„Oskar Fischinger – Musik für die Augen“ (2023)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der Dokumentarfilm „Oskar Fischinger – Musik für die Augen“ (Deutschland, USA, 2023) von Harald Pulch erschließt dem Publikum mit Hilfe eines 1993 geführten Interviews und viele Ausschnitten und Archivmaterial das Leben und das Werk des für die meisten unbekannten Filmemachers und Animationskünstler Oskar Fischinger.

Der in Deutschland geborene Oskar Fischinger ist ein Motion-Design-Pionier. Zusammen mit seiner Ehefrau Elfriede schuf er die ersten Animations-Kurzfilme, Clips voller innovativer Ideen, und spielte mit den verschiedenen Techniken, um Dinge sich bewegen zu lassen, sei es der klassische Zeichentrick, Stop-Motion- oder die Collagetechnik. Er ließ sich dabei immer wieder neue Wege einfallen. Nachdem er mit seiner Frau in die USA emigriert war, arbeitete er eine Zeit lang bei Disney und war u.a. an dem Film „Fantasia“ (1940) beteiligt. Am Ende seiner Karriere, die viele Höhen und Tiefen erlebte, wandte er sich dann noch vollends der Malerei zu.

Elfriede Fischinger

Der deutsche Professor und Filmemacher Harald Pulch wurde bereits 1993 von Elfriede Fischinger, also 26 Jahre nach dem Tod des Ehemanns und Künstlers Oskar Fischinger, in deren Haus in Los Angeles eingeladen. Dort erzählt sie in einem langen Interview, das über fünf Tage hinweg aufgezeichnet wurde, von dem Leben mit und von Oskar Fischinger. Davon, wie dieser Avantgarde-Pioneer Techniken und Ideen entwickelte und diese bereits in Deutschland (dort vor allem in der Werbung) und später in Amerika umsetzte. Elfriede Fischinger bleibt die einzige Erzählerin in dieser Dokumentation und gibt einen so großartigen Einblick in die gemeinsame Arbeit – auch weil sie sehr viel an Material und so auch greifbare Entstehungsgeschichte aufgehoben hat. Angereichert wird das Ganze mit Archivaufnahmen und vor allem vielen Filmausschnitten, die man heutzutage schwer zu sehen bekommt. Über die Jahre entwickelte sich Fischingers Stil immer weiter und dank dieser Dokumentation kann man dies nachvollziehen und auch die Akribie und Liebe zum Detail deutlich spüren. Der Stil von Harald Pulch ist dabei vor allem zweckmäßig. Anhand des Interviews bewegt er sich chronologisch fort und fügt nur ein paar zusätzliche Kapitelmarken ein. Doch trotz der sehr klassischen Erzählweise – ein Talking Head und Archivaufnahmen – ist diese Dokumentation eine Entdeckung wert, klärt sie doch die Welt über die Arbeit Fischingers auf und zeigt welchen Einfluss seine Kunst auf alle späteren Generationen von Filmemacher:innen hatte, den sein Stil entdeckt man heute immer noch wieder.

Fazit: „Oskar Fischinger – Musik für die Augen“ ist eine Dokumentation von Harald Pulch, der ein älteres Interview mit Elfriede Fischinger mit dem Archivmaterial zusammenbringt und damit wunderbar das Leben und das Werk des Filmpioniers einfängt. Es zeigt dessen Kreativität, Erfindungsreichtum und Hingabe zum animierten Film. Nach der Sichtung dieser klassisch inszenierten und aufgebauten Dokumentation ist man definitiv klüger und erkennt Fischingers Einfluss in vielen Filmen wieder.

Bewertung: 7,5/10

Kinostart: 21. September 2023

geschrieben von Doreen Kaltenecker

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