„Schwarmtiere“ (2022)

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Kurzfilm / Deutschland / Fiktion / 2022

Filmkritik: Der 30-minütige Spielfilm „Schwarmtiere“ der Regisseurin Alison Kuhn, der auf den 56. Hofer Filmtage 2022 lief, ist eine gelungene Adaption eines Stoffes, der mittlerweile über 120 Jahre alt ist.

Karla (Gwentsche Kollewjin) ist die Neue am Internat Sankt Severin. Gleich am ersten Tag lässt sie sich nicht rumschubsen und bricht dem beliebten Schüler Pombert (Jan Faßbender) die Nase. Dadurch steigt sie schnell ab und der Schulalltag wird zur Qual. Nur der neu gewonnene Freund Jerome (Karly Kadyrov) und der Bienenstock, den sie betreut, bringen ihr Freude. 

Gwentsche Kollewjin

Im Rahmen des 3sat-Programms ‚KlassiXS‘ entstand der Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF der Regisseurin und Drehbuchautorin Alison Kuhn (*1995) („The Case You“ (2020), „Fluffy Tales“ (2021)). Sie adaptiert darin die Novelle „Die Turnstunde“ (1899) von Rainer Maria Rilke (1875-1926) und holt die Geschichte in die Gegenwart. Die Handlung wird dabei in ein Internat verlagert und erzählt die Geschichte mit allen Geschlechtern. Es geht darin um klassische Themen wie Dazugehören, Mobbing, Ausgrenzung, Anpassung und Einsamkeit. All das vereint sie in einem spannenden Drama, das einen 30 Minuten lang nicht mehr loslässt, denn man kommt nicht umhin zu denken, dass das hier nicht gut ausgehen wird. Das liegt nicht nur an der Geschichte selbst, sondern auch an der gelungenen Umsetzung. Die Inszenierung schmiegt sich wunderbar an die Gefühlslage ihrer Protagonistin an. So wechselt die Kameraführung mit den Stimmungen. Der gefundene Schauplatz ist ebenso perfekt wie der Cast, allen voran Gwentsche Kollewjin als kämpferische Karla. So entstand ein rundherum gelungener Film, der eine unbekannte Geschichte wunderbar in die heutige Zeit holt und damit fesseln und berühren kann.

Fazit: „Schwarmtiere“ ist ein 30-minütiger Kurzfilm, der zugleich einfühlsam und spannend ist. Im geschlossenen Kosmos eines Internats lässt die Regisseurin Alison Kuhn junge Menschen aufeinander treffen und greift dabei eine ganze Palette an Themen auf, die ihre Gültigkeit jetzt noch genauso haben, wie zu der Zeit, als Rilke die Novelle schrieb.

Bewertung: 8/10

Trailer zum Kurzfilm „Schwarmtiere“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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