„Seepferdchen“ (2020)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Deutschland / Fiktion / 2020

Filmkritik: In ihrer Dokumentation „Seepferdchen“, die auf dem 63. DOK Leipzig 2020 im Kids-Programm lief, erzählt die Regisseurin Nele Dehnenkamp die Geschichte eines Traumas.

Hanan geht mit ihrem kleinen Bruder Sidar zum Schwimmkurs, damit er das erste Abzeichen – das Seepferdchen – erwerben kann. Während er das Schwimmen beigebracht bekommt, erinnert sich Hanan an die Flucht ihrer Familie nach Deutschland und auch daran, dass sie damals noch nicht schwimmen konnte.

Mittlerweile scheint die Flüchtlingskrise, die ihren Höhepunkt in den Jahren 2015 und 2016 hatte, durch die Überschattung anderer Ereignisse in den Hintergrund geraten zu sein. Aber Menschen, welche selbst Traumatisches erfahren haben, leiden weiterhin an diesen Erfahrungen. Hanan, die mit 12 Jahren übers Mittelmeer nach Deutschland floh, ist mittlerweile eine junge Frau. Mit ihr hat sich die Regisseurin Nele Dehnenkamp unterhalten und schuf ein einfühlsames Portrait eines Mädchens, das hier zu neuer Stärke findet, indem sie sich selbst dem Wasser annähert und nun sogar Schwimmlehrerin geworden ist. Genau in diesem Ambiente einer Schwimmhalle erzählt sie ganz sachlich mit nur wenig Emotionen ihre Geschichte. Dabei wechselt sich der Monolog mit Bildern von einer jungen Schwimmklasse ab, die zusammengekommen sind, um mit viel Freude ihr Seepferdchen, das unterste deutsche Schwimmabzeichen, zu machen. Diese Mischung funktioniert gut und steigert ihre Brisanz erst mit dem Fortschreiten der recht lakonisch vorgetragenen Geschichte der jungen Hanan. So entstand ein einfühlsamer Kurzfilm, der sich mit den traumatischen Folgen der Flucht auf seine Weise gelungen auseinandersetzt und Bilder wieder in unsere Köpfe zurückbringt, welche leider allzu schnell in Vergessenheit geraten sind.

Fazit: Nele Dehnenkamp schuf mit ihrem Dokumentarfilm „Seepferdchen“ ein einfühlsames Portrait von Hanan, welche auf ihrer Flucht Traumatisches erlebt hat und gelernt hat damit umzugehen. Mit klaren Dokumentaraufnahmen und einem sehr sachlich vorgetragenen Monolog erzählt sie ihre Geschichte und kann damit die Zuschauer:innen erreichen.

Bewertung: 6,5/10

Trailer zum Kurzfilm „Seepferdchen“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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