Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Filmkritik: Der britische Kurzfilm „Other Half“ von Lina Kalcheva, der auf dem 38. Interfilm Berlin 2022 im Internationalen Wettbewerb lief, beschäftigt sich mit Hilfe bunter Knetfiguren mit der alten platonischen Kugelmenschen-Lehre, in der es zweier Menschen bedarf, um ein Ganzes zu bilden.
Ren ist in ihrem Ort die einzige ohne Partner. Auf der Suche nach ihrer zweiten Hälfte bereist sie die Welt und verliert dabei Stück für Stück sich selbst.
Nach einem eigenen Drehbuch schuf die in Bulgarien geborene Filmemacherin und Animationskünstlerin Lina Kalcheva einen Film über die Liebe und die Suche danach. Dabei greift sie auf die Erzählung des altgriechischen Philosophen Platon zurück, die davon handelt, dass zwei Menschen – eine Frau und einen Mann – erst vollständig sind, wenn sie zueinander gefunden haben. Dafür erfindet sie eine fantastische Welt, die zum einen an antike Orte erinnert, aber gleichzeitig wie nicht von dieser Welt erscheint. Darin bewegen sich ein ganzer Haufen bunter Knetfiguren, alle mit einem unterschiedlichen Look, die jemanden suchen, mit dem sie verschmelzen können. Durch das Medium der Knete und der Stop-Motion-Technik wird die Geschichte hier nicht nur visuell wunderbar eingesetzt, sondern bebildert die Geschichte auch treffsicher. So verliert Ren auch optisch immer mehr von sich selbst, während andere einfach zusammenwachsen. Die Stimmung des Films ist bis zu seinem erbaulichen Ende schwermütig und nimmt das Publikum mit, denn wer kennt nicht das Gefühl, allein zu sein oder nicht dazuzugehören. So ist der 13-minütige Kurzfilm „Other Half“ eine absolute Entdeckung und besticht mit seiner Geschichte genauso wie mit seinen Knetanimationen.
Fazit: „Other Half“ ist ein animierter Kurzfilm, der mit seiner Geschichte ebenso überzeugt wie mit seinen Stop-Motion-Bildern. Dafür traf die Regisseurin Lina Kalcheva nicht nur den richtigen Ton, sondern schuf auch gelungene, haptische Animationen, welche die Geschichte perfekt einfangen.
Ein Gedanke zu “„Other Half“ (2021)”