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Filmkritik: Das Musical „Tick, Tick…Boom!“ (OT: „Tick, Tick…Boom!“, USA, 2022) von Lin-Manuel Miranda, zu sehen auf der Streaming-Plattform Netflix, erzählt mit viel Gefühl vom Leben und Wirken des Musical-Schreibers Jonathan Larson und brachte damit dem Hauptdarsteller Andrew Garfield eine Oscar-Nominierung ein.
Jon (Andrew Garfield) wird bald 30 Jahre und arbeitet bisher sehr erfolglos als Komponist in New York. Neben einem Job im Diner, um seine Rechnungen zu bezahlen, arbeitet er an einem Musical, das sein großer Durchbruch werden soll. Doch während das Geld immer knapper wird, er seine Freunde u.a. seinen besten Freund Michael (Robin de Jesús) und seine Freundin Susan (Alexandra Shipp) immer mehr aus den Augen verliert, droht alles in sich zusammenzubrechen, so dass er sich ständig fragt, ob es das Wert ist, um seinen Traum zu verwirklichen.
Dem amerikanischen Musical-Komponisten Jonathan Larson (1960-1996) war nicht das Glück beschieden, den Erfolg seiner Musicals, wie „Sacrimmoralinority“ oder „Rent“, das immer noch ein Dauerbrenner auf den Bühnen ist, mitzuerleben. Im Alter von nur 35 Jahren starb er am Tag der Premiere von „Rent“. Doch dieses tragische und viel zu frühe Ende steht nicht im Zentrum des Films. Der Drehbuchautor Steven Levenson (Autor von „Master of Sex“ (2014-2016) und „Dear Evan Hansen“ (2021)) adaptierte das gleichnamige Musical des Regisseurs, in dem er sich autobiographisch mit seiner Kunst, dem Schaffensprozess und der Bühnen-Szene in New York beschäftigt. Die Regie übernahm der Schauspieler, Komponist und Drehbuchautor Lin-Manuel Miranda (*1980), dem wir die Musik zu Filmen wie „Encanto“ (2021), Drehbücher wie von „In the Heights“ (2021) und das Theaterstück „Hamilton“ (2015) verdanken. Seine Kompositionen rütteln immer wieder die Musical-Szene auf und liefern neue Ansätze und Aspekte. Hier verfilmt er nun als Regiedebüt das Stück eines anderen Komponisten und findet die perfekte Inszenierung für das sehr lebendige Musical. Mit schnellen Schnitten, kreativen Einfällen und viel Raum für seine tolle Performer:innen und Songs ist der Film ein lebensbejahendes, quirliges Werk, was einen sofort in den Bann zieht.
Die Adaption ist dabei perfekt gelungen. Sowohl die Schauplätze als auch die Ausstattung und der Look versetzen die Zuschauer:innen zurück in das New York der 80er Jahre. All das ist die perfekte Umgebung für das großartige Spiel seiner Figuren. Die Nebenrollen wurden dabei ebenso großartig u.a. mit Robin de Jesús, Vanessa Hudgens, Alexander Shipp und Bradley Whitford ( „The Handmaid’s Tale“ (2017-2022)) besetzt, wie vor allem die Hauptrolle. Der amerikanisch-britische Schauspieler Andrew Garfield, der sich neben seiner Rolle als Spiderman („Amazing Spider-Man“ (2012), „Spider-Man: No Way Home“ (2021)) mit Filmen wie „Alles was wir geben mussten“ (2010), „Silence“ (2016) „Hacksaw Ridge“ (2016) und „The Eyes of Tammy Faye“ (2021) einen Namen machte, überzeugt hier als perfekte Inkarnation von Jonathan Larson. Die ganze Bandbreite der Gefühle, die dieser durchlebt, fängt Garfield überzeugend ein. Zudem überzeugt er auch in musikalischer Hinsicht und offenbart sein Allround-Talent. So schaffte er es mit dieser Netflix-Produktion ohne Kinostart verdientermaßen zu den Oscars, konnte aber in der Kategorie ‚Bester Hauptdarsteller‘ nicht Will Smith („King Richard“ (2021)) ausstechen.
Fazit: „Tick, Tick…Boom!“ ist eine Bühnenadaption des gleichnamigen Stücks von Jonathan Larson. Es behandelt dessen Leben und die Entwicklung des Stückes, was zu seinem Durchbruch führen sollte. Mit vielen tollen Songs, einer großartigen Inszenierung von Lin-Manuel Miranda und dem fantastischen Hauptdarsteller Andrew Garfield überzeugt das Musical auf voller Länge und überträgt sowohl die Energie als auch die Ängste und alle anderen Gefühle wunderbar auf die Zuschauer:innen und bringt zudem den für viele nicht Musical-Kenner unbekannten Komponisten Jonathan Larson näher.
Bewertung: 9/10
Kinostart: 12. November 2021 / DVD-Start: 19. November 2021
Trailer zum Film „Tick, Tick…Boom!“:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- Wikipedia-Artikel über den Film „Tick, Tick…Boom!“
- Wikipedia-Artikel über den Komponisten Jonathan Larson
- Elisa von Hof, ‚»tick, tick … BOOM« mit Andrew Garfield bei Netflix: Wenn die innere Uhr zur Zeitbombe wird‘, spiegel.de, 2021
- Oliver Armknecht, ‚Tick, Tick… Boom!‘, epd-film.de, 2021