„Call of Cuteness“ (2017)

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Kurzfilm / Deutschland / Animationsfilm / 2017

Filmkritik: Auf den 28. Bamberger Kurzfilmtagen lief der ungewöhnliche Animationsfilm „Call of Cuteness“. Mit drastischen und teilweise stark entfremdeten Bildern nimmt uns die Regisseurin Brenda Lien mit auf einen Horrortrip in die sonst so wohlig schöne Katzenvideo-Welt.Der menschliche Alltag wird immer wieder aufgewertet durch süße Katzenvideos. Doch was steckt dahinter und wie geht es den Tieren dabei?

In dem 2017 erschienen zweiten Teil der Internetphänomen-Trilogie von Brenda Lien (*1995) – „Call of Cuteness“ – dreht sich alles um die beliebten Katzenvideos. Fast jeder erfreut sich an ihnen, denkt aber nicht daran, was dahintersteckt, wenn die Tiere in abstruse Situationen gebracht oder in Kostüme gezwängt werden. Neben Hunden sind Katzen wohl die beliebtesten Haustiere. Ihre Eigenwilligkeit wird dabei bewundert, aber das Tierwohl steht selten im Vordergrund, vor allem wenn es um die eigene Bespaßung geht. Natürlich ist das dem normalen YouTube-User nicht bewusst und gerade darauf möchte die junge Filmemacherin Lien aufmerksam machen. Dafür verwendet sie Found-Footage-Material und entfremdet es mit dem Rotoskopie-Verfahren. Doch trotz dieser defragmentierten Darstellungsweise, die an manchen Stellen die Bilder auch stark verfremdet, wird dem Zuschauer die Brutalität des Gesehenen bewusst. Durch eine starke Auswahl des vorhandenen Materials, dem Einsatz von Wiederholungen und einer drastischen Abwärtsspirale drückt Lien nicht durch Worte, sondern mit Bildern, die man nicht so schnell aus dem Kopf bekommt, ihre Kritik aus. Sie fordert zum Nachdenken auf und richtet sich gegen das bloße Konsumieren. Gerade im Zusammenhang mit dem ersten Teil „Call of Beauty“ fällt auf, wie souverän sich die junge Filmstudentin aus Offenbach in der Materie bewegt, unterschiedliche Stile adaptiert und ihre Kritik nicht plakativ sondern gezielt einsetzt.

Fazit: „Call of Cuteness“ wird jeden Liebhaber von Katzenvideos ins Mark treffen. In ihren mit Animationen verfremdeten Kurzfilm macht sie die Diskrepanz zwischen Tierwohl und Bespaßung deutlich und verpackt ihre Kritik mit teils drastischen Bildern. Gleichzeitig zeigt der zweite Film der Trilogie wie mühelos sich Lien auch in anderen Filmgenres bewegen kann, kein Wunder also, dass sie es mit diesem Beitrag auch zur 67. Berlinale geschafft hat.

Bewertung: 7,5/10

Ein Ausschnitt des Kurzfilms  „Call of Cuteness“ zum Selberschauen

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

 

3 Gedanken zu “„Call of Cuteness“ (2017)

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