„The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ (Staffel 1, 2017)

Doreen Kaltenecker
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Serienkritik: Die mehrfache ausgezeichnete amerikanische Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ ist in ihrer ersten Staffel eine gelungene Adaption des bereits 1985 entstandenen Romans „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood und erzählt die Dystopie in zehn Folgen wunderbar aus.

Nachdem Amerika durch diverse Missstände stark gezeichnet wurde und die Fruchtbarkeit von Frauen rapide abgenommen hat, setzte sich Gilead als Staat durch. Dieser ordnete die Machtverhältnisse neu, sodass Frauen keinen Anspruch mehr auf eigenen Besitz oder Arbeit haben. Die Frau ist einzig und allein ihrem Mann verpflichtet. So ist es auch bei Serena Joy (Yvonne Strahovski), welche zusammen mit dem Commander Fred Waterford (Joseph Fiennes) das System sogar mit aufgebaut hat. Am anderen Ende der Hierarchie stehen die wenigen noch fruchtbaren Frauen, denen ihre Persönlichkeit aberkannt wurde und die zu Mägden der mächtigen Männer auserkoren wurden. So wurde auch June (Elisabeth Moss), welche sich gerade mitsamt Mann und Kind auf der Flucht aus dem Land befand, versklavt und zu Desfred umgeformt, um dem Kommandanten ein Kind zu gebären.

Joseph Fiennes und Elisabeth Moss

Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood (*1939) entwarf in ihrem 416-seitigen Roman „The Handmaid’s Tale“ eine erschreckend realitätsnahe, dystopische Zukunft. Die zehn Folgen der ersten Staffel folgen weitestgehend dem Buch. Später wurde bei der Weiterentwicklung der Serie dann die Schriftstellerin zu Rate gezogen, so dass die Handlungen nach ihren Ideen weitergeführt wurden. Selbst schrieb sie 2019 mit „Die Zeuginnen“ eine Fortsetzung, welche 15 Jahre nach der Handlung des ersten Buches spielt. Die Geschichte wird in der Serie größtenteils linear erzählt, aber erst die Rückblicke, welche nach und nach eingestreut werden, komplementieren das Bild und erzählen, wie es zur Entwicklung des neuen Staates gekommen ist. Dabei entspinnen sich viele Szenarien, in den man sich fragt, wie man selbst handeln oder ob man die Gefahr rechtzeitig erkennen würde. Denn die fast greifbare Authentizität, welche viel auf falschen Machtverhältnissen und rückswärtsgewandtem Denken basiert, ist das größte Horrorelement der Serie. So muss man sich oft eingestehen: Ja, so könnte es laufen, wenn es sich stringent in eine Richtung entwickelt. Wozu der Mensch in der Lage ist, macht diese Serie erschreckend deutlich und fesselt damit die ZuschauerInnen, die kaum aufhören können eine Folge nach der anderen zu sehen und trotzdem auf ein Happy End zu hoffen.

Unterstützt wird diese dystopische Geschichte von einem stimmigen Setting, guter Ausgestaltung sowie einer trüben Bildsprache. Alles in dieser Welt wirkt wie in Beton gekleidet. Farben, Natur und auch schönes Licht scheint es nicht mehr zu geben. Unterstützt wird die Wirkung von einer ständigen militärischen Überwachung, hohen Mauern und Zäunen sowie einer Hinrichtungswand, an der immer Blut klebt. Die Menschen tragen nur noch gedämpfte Farben. Für die obersten Frauen stehen nur noch Blau- und Grüntöne zur Verfügung. Die meisten Männer tragen einfach schwarz. Die einzigen, die farblich hervorstechen, sind die Mägde mit ihren weißen Hauben und leuchtend roten Capes. So macht schon die Farbsprache vieles deutlich, was durch Bewegungen und Habitus noch unterstrichen wird. In dieser Welt folgt alles einem festen Rhythmus, seien es die Wege zum Einkauf oder der vollzogene Geschlechtsverkehr. So wirken viele Bilder auch wunderbar komponiert und tragen zum Reiz der Serie bei. Natürlich würde es nicht ohne die starken DarstellerInnen funktionieren. Auf der einen Seite stehen der ambivalente Kommandant doppelzüngig gespielt von Joseph Fiennes und seine Frau. Diese wird von Yvonne Strahovski („Chuck“ (2007-2012)) verkörpert und ist eine der interessantesten Figuren dieser Welt, weil gerade ihren Standpunkt zu begreifen, viel vom Reiz der Serie ausmacht. Die Gegenseite wird gespielt von Samira Wiley (bereits wunderbar bei „Orange is the New Black“ (2013-2019)), Alexis Bledel („Gilmore Girls“ (2000-2007)) und natürlich allen voran Elisabeth Moss, welche man in so unterschiedlichen Filmen wie „The Square“ (2017) und „Der Unsichtbare“ (2020) gesehen hat. Mit ihr zusammen leidet und kämpft man und begleitet sie durch die teilweise unfassbaren Ereignisse. Die aufwühlende Geschichte, die bildstarke Inszenierung und der Cast machen die

Alexis Bledel

Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ so intensiv. Kein Wunder, dass sie bei den Emmys 2017 als ‚Beste Dramaserie‘ sowie Elisabeth Moss und Ann Dowd als ‚Beste Darstellerinnen‘ und bei den Golden Globes als ‚Beste Dramaserie‘ sowie Moss als ‚Beste Darstellerin‘ ausgezeichnet wurden.

Fazit: Die amerikanische Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“, basierend auf einem Roman von Margaret Atwood ist eine spannungsgeladene Dystopie. Die Ereignisse und Strukturen erschließen sich mit jeder Folge mehr und lassen die ZuschauerInnen immer tiefer in den düsteren Kosmos abgleiten. Ab der ersten Folge ist man so gespannt, so dass man kaum umhin kommt, die Serie zu bingen.   

Bewertung: 5/5

Trailer zur Staffel 1 der Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

Ein Gedanke zu “„The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ (Staffel 1, 2017)

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