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Der Rapper Alfred „Paper Boi“ (Brian Tyree Henry) wird immer bekannter. Das bringt manche Probleme mit sich: Menschen, die sich in seinem Schatten ausruhen oder sich seine Berühmtheit zu Nutze machen wollen. Sein Cousin Earnest „Earn“ Marks (Donald Glover) ist sein Manager. Er scheint dafür nicht besonders geeignet zu sein, denn er bringt ihm immer wieder seltsame Auftritte ein. Earn hadert ebenfalls mit seiner Rolle und wird das Gefühl nicht los, bald nicht mehr dazuzugehören. Zudem schafft er es nicht, die Beziehung zu Vanessa (Zazie Beetz) zu festigen oder eine eigene Wohnung zu finden.
Die elf Folgen umfassende zweite Staffel löst sich noch mehr von einer klassisch fortschreitenden Handlung. Zwar geht es um das Verhältnis aller Figuren untereinander, speziell zwischen Paper Boi und seinem Cousin Earn sowie dessen Ex-Freundin Van, der Mutter seines Kindes. Aber das klingt immer nur kurz mit an oder wird als Hintergrundwissen in die jeweilige Episode eingewebt. Stattdessen ist jede Folge ein Unikat. Sie sind dabei unterschiedlich lang und erzählen mit variierender Intensität und Humoreinsatz von dem täglichen Leben. So erzählt die eine Folge, wie ein Gig richtig schiefgeht, in einer anderen sehen wir Paper Boi, wie er seinem Haarschnitt hinterherrennt. Auch bekommen Van und die On-Off-Beziehung zu Earn ganze zwei Folgen, in der Van klar im Mittelpunkt steht. Die wohl außergewöhnlichste Folge der zweiten Staffel ist die sechste Folge mit dem Titel „Teddy Perkins“. Die Nebenfigur Darius (LaKeith Stanfield), die meist entspannt am Seitenrand chillt, rutscht hier in eine horrorartige Geschichte hinein, deren Verlauf unvorhersehbar ist.
Die Inszenierung der Serie, meistens aus der Hand des Regisseurs Hiro Murai, ist sehr souverän und realitätsnah, aber auch skurril und ungewöhnlich. In dieser Welt bewegen sich die Schauspieler:innen Donald Glover („Community“ (2009-2014)), LaKeith Stanfield („Knives Out – Mord ist Familiensache“ (2019), „Geistervilla“ (2023)), Brian Tyree Henry („Bullet Train“ (2022), oscarnominiert als Bester Nebendarsteller in „Causeway“ (2022)) und Zazie Beetz („Deadpool 2“ (2018), „Joker“ (2019), „Lucy in the Sky“ (2019)) lebensecht. So ist die zweite Staffel beinah eine Anthologie-Serie, bei der man nie weiß, wen man dieses Mal zu sehen bekommt. Die Figuren besitzen, auch durch das hervorragende Spiel aller Darsteller:innen, viel Tiefe und ihre Beziehungsgeflechte untereinander werden weiter gesponnen. So kann man gespannt sein, wie es in der dritten Staffel fortgesetzt wird.
Fazit: „Atlanta“ erzählt in seiner zweiten Staffel vom Leben und Treiben der Helden der ersten Staffel weiter. Dabei werden vor allem einzelne Situationen zu ganzen Folgen ausgebaut, die alle für sich stehen. Hervorragend gespielt, vielfältig erzählt und souverän inszeniert, zieht einen die Serie in ihren Bann und zeigt, dass man auch abseits klassischer narrativer Strukturen gelungene Serien-Unterhaltung schaffen kann.
Bewertung: 4/5
Trailer zur Staffel 2 der Serie „Atlanta“:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- Wikipedia-Artikel über die Serie „Atlanta“
- Michael Braun, ‚Review: Atlanta – Staffel 2 – Hochwertige Serienkunst in elf Teilen‘, serieslyawesome.tv, 2021
- Ben Travers, ‚Atlanta Season 2 Review: Donald Glover’s Robbin’ Season is Deeply Good‘, indiewire.com, 2018