„You: Du wirst mich lieben“ (Staffel 1, 2018)

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Serienkritik: Auf den ersten Blick wirkt die amerikanische Serie „You: Du wirst mich lieben“ (OT: „You“) wie eine typische Teenie-Serie á la „Pretty Little Liars“ (2010-2017), welche Jungstars und etwas Grusel parat hält. Doch die erste Staffel, ausgestrahlt 2018 ursprünglich bei Lifetime (mittlerweile bei Netflix), überrascht mit ihrer gelungenen Mischung und mit der Perspektive aus Sicht eines Psychopathen, der trotzdem nicht unsympathisch ist.

Der Buchhändler Joe Goldberg (Penn Badgley) hat sich auf den ersten Blick in die junge Studentin Guinevere Beck (Elizabeth Lail) verliebt und gewinnt dann erfolgreich ihre Aufmerksamkeit und später ihr Herz. Doch im Leben von Beck geht nicht alles rund. Sie kann nicht mit Geld umgehen, ihr Tutor macht ihr Avancen, zudem mischen sich ihr drogenabhängiger Ex-Freund Benji (Lou Taylor Pucci) und ihre herrschsüchtige Freundin Peach (Shay Mitchell) ständig in Ihr Leben ein. Da muss Joe ihr einfach helfen und die Sachen auf seine Weise regeln. 

Elizabeth Lail und Penn Badgley

Wie viele amerikanischen Serien, welche für Teenager konzipiert sind u.a. „Tote Mädchen lügen nicht“ (seit 2017), basiert auch „You“ auf einem Roman. Die amerikanische Autorin Caroline Kepnes (*1976) schuf die gleichnamige Vorlage für die Serie. Die Serienmacher Greg Berlanti (*1972) und Sera Gamble (*1983) erzählen in der ersten Staffel in zehn Folgen von dem liebestollen Buchhändler, dem anscheinend alle Wege recht sind, um seine Angebetete für sich zu gewinnen. Wenn man den Trailer sieht, zumal auch viele Gesichtern aus bekannten Teenie-Serien mitspielen, ist man verlockt die Serie in eine Schublade zu stecken, doch das sollte man lieber nicht. Denn zum einen präsentiert uns die Serie eine interessante Sichtweise: Von Anfang an darf man an den Gedanken des Hauptdarstellers mit ausgeprägten Stalker-Qualitäten teilhaben und sieht so eine klassische Mystery-Geschichte aus einem anderem Blickwinkel. Zudem entwickelt sich die Geschichte unvorhersehbarer als erwartet, so gibt u.a. Beck seinen Avancen nach und ist ebenfalls nicht die naive Unschuld, wie man es anfänglich annimmt. Doch der größte Pluspunkt der Serie ist die Faszination, dass man trotz aller Vorkommnisse bis zu einem gewissen Grad auf der Seite des Antihelden steht, der stets davon überzeugt ist, nur das Beste zutun. Fast bis zum Schluss wünscht man sich noch, dass er es schafft, damit durchzukommen und ja auch die Frau seiner Träume zu erobern. Dadurch entsteht eine enorme Spannung. Hinzu kommt das Potpourri an bunten Nebenfiguren, die alle ebenfalls was auf dem Kerbholz haben. 

Penn Badgley

Dass die Serie, welche in klassischen New Yorker Wohnungen und Straßen angesiedelt ist, so gut funktioniert, liegt auch an dem wunderbaren Cast, der hier zusammengestellt wurde. Penn Badgley, bekannt geworden durch „Gossip Girl“ (2007-2012), als Hauptfigur ist perfekt, wirkt er doch genauso sanft wie in den richtigen Momenten unberechenbar und gefährlich. Auch sein Gegenpart – Elizabeth Lail als Beck – ist alles andere als eindimensional. Doch herausragend ist Shay Mitchell (gesehen in „Pretty Little Liars“ (2010-2017) und „The Possession of Hannah Grace“ (2018)) als sich immer mehr abzeichnende Gegenspielerin. Den beiden bei ihrem Kampf um Becks Zuneigung beizuwohnen, ist wunderbar und dafür muss man sich nicht einmal positionieren. So bietet die Serie bis zur letzten Folge atemberaubende Spannung, weiß ihre Zuschauer zu fesseln und ist damit eine gelungene Buchadaption, welche auch neugierig auf zwei weiteren Staffeln macht, aber eigentlich als abgeschlossene Geschichte schon so wunderbar funktioniert.

Elizabeth Lail, Nicole Kang und Shay Mitchell

Fazit: Die amerikanische Serie „You: Du wirst mich lieben“ basiert auf dem gleichnamigen Roman und wurde stimmig in zehn Folgen von Greg Berlanti und Sera Gamble umgesetzt. Dabei erzählen sie aus der Sicht des Täters von einer Liebe, welche das normale Maß übersteigt. Mit enormer Spannung und mehreren SympathienträgerInnen zieht die Geschichte an und läuft auf einen unerwarteten Schluss hinaus, so dass man die erste Staffel auf jeden Fall als Zuschauer (durch die Generationen hinweg) wunderbar konsumieren kann.  

Bewertung: 4/5

Trailer zur Staffel 1 der Serie „You: Du wirst mich lieben“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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