„Homo Sperans“ (2020)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der russische Regisseur Andrei Konchalvosky erzählt mit seiner Dokumentation „Homo Sperans“ (OT: „Человек неунывающий“ („Chelovek neunyvajushchij“), Russland, 2020), gesehen im Programm ‚Russkiy Den‘ auf dem 30. Filmfestival Cottbus, von der russischen Seele und dem Land indem er den Bewohnern ein paar Fragen stellt.

81 Prozent der russischen Bevölkerung gibt an, dass sie glücklich sind, auch wenn die Lebensumstände hart sind. Die Dokumentation fängt Menschen aus allen Ecken des Landes ein. Dabei werden Stadt- und Landbewohner, sowie Schrottsammler und Lehrer gleichermaßen interviewt. Was macht die russische Seele aus? Wie wichtig ist Gott? Wie würden sie ihr Land beschreiben? Wie stehen sie zur Politik und dem Sinn des Lebens? Mit noch viel mehr Fragen werden Jung und Alt konfrontiert und so fängt der Film Russland in seiner Fülle ein und zeigt ein breit gefächertes Bild des Landes.

In der Zusammenarbeit mit der Drehbuchautorin Ekaterina Zenovich und über andere Regisseure und TV-Sender gesammeltes Material schuf der russische Regisseur Andrei Konchalvksy (*1937) eine gelungene Dokumentation über die Menschen in Russland. Dabei portrait er die Menschen und ihre Meinungen und Stimmungen aus allen Winkeln des Landes ein. Anhand von 20 Fragen spürt er vielen Themen nach und befragt die Menschen persönlich, was sie über das Land an sich, dessen Natur, Politik und Gesellschaft denken. In schneller Montage schneidet er kurze Statements von vielen Personen, die sie sich oft ergänzen, zusammen. Zwischendurch konzentriert er sich immer wieder auf einzelne Personen oder Gruppen. In diesen Sequenzen nimmt er sich Zeit und portraitiert eine Familie in Ostsibirien, einen Lehrer, der gerade neu angefangen hat, eine Ärztin auf dem Land und einen Schrotthändler und stellt ihnen nicht nur Fragen, sondern begleitet sie in ihrem Alltag. Alles zusammen genommen ergibt ein Gesamtbild des Landes und blickt in die russische Seele. So bringt Konchalvksy den ZuschauerInnen Russland und seine Bewohner näher und gibt so Einblicke, die man so noch nicht hatte. Auch das gezeichnete Stimmungsbild ist so vielfältig wie seine BewohnerInnen. Vieles Gesagtes lädt zum Schmunzeln ein, aber auch ernste Töne kommen zu Wort und Missstände werden offen angesprochen. Doch es überwiegt ein Gefühl des tapferen Durchhaltens – der resiliente Mensch, wie der lateinische Titel sagt, ist das Symbol der russischen Kultur, für den es nur im Russischen auch ein eigenes Wort dafür gibt – Der Mensch ist nicht ganz glücklich, aber auf keinen Fall unglücklich. 

Fazit: Die Dokumentation „Homo Sperans“ erzählt von der russischen Seele, von den Gegebenheiten des Landes, ob Missstände oder die schönen Dinge, fängt viele Stimmungen und Meinungen ein und fasst sie mit seinen Portraits der BewohnerInnen aus allen Ecken Russland stimmig zusammen. Die Menschen stehen für den erfahrenen Regisseur Andrei Konchalovsky im Mittelpunkt und er schuf so einen wunderbaren Einblick mit viel Humor und Offenheit in sein geliebtes Heimatland. 

Bewertung: 7,5/10

Trailer zum Film „Homo Sperans“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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