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Interview: Im Gespräch mit dem Filmemacher:innen Leni Gruber und Alexander Reinberg konnte ich mehr über ihren Kurzfilm „Hollywood“ erfahren, der u.a. auf dem 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 lief und auf dem 23. Landshuter Kurzfilmfestival 2023 den Hauptpreis gewinnen konnte. Im Interview erzählen sie von der Entstehung, wie sie eine humorvolle Anekdote ausschmückten und zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Schenkenfelden, Oberösterreich, einen 28-minütigen Kurzfilm schufen.
Wie ist die Idee zum Kurzfilm entstanden?
Die Hauptdarstellerin Marlene Hauser hat uns vor einigen Jahren erzählt, dass sie selbst als achtjähriges Mädchen bei Übungen der Freiwilligen Feuerwehr in Oberösterreich mitspielen durfte. Als wir dann die wild zusammengeschnittenen Videosequenzen sahen, wo sie unterlegt mit harter Techno-Musik und voller Brandwunden aus einem Seniorenheim gerettet wurde, war für uns klar: Genau das wollen wir auch. Vielleicht mit ein bisschen weniger Techno.
Damit das Ganze aber nicht nur einen Schauwert, sondern auch eine emotionale Geschichte bietet, haben wir den Charakter der Anna erschaffen. Eine erfolglose Schauspielerin, deren letzter Strohhalm es ist, sich im Autowrack die Seele aus dem Leib zu brüllen – das bietet auch narrativ eine gewisse Fallhöhe.
Ihr habt dafür mit der örtlichen Feuerwehr zusammengearbeitet. Wie haben sie die Idee aufgenommen? Wie verlief die Zusammenarbeit?
Als wir Herrn Oberbrandmeister Enzenhofer in einem Linzer Café trafen, um ihm die Idee zu pitchen, war uns schon etwas mulmig zumute. Kann die Feuerwehr überhaupt etwas mit dem Medium ‚Kurzfilm‘ anfangen? Haben die denn Kapazitäten für solche Spielereien? Dementsprechend vorsichtig haben wir Herrn Enzenhofer gefragt, ob wir uns vielleicht Jacken, Helme, ein bisschen Ausrüstung leihen dürfen. Herr Enzenhofer hat uns dann tief in die Augen geblickt und gemeint: „Wisst’s was, ihr gebt mir einfach eine Liste, wo drauf steht, was ihr anzünden wollt, was wir in die Luft jagen sollen und wir machen das schon.“ Hollywood, eben. Und Herr Enzenhofer wusste auch, wo dieses Hollywood liegt. Nämlich in Schenkenfelden – bei der Freiwilligen Feuerwehr. 30 Frauen und Männer, die in Schutzanzügen endlos durch den Wald laufen, Autowracks in Brand setzen oder tonnenschwere Baumstämme Millimeter genau im Wald platzieren. Ohne diese Menschen gäbe es diesen Film nicht. Dominik Wimmer, einer unserer Ansprechpartner dort, ist ein Produzent des Filmes.
In welchem Rahmen habt ihr euren Film realisiert? Wie lange habt ihr gedreht?
Anfangs war es noch eine ziemliche Schnellschussaktion gewesen. Die Idee kam im Juli 2020, Anfang September war schon der Drehbeginn. Durch die Corona-Pandemie, der wir eigentlich entgehen wollten, hat sich dann leider alles verschoben. Leni war in Quarantäne, einige Dinge wie die Szenen mit der Feuerwehr konnten wir allerdings nicht verschieben. Aus einem Drehblock wurden somit drei, vier, die sich bis in den Herbst und das Frühjahr erstreckten, und auch die Postproduktion zog sich durch COVID-19 in die Länge. Seine Premiere feierte „Hollywood“ dann 2022 auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr in Schenkenfelden. Was lange währte, wurde endlich gut.
Was lag euch visuell am Herzen?
Wenn die Geschichte eines Films an sich schon skurril ist, möchte man es im Look und in der Inszenierung nicht auch noch übertreiben. Für uns gilt es, das Lustige im Traurigen zu finden und das Alltägliche im Außergewöhnlichen. Anstatt mit großen Plansequenzen die Feuerwehr bei ihrer Arbeit zu filmen, wollten wir mit der Handkamera fast dokumentarisch an Marlene dran bleiben. Es wirkt authentischer und das war uns ganz wichtig.
Wie habt ihr eure Hauptdarstellerin gefunden? Was war euch bei der Besetzung wichtig?
Wir sind schon seit längerem mit Marlene befreundet und wussten, dass sie die perfekte Besetzung für die Rolle ist. Marlene Hauser schafft es, mit so wenig, so viel zu erzeugen. Sie kann so wunderbar subtil sein und dann brüllt sie wiederum eine gefühlte Ewigkeit in die Kamera und es ist einfach nur großartig. Marlene ist komplett frei von Allüren, sie versteht, was die Rolle braucht und gibt es ihr – uneitel und immer am Punkt. Sie ist eine wunderbare Schauspielerin.
Gab es in eurer Zusammenarbeit eine klare Aufgabenaufteilung?
Wir machen so gut wie alles gemeinsam.
Könnt ihr mir am Ende noch ein bisschen mehr zu euch erzählen und wie ihr zum Film gekommen seid?
Alex: Ich war familiär nicht vorbelastet, mehr ein Quereinsteiger. Als Kind habe ich irgendwann die alten Videokameras meiner Großeltern gefunden und begonnen damit Filme zu drehen. Vorwiegend im Umfeld der Familie und vorwiegend mit meinem Großvater Peter als Hauptdarsteller. Nach und nach entstanden Adaptionen bewährter Hollywood-Klassiker wie „Der letzte Petrikaner“ und „The Good, the Bad and the Peter“. Wissend, dass die filmische Welt vermutlich noch mehr zu bieten hat, hab ich mich dann mit 19 an der Filmakademie Wien beworben. Aus Mangel an Alternativen, könnte man meinen, oder, weil egal was ich sonst gemacht hätte, es mich dann doch wieder nur zu den Videokameras meiner Großeltern hingezogen hätte.
Sind bereits neue Projekte geplant?
Wir arbeiten derzeit fürs Fernsehen und entwickeln nebenbei eine Serie, bei der reale Hausschafe eine nicht unbedeutende Rolle spielen würden. Das große Ziel ist aber der gemeinsame Erstlingsfilm.
Die Fragen stellte Doreen Kaltenecker
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Hollywood“