Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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1. Juli – 3. Oktober 2021 / Robotron-Kantine, Gedenkstätte Bautzner Straße, Kläranlage & OSTRALE.Basis Übigau
Ausstellungsbericht: Die 2007 gegründete und seit 2017 als Biennale stattfindende zeitgenössische Kunstschau ‚OSTRALE – Biennale für zeitgenössische Kunst‘ ist eine der größten ihrer Art in Deutschland. In diesem Jahr fand sie vom 1. Juli bis 3. Oktober 2021 unter dem Motto ‚Atemwende‘ statt, wechselte wieder die Ausstellungsorte und fand vor allem in dem ehemaligen DDR-Gebäude der Robotron-Katrine statt.
Das Motto ‚Atemwende‘ hätte in diesem Jahr nicht vortrefflicher gewählt worden sein können. Nach der Pandemie gibt es nun mehr Themen, auf welche die Menschen und die Gesellschaft ihr Augenmerk richten sollten. So stehen im Fokus der zeitgenössischen Biennale, bei der 160 Kunstwerke von 140 Künstlern aus 34 Ländern gezeigt wurden, die Schäden an der Natur, fehlerhafte gesellschaftliche Strukturen und Systeme in den Vordergrund stellen. Die 27 Räume der Robotron-Kantine, die ehemalige Speisestätte der Computerfabrik Robotron, welche seit 2016 leer steht und seit dem Ende der DDR auch als Kunstraum genutzt wurde, nahmen die Kunstwerke auf. Dabei ist der Ort nicht nur reine Hülle, sondern interagiert zuweilen mit den Kunstwerken, indem diese beispielsweise direkt auf die Wände angebracht wurden oder auch manche in einem Dialog mit ihrer Umgebung treten. In zwei großen Sälen und vielen kleinen Kellerräumen gab es zahlreiche Kunstwerke zu entdecken. Der Schwerpunkt lag dabei auf plastischen Arbeiten und Videokunst. Aber auch Malerei, Fotografie, Zeichnungen und Stickereien fanden sich hier. Dabei war der Kanon der Kunstwerke klar auf die Probleme unsere Zeit fokussiert. Kunstwerke wie atmendes Fell und die Fotografien ‚I Walk Through the Zoo‘ von Andrea Palašti aus dem Zoo in Wien thematisieren den Umgang mit Tieren. ‚Desert‘ – ein komplett aus Holz geschaffenes Haus hinterfragt den Umgang mit Ressourcen. Auch Fake News, der Umgang mit Umweltkatastrophen, Technisierung und die Abwendung von der Natur sowie Pervertierung von Krieg und Gewalt sind thematisch erfasst worden. So hatte man als BesucherIn die Möglichkeit sich in guten drei bis vier Stunden unterschiedlich intensiv mit den verschiedenen Themen zu beschäftigen. Falls man ein großer Freund von Videoinstallationen ist, könnte man in den Kellerräumen bestimmt noch mehr Zeit verbringen und Filme, wie den DOK-Teilnehmer „Dark Matter“ von Viktor Brim entdecken. Wer dann noch nicht genug Kunst getankt hat, kann dann die anderen Stätten in der OSTRALE.Basis, der Stadtentwässerung Dresden oder an der Gedenkstätte Bautzner Straße besuchen. Im Gesamten bot auch die diesjährige OSTRALE einen wunderbaren Einblick in die zeitgenössische Kunst und zeigt welche Stellung sie einnimmt, gerade in Anbetracht aller menschliche Krisen.
Fazit: Auch in diesem Jahr bot die Biennale OSTRALE unter dem Motto ‚Atemwende‘ eine gelungene Mischung aus Werken aus den verschiedenen Bereichen der Bildenden Kunst von vielen internationalen KünstlerInnen. Dabei wurde Wert gelegt auf eine große Vielfalt und der Fokussierung auf die Krisen unser Zeit. So werden brüchige Gesellschaftssysteme, der Umgang mit der Natur und dem Klima sowie gefährliche, (zwischen-)menschliche Tendenzen thematisiert. Rundherum war auch die diesjährige OSTRALE ein Ort vieler Entdeckungen, gedanklichen Anregungen und bot einen wunderbaren Einblick in das aktuelle Kunstgeschehen.