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352 Seiten / Karl Blessing Verlag / 23,70 €
Die KF – Künstliche Freundin – Klara wartet in dem Geschäft mit vielen anderen artifiziellen Begleitern darauf, von einem Kind und ihren Eltern ausgewählt zu werden. Da schon die nächste Generation von Modellen verkauft wird, ist Klara schon eine lange Zeit im Laden. Das Kind Josie, das unter einer Krankheit leidet, hat sich schon früh für sie entschieden, doch bis Klara schlussendlich bei der Familie einzieht, vergeht eine ganze Zeit. In Josies Zuhause lernt sie das Leben von Mutter und Tochter genauso kennen, wie auch den Nachbarsjungen Rick. Mit der Zeit verschlechtert sich Josies Gesundheitszustand und so beschließt Klara zu handeln.
Der britische Autor Kazuo Ishiguro (*1954) hat japanische Wurzeln und erzählte bereits in seinem 2009 erschienenen Roman „Alles, was wir geben mussten“, der von Mark Romanek mit Carey Mulligan und Andrew Garfield in den Hauptrollen verfilmt wurde, von einer dystopischen Welt. Auch in seinem neuesten Roman – „Klara und die Sonne“ – befinden wir uns nicht in der heutigen Welt, sondern in der Zukunft, in der Kinder ihre Tage nicht mehr mit anderen Kindern verbringen, sondern mit künstlichen Freund:innen. Diese gehören fest zum Alltag dazu und werden für diese Zwecke immer weiterentwickelt. All das erfahren die Leser:innen aus der Sicht einer dieser KIs. Die KF Klara ist dabei sehr aufgeweckt, beobachtet viel und lernt schnell. Trotzdem wird die Welt durch ihre Augen mysteriöser. Gerade in unbekannten Situationen und durch starken Lichteinfall teilt sich die Umgebung in Quadrate auf, die es erst einmal für sie und für uns zu erfassen gilt. Diese Hürden nimmt Klara mit der Zeit immer besser und mit ihr zusammen begegnen wir einer kleinen Familie, die erschüttert ist von dem Tod eines Kindes, aber auch durch eine schlimme Krankheit, welche die andere Tochter heimsucht. Wie gehen sie mit dem Verlust – dem vergangenen und dem drohenden – um? Wie nimmt das Mädchen ihre eigene Krankheit und die damit zusammenhängende Zukunft wahr? Welche Rolle spielen menschliche Kontakte in diesen Zeiten? Ishiguro lässt sich auf den 352 Seiten, die sich angenehm lesen lassen, Zeit, diese Dynamiken und Fragen zu entfalten, gibt immer wieder Einblicke in das größere Ganze und bedeckt alles mit einem Schleier der Melancholie. Dieses Gefühl trägt die Leser:innen bis zum Ende, was einem dann auch zu Tränen rührt, obwohl es anders endet, als man es erwartet. So ist diese melancholische Dystopie kein Stoff für Freunde des actionlastigen und extrem weiter gedachten Sci-Fi-Genres, sondern konzentriert sich auf die zwischenmenschlichen Aspekte und schafft es, mit dieser kleinen Familiengeschichte ans Herz zu gehen.
Fazit: „Klara und die Sonne“ ist ein Roman des Autors Kazuo Ishiguro. Er entführt darin die Leser:innen in eine zukünftige Welt, in der zwischenmenschliche Beziehungen und auch der Einsatz von KI – gerade in diesem Gebiet – sich verändert haben. Aus der Perspektive einer KI heraus erzählt er eine berührende Familiengeschichte.
Bewertung: 4/5
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- Wikipedia-Artikel über das Buch „Klara und die Sonne“
- Wikipedia-Artikel über den Autor Kazuo Ishiguro
- Katharina Borchardt, ‚Kazuo Ishiguro: “Klara und die Sonne” – Dienerin ohne politisches Bewusstsein‘, deutschlandfunkkultur.de, 2021
- Benedikt Herber, ‚Kazuo Ishiguro: Die einfühlsamen Roboter‘, zeit.de, 2021