großartigen Spielfilm „Portrait einer jungen Frau in Flammen“ in die Herzen der ZuschauerInnen gespielt hat, war in diesem Jahr mit ihrem Film „Petite Maman“ (Frankreich, 2021) zum ersten Mal auch im Wettbewerb der Berlinale vertreten.

Die achtjährige Nelly (Joséphine Sanz) fährt zusammen mit ihrer Mutter Marion (Nina Meurisse) in die Heimat ihrer Großmutter, nachdem diese gestorben ist. Dort soll ihr Haus durch die Familie geräumt werden, doch auf einmal verschwindet ihre Mutter und so bleibt sie mit ihrem Vater (Stéphane Varupenne) allein zurück. Sie verbringt ihre Tage damit, das Haus, die Gegend und den nahegelegenen Wald zu erkunden. Da begegnet ihr auf einmal Marion (Gabrielle Sanz), die ihre eigene Mutter, aber in ihrem Alter, ist.

Joséphine Sanz und Gabrielle Sanz

Nach einem eigenen Drehbuch und inspiriert durch einen Traum erzählt die aus Frankreich stammende Regisseurin Céline Sciamma (*1978) in nur 72 Minuten Filmlänge eine unaufgeregte Geschichte einer besonderen Kinderfreundschaft über die Zeitgrenzen hinweg. Dabei nehmen die fantasievollen Aspekte kaum Raum ein: So bedarf es keiner Zeitmaschine oder komplizierter Zeitreise-Theorien, sondern hier steht allein das Aufeinandertreffen von Mutter und Tochter im selben Alter im Vordergrund. So geht es in dem Film auch nicht um irgendwelche größere, weltumfassende Aspekte, sondern um die Annäherung der beiden. Ein sanftes Portrait einer unmöglichen Freundschaft, welche gleichzeitig familiäre Konstellationen beleuchtet. Dass dies so gut funktioniert liegt neben dem hervorragenden Spiel der beiden achtjährigen Zwillingen Joséphine und Gabrielle Sanz auch an der warmen Inszenierung. Sciamma schuf eine Welt in gedeckten, erdverbundenen Farben, inszeniert so eine kleine Idylle, die aber auch eine gewisse Schwermut birgt. Dies im Zusammenspiel mit der traurigen familiären Geschichte von Verlust und Weggang erzeugt eine einmalige Stimmung, ganz dem magischen Realismus geschuldet, so dass der Film beim Publikum einen starken Eindruck mit viel Gefühl hinterlässt. Schade nur, dass dieser Film der leisen Töne mit keinem Bären ausgezeichnet wurde.

Gabrielle Sanz und Joséphine Sanz

Fazit: Der Spielfilm „Petite Maman“ ist die fünfte Regiearbeit von Céline Sciamma und erzählt von einer unerwarteten Kinderfreundschaft, vom familiären Zusammensein und schafft es dabei die richtige Balance zwischen kindlicher Entdeckungsfreude und Melancholie zuhalten. In wunderschönen Bildern und mit einer ruhigen Inszenierungsart besticht der Film der Regisseurin und ist für Freunde der leisen Töne eine Empfehlung.

Bewertung: 7,5/10

Kinostart: 11. November 2021 / DVD-Start: noch unbekannt

Trailer zum Film „Petite Maman“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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