„The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ (Staffel 3, 2019)

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Serienkritik: Mit ihrer dritten Staffel hat sich die mit Emmys und Golden Globes überschüttete amerikanische Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ weiter von ihrer Romanvorlage von Margaret Atwood entfernt und erzählt munter die Geschichte von June, ihrer nun startenden Rebellion und ihrem unerschütterlichen Kampfgeist weiter.

June (Elisabeth Moss) beschließt in Gilead zu bleiben und alles dafür zu tun, um ihre Tochter Hannah (Jordana Blake) zurückzuholen und gemeinsam mit ihr zu fliehen. Bei ihrem neuen Kommandanten Lawrence (Bradley Whitford) und seiner labilen Frau Eleanor (Julie Dretzin) scheint sie unbehelligt ihren Plänen nachgehen zu können und entdeckt schnell, dass sich die Marthas bereits zu einem funktionstüchtigen Netzwerk zusammengeschlossen haben. Mit diesem Wissen reifen in June große Rebellionspläne. Emily (Alexis Bledel) ist dagegen mittlerweile unbeschadet in Kanada angekommen und strauchelt mit ihrem neuen Leben und der Vergangenheit in Gilead, welche sich natürlich nicht einfach abschütteln lässt.

In der 13 Folgen umfassende dritten Staffeln geht der Serienmacher Bruce Miller noch einen Schritt weiter. Nicht nur entwickelt sich die Figur der June weiter, sondern es entsteht eine von vielen Frauen getragene Rebellion. Mit der Radikalisierung Junes und ihren Wegbegleiterinnen geht ein tieferer Einblick in die Politik des neuen Staates einher. Mit der Beförderung des Kommandanten kommt es auch zu einem Besuch in Washington, wo die Verhältnisse und die Stellung der Magd noch einmal ganz anders gelagert ist. Hier werden sie im wahrsten Sinne mundtot gemacht. Diese Erweiterung macht einen ganz besonderen Reiz aus. So bekommt man immer mehr Einblick in die Strukturen und ein Gefühl dafür, wie sich dieser Staat überhaupt aufbauen konnte. Auch wenn man Junes Handlungen und Art und Weise nicht mehr hundertprozentig unterstützt, da sie doch unsympathische und manische Züge entwickelt, ist die Sache für die sie nach wie vor kämpft, die Richtige. So entsteht immer mehr eine Underdog-Geschichte, in der der Kleine sich gegen den Großen auflehnt. In diesem Staffel hat man zum ersten Mal das Gefühl, dass Gilead fallen könnte, und die Ohnmacht verschwindet etwas. Diese Erkenntnis ist der Schlüssel zur nächsten Staffel und macht neugierig in welche Bahnen sich die Geschichte entwickeln wird, welche sich mittlerweile von der Romanvorlage von Margaret Atwood losgelöst hat.

Elisabeth Moss

Optisch bleibt die Geschichte ihrem gelungenen Konzept treu. Durch die starke Farbregie des Staates Gilead werden hier immer wieder großartige, dystopische Bilder kreiert, welche mit den farblichen Elementen genauso spielen, wie mit durchchoreographierten Bewegungen und der meist sachlich, grauen Architektur. So ist die Serie visuell wieder ein Hochgenuss und macht das Bestimmende und Mechanische des Staates deutlich. Alles was nicht bildtechnisch konform geht, ist der Ausbruch aus diesem System. Belebt wird die Serie natürlich von ihren DarstellerInnen. Elisabeth Moss („The Square“ (2017), „Der Unsichtbare“ (2020)) spielt ihre Rolle so authentisch, dass sich ein extrem ambivalentes Bild ihrer June einstellt. SympathieträgerInnen sind dagegen die Geflüchteten in Kanada – Emily, gespielt von Alexis Bledel („Sin City“ (2005), „Gilmore Girls: Ein neues Jahr“ (2016)) und der von Samira Wiley ( „Orange is the New Black“ (2013-2019)) gespielte Charakter. Aber die spannendsten Figuren sind die ambivalenten Charaktere, welche das System offensichtlich unterstützen, aber im Privaten Zweifel haben: Wie Serena Joy, perfekt gespielt von Yvonne Strahovski („Chuck“ (2007-2012)) und der neue Kommandant, dargestellt von Bradley Whitford („The West Wing – Im Zentrum der Macht“ (1999-2006), „Get Out“ (2017)), welchen man schwer greifen kann. Das Ensemble sowie die Bildgestaltung sind so beeindruckend, dass sie auch über schwächere Momente der Erzählung hinweg tragen können. So entstand mit der dritten Staffel eine gelungene Weiterführung der Geschichte, die aber gern nach der vierten Staffel ihr Ende finden darf, damit sie nicht ins Abstruse oder zu stark Fabulierende noch abgleitet.

Elisabeth Moss

Fazit: Die amerikanische Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ geht in die dritte Runde. In den 13 Folgen bekommt man einen tieferen Einblick in die Strukturen von Gilead, die ideologischen Grundlagen und mit June einen aufrührerischen Charakter, der zwar deutlich an Sympathie verliert, aber die Rebellion unerschrocken voran treibt. So ist auch die dritte Staffel, unterstützt von wohl komponierten Bildern, spannende Serienunterhaltung, welche immer mehr in das von Atwood ursprünglich geschaffene Universum eintaucht und es sich zu Eigen macht.

Bewertung: 4/5

Trailer zur Staffel 3 der Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“:

geschrieben von Doreen Matthei

Rezensionen zur Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“:

Quellen:

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