„T“ (2019)

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Kurzfilm / USA / Dokumentarische Form / 2019

Filmkritik: Wie geht man mit Verlust und der eigenen Trauer um? In verschiedenen Kulturkreisen findet sich darauf eine Antwort. Auch in einem Mikrokosmos von in Florida lebenden Afroamerikanern existieren speziellen Riten, um zu trauern. Das hält die Filmemacherin Keisha Rae Witherspoon in ihrem Kurzfilm „T“ fest und konnte damit den Goldenen Bären für den ‚Besten Kurzfilm‘ auf der 70. Berlinale gewinnen.

Bald findet der große T-Ball statt, auf denen Angehörigen auf ihre Weise um ihre Verstorbenen trauern. Dafür bestücken sie T-Shirts mit den Gesichtern der Toten, schmücken oder kostümieren sich oder tragen ein Kleid aus Kartoffelchips-Tüten, weil der Sohn immer gern Chips gegessen hat. Dann kann der Abend kommen, an dem sie ihre Trauer und Wut raus lassen und eine Verbindung spüren.  

Die 1980 in Miami geborene jamaikanisch-amerikanische Filmemacherin Keisha Rae Witherspoon beschäftigt sich mit einer besonderen Form des Trauerns. Mit dokumentarischen Bildern wohnt sie den Vorbereitungen bei, unterhält sich mit den Angehörigen und mit ihr zusammen erleben wir den T-Ball, ein außergewöhnliches Spektakel, das gekennzeichnet ist von tänzerischem Übermut, Wut und tief sitzender Trauer. Zusammen mit ihrem Kameramann Terence Price II. fängt sie das Treiben ein, bringt die dahinter stehenden Gedanken an die Zuschauer und schafft ein Verständnis für die Trauer, die oft gepaart ist mit Wut. So blickt sie gleichzeitig von ihrem kleinen Kosmos auf das Land und die amerikanische Gesellschaft. In nur 14 Minuten eröffnet sie für den Zuschauer eine unbekannte Welt, saugt sie hinein und verleiht dieser Tradition mit ihrem Kurzfilm ein besonderes Denkmal. Dafür wurde sie von den 24 Beiträgen des ‚Berlinale Shorts‘-Programm für den Goldenen Bären ausgewählt.

Fazit: Der Kurzfilm „T“ erzählt in seiner dokumentarischen Form von den Trauerritualen einer Gemeinschaft. Dabei spricht die Regisseurin Keisha Rae Witherspoon mit Angehörigen, wohnt ihnen bei den Vorbereitungen bei und begleitet sie auf den T-Ball. Gelungen fängt sie dabei die Stimmungen und die Personen ein und versetzt die Zuschauer mitten hinein in dieses ungewöhnliche, wilde Fest.

Bewertung: 7,5/10

Trailer zum Kurzfilm „T“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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