„So schnell es geht nach Istanbul“ (1990)

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Kurzfilm / Deutschland / Fiktion / 1990

Filmkritik: Andreas Dresen, bei Kritikern und Filmfreunden hoch geschätzer Regisseur von Filmen wie „Halt auf freier Strecke“ (2011) und „Gundermann“ (2018) hat ebenfalls mit Kurzfilmen angefangen. Der schon 45-minuten lange „So schnell es geht nach Istanbul“ wurde damals auf der 41. Berlinale beim ‚Neuen Deutschen Film‘ vorgestellt, konnte im Jahr darauf den Publikumspreis auf den 2. Bamberger Kurzfilmtagen gewinnen und lief nun zum Jubiläum noch einmal in Bamberg.

Niyazi (Yüksel Yolcu) lebt kurz nach der Maueröffnung in Berlin. Die Stadt ist kalt und ungemütlich und er sehnt sich nach seiner Heimat, der Türkei. Er hat einen Plan. Dafür muss er im Westen arbeiten, aber in der DDR leben, am besten kostengünstig bei einer neuen Freundin. Gut, dass er gerade Klara (Jana Mattukat) kennengelernt hat.

Der Regisseur und Drehbuchschreiber Andreas Dresen (*1963), der für Stoffe bekannt ist, welche die soziale Wirklichkeit wiederspiegeln, verweigerte bereits in seinem Frühwerk Hochglanz-Romantik. „So schnell es geht nach Istanbul“ ist sein sechster Kurzfilm und Abschlussfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg. Er schildert dabei authentisch und mit der richtigen Prise Humor das Leben in Berlin kurz nach dem Mauerfall.

Jana Mattukat und Yuksel Yolcu

Seine Geschichte ist nach den Motiven der Erzählung „Romeo“ von Jurek Becker (1937-1997) aufgebaut und beinhaltet viele soziale Aspekte. Er schildert dabei authentisch das Leben in dieser Stadt und vor allem das der Kreuzberger Türken. Für seine realistische Darstellung half ihm der Kontakt zu türkischen Darstellern, die ihn u.a. mit ihren Familien bekannt machten. So gelang Dresen schon in frühen Jahr ein Film, der ins Schwarze trifft und dabei auch unterhaltsam und humorvoll ist. Hinzu kommt aus heutiger Sicht noch der Aspekt, dass es sich hierbei zwar um einen Spielfilm handelt, dieser sich aber wie ein Zeitdokument anfühlt, weil er es schafft die Stadt, die Zeit und die Stimmung damals wunderbar einzufangen.

Fazit: Der deutsche 45-minütige Spielfilm „So schnell es geht nach Istanbul“ ist eines der ersten Werke des geschätzten Regisseurs und Drehbuchschreiber Andreas Dresen. Dabei schafft er es die Zeit, das Leben und die Stimmung kurz nach dem Mauerfall mit einem klaren, realistischen Blick und charmantem Humor einzufangen. Dieser Film funktioniert auch heute noch, also sollte man die Chance wahrnehmen, ihn für sich zu entdecken.

Bewertung: 7/10

Schau Dir den Kurzfilm „So schnell es geht nach Istanbul“ komplett an:

geschrieben von Doreen Matthei

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