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Der Geschichtslehrer Martin (Mads Mikkelsen) hat jeglichen Schwung verloren, während sich SchülerInnen am Wochenende mit viel Alkohol das Leben genießen, bleiben für ihn nur Langweile und Trott im Beruf ebenso wie im Eheleben. Als er zusammen mit seinen beiden Kollegen Peter (Lars Ranthe) und Tommy (Thomas Bo Larsen) den 40. Geburtstag von Nikolaj (Magnus Millang) feiert, besteht er darauf keinen Alkohol zu trinken. So kommen die Freunde schnell in eine Diskussion über die These des Psychiaters Finn Skårderud, der behauptet, dass der Mensch einen gleichbleibenden Alkoholpegel von 0,5‰ braucht, um sein volles Potential entfalten zu können. Also stoßen die Freunde kräftig an und beschließen am nächsten Tag, dies in einem kontrollierten Experiment fortzuführen, welches bereits am ersten Tag Wirkung zu zeigen scheint.
Auch in seinem elften Spielfilm beschäftigt sich der dänische Regisseur Thomas Vinterberg (*1969), der zusammen mit Tobias Lindholm das Drehbuch geschrieben hat, mit dem Menschen, seinen Sehnsüchten und versteckten Wünschen. Hier nun stellt er vier ganz normale Lehrer in der Mitte ihres Lebens vor, die trotz ihres Berufs (vielleicht sogar Berufung), ihrer Familie und Freunden ihren Schwung verloren haben. Die Tage sind unmotivierender Einheitsbrei. Doch mit ihrer Idee eines stetigen Alkoholpegels wollen sie aus dem Trott ausbrechen. Das scheint genau der Motor zu sein, den sie brauchten, um wieder zu erkennen, was sie an ihrem Leben haben. So legt der Film den Finger in die richtigen Wunden, denn eigentlich brauchen sie den Alkohol nicht, um glücklich zu werden. Es ist alles vorhanden, was zu einem guten Leben gehört. Das ist die Tragik, welche dahinter steckt und die die ZuschauerInnen auch eine gewisse Distanz zu den Figuren aufbauen lässt, weil diese zu ignorant sind, um zu erkennen, was sie bereits haben. Zudem wird der Alkoholkonsum hier zu sehr gewürdigt, statt in noch mehr und drastischeren Bildern zu zeigen, was er anrichten kann. Gerade die Schlusssequenz, in der Mads Mikkelsen einen wunderbaren Tanz vollzieht, zelebriert etwas zu sehr den Genuss. Doch abseits dieses etwas zu positiven Bildes dieser nicht zu unterschätzenden Droge, enthält der Film viele Wahrheiten, welche hier ein stimmig eingebaut wurden.
Ausgestaltet ist der Film zwar nicht mehr im Dogma-Gewand wie die früheren Arbeiten des Regisseurs. Aber die Realitätsnähe und die nahe Kameraführung sind auch hier vorhanden. Umgesetzt hat Vinterberg den Film mit einem großartigen Cast, welcher den Figuren die nötige Lebensnähe verleiht. Vinterberg hat auch hier wieder mit Mads Mikkelsen („James Bond 007: Casino Royale“ (2006), „The Salvation“ (2014)), mit dem er schon zwei Projekte auf die Beine gestellt hat, zusammengearbeitet. Im Ganzen entstand ein Film, der wieder in die menschliche Natur vordringt, sie beleuchtet und es so mit seiner Eindringlichkeit vielleicht schafft, dass sich der eine oder andere darin wiedererkennt. Außerdem wurde „Der Rausch“ für zwei Oscars nominiert, u.a. für die ‚Beste Regie‘ und konnte den Oscar für den ‚Besten Internationalen Film‘ gewinnen und damit Filme wie das chinesische Drama „Better Days“ ausstechen.
Fazit: Der dänische Spielfilm „Der Rausch“ von Thomas Vinterberg, einer der Oscargewinner des diesjährigen Jahres, erzählt von den Sorgen und Nöten einiger Mittvierziger, die sie auf ihre Weise lösen wollen. Ein wenig Verherrlichung von Alkoholkonsum steckt genauso in dem Film drin, wie die realitätsnahe Schilderung dessen, was Männer in diesem Alter antreibt. So gelang Vinterberg ein guter Einblick in die Gefühlswelt erwachsener Männer und er setzt dies tadellos in seinem gewohnten Stil und mit einem überzeugenden Ensemble um.
Bewertung: 6,5/10
Kinostart: 22. Juli 2021 / DVD-Start: 26. November 2021
Trailer zum Film „Der Rausch“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Pressematerial vom Weltkino Filmverleih
- Wikipedia-Artikel über den Film „Der Rausch“
- Gerhard Midding, ‚Kritik zu Der Rausch‘, epd-film.de, 2021
- Barbara Schweizerhof, ‚“Der Rausch”: Tanz der Trinker | ZEIT ONLINE‘, zeit.de, 2021
- Fabian Lichter, ‚Tragikomödie „Der Rausch“: Leber und leben lassen Um der Tristesse des Alltags zu entkommen, frönen mittelalte‘, faz.net, 2021