„Schwarzfahrer“ (1993)

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Kurzfilm / Deutschland / Fiktion / 1993

Filmkritik: Auf den 30. Bamberger Kurzfilmtagen liefen in einem Sonderprogramm Kurzfilme bekannter Regisseure. Dort konnte man u.a. „True“ von Tom Tykwer, „So schnell es geht nach Istanbul“ von Andreas Dresen und den Gewinner des Oscars als ‚Bester Kurzfilm‘ 1994 sehen: „Schwarzfahrer“ von Pepe Danquart sehen.

Die Straßenbahn kämpft sich durch Berlin. An Bord sind viele Menschen, die stumm ihren eigenen Gedanken nachhängen. Nur eine ältere Frau (Senta Moira) kann nicht aufhören, über ihren Sitznachbar, ein jungen schwarzen Mann (Paul Outlaw), zu schimpfen. 

Der nur 12-minütige Kurzfilm, nach einem Drehbuch des Regisseurs Pepe Danquart (*1955), der spätere Bekanntheit erlangte durch Filme wie „Heimspiel“ (2000) und „Am Limit“ (2007), erzählt hier eine kleine Alltagsgeschichte. Mit seinen schwarz-weiß Bildern fängt er einen Ausschnitt des Berliner Lebens ein und berichtet von dem unvermeidlichen Beisammensein vieler Menschen in einer Straßenbahn. Dabei wird der Zuschauer sofort in die Situation involviert, als die ältere Frau ihre rassistischen Äußerungen abspult. Auch die anderen Passagiere werden davon belästigt.

Senta Moira und Paul Outlaw

Doch keiner sagt etwas. Fassungslos ist man als Zuschauer, doch dann findet ein Umschwung in der Geschichte statt. Alles läuft auf eine Pointe hinaus, die hier nicht verraten werden sollen, welche aber wunderbar den Unmut über diese Situation in ein Lachen auflöst. So schafft Danquart es, trotz realistischem Setting und dem innewohnenden Thema des Alltagsrassismus, seine Botschaft mit Humor zu erzählen. Diese Mischung und sein minimalistischer Gestaltungsstil brachten ihm mit Sicherheit den Oscar für den ‚Besten Kurzfilm‘ auf der 66. Oscarverleihung 1994 ein.

Fazit: Der 12-minütige Kurzfilm „Schwarzfahrer“ von Pepe Danquart ist eine präzise Alltagsschilderung aus dem Herzen Deutschlands und hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Der in schwarz-weiß gehaltene Film steuert auf einen Höhepunkt hin, der die Zuschauer aus ihrer Verärgerung mit einem Lacher herausholt. Diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor funktioniert wunderbar und ist so auch nach über 25 Jahren noch eine Empfehlung.

Bewertung: 7/10

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geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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