Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Serienkritik: Der britische Schriftsteller Sir Arthur Canon Doyle (1859-1930) schuf mit seinen Sherlock Holmes-Romanen ein kulturelles Gut, was wohl ewig im Gedächtnis verankert bleiben wird. Dies verdanken die Romane nicht nur den vielen Lesern, sondern auch den unzähligen Umsetzungen in Filmen (u. a. “Sherlock Holmes” (2009) mit Robert Downey Jr. in der Hauptrolle) und Serien wie “Elementary”. Vor sieben Jahren kam die BBC-Serie “Sherlock” auf den Markt und führte zu einem neuen Boom und bekam eine riesige Fan-Gemeinschaft, die jeder neuen Staffel entgegenfiebert.
Der eigenwillige Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch), hilft dem New Scotland Yard, insbesondere unterstützt er dabei den Detective Inspector Lestrade (Rupert Graves), bei besonders kniffligen Fällen mit seinen einzigartigen, kognitiven Fähigkeiten. Zusammen mit dem ehemaligen, verwundeten Militärarzt John Watson (Martin Freeman) baut er eine Detektivkanzlei auf. Von da an sie lösen gemeinsam viele Fälle, treffen auf die interessante Irene (Lara Pulver) und lernen Sherlocks Todfeind Moriarty (Andrew Scott) kennen. Zusammen mit ihren Freunden, darunter die Pathologin Molly (Louise Brealey), der Hausbesitzerin Mrs. Hudson (Una Stubbs), Sherlocks Bruder Mycroft (Mark Gatiss) und Watsons zukünftiger Frau Mary (Amanda Abbington) knacken sie nicht nur schwierige Rätsel, sondern müssen viele persönliche Schicksalsschläge ertragen.
Die britische Serie “Sherlock” von den Serienmachern Steven Moffat und Mark Gatiss ist in den letzten sieben Jahren in vier Staffeln mit je drei Folgen in Spielfilmlänge erschienen. Jede Staffel dreht sich um einen anderen Knackpunkt und bringt die Geschichte der beiden Detektive zügig voran. Dabei werden die Fälle aus den Romanen von Sir Arthur Canon Doyle aufgegriffen, gewandelt und ins heutige London transportiert. Doch geht es in einer Folge nicht nur um einen bestimmten Fall, sondern meistens werden mehrere Fälle eingebaut und das große Ganze sowie die Entwicklung der Charaktere steht immer im Vordergrund. Jeder von ihnen, von Sherlock Holmes bis hin zur Gerichtsmedizinerin Molly (gespielt von Louise Brealey) bekommt ein starkes und tiefes Profil. So dass man als Zuschauer schnell in die Welt der beiden Detektive hineingezogen wird. Diese ist dabei nie fröhlich oder leicht, sondern besitzt eine gewisse Schwere und Melancholie. Auch die Momente des Glücks sind immer nur von kurzer Dauer. Unterstrichen wird dies von dem Look des Films: Farblich sind die Filmbilder grau-blau gefährt und die Locations stets stimmig ausgewählt. Die Detektivarbeit wird dabei aber von raschen Schnitten, Einblendungen und Rückblenden strukturiert und bebildert so wunderbar Sherlocks schnellen und analytischen Verstand. Der letzte Grund neben der Optik und dem Erzählstil, weswegen sich die Serie so großer Beliebtheit erfreut, ist das wunderbare Ensemble aus größtenteils britischen Darstellern. Allen voran Benedict Cumberbatch (auch bekannt aus “Star Trek – Into Darkness” (2013) und “Dr. Strange” (2016)), der durch seine Rolle als Sherlock eine riesige vor allem weibliche Fangemeinde angesammelt hat. Doch auch John Watson ist mit Martin Freeman ebenfalls sehr stark besetzt und ein gleichwertiger Partner für den berühmten Detektiv. Dies zieht sich bis in die Nebenrollen hinein und bietet so ein stimmiges Gesamtbild. Abgerundet wird die Serie von dem großartigen Score von David Arnold und Michael Price. Im Gesamten ist die britische Serie “Sherlock” eine gelungene Neuinterpretation der Werke von Doyle und eine große Hommage an seinen Erfinder. So verdankt sie den stimmigen Bildern, den passenden Darstellern und der hohen dramatischen Spannungskurve ihren Erfolg.
Fazit: Die Erfolgsserie “Sherlock” hat wahrlich das ganze Lob verdient, was sie bisher erhalten hat. Sie schuf trotz starker Bezüge zur Vorlage einen neuen Kosmos. Die Serienstruktur, in der es pro Folge nicht nur um einen speziellen Fall geht, macht dabei den größten Reiz aus. In nur 12 Folgen hat man das Gefühl in diese Welt abzutauchen und spürt die Zeit vergehen. So sind die Hauptfiguren von lebendiger Tiefe und werden wunderbar von einem großartigen Ensemble verkörpert. Im Gesamten ist die britische Serie “Sherlock” eine großartige Adaption der Vorlage, die zu Recht viele Nominierungen und Preise erhalten hat.
2 Gedanken zu ““Sherlock” (Serie, Staffel 1-4, 2010-2017)”