„Babylon – Rausch der Ekstase“ (2023)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der fünfte Spielfilm von Damien Chazelle nach „La La Land“ (2016) und „Whiplash“ (2014) beschäftigt sich wieder mit Hollywood und Obsessionen, aber im Gewand eines riesigen Festes. Dafür erhielt „Baylon – Rausch der Ekstase“ (OT: „Babylon“, USA, 2023) drei Nominierungen auf der 95. Oscarverleihung 2023, konnte aber keine der Trophäen erhalten. 

Auf einer Riesenparty im Jahr 1926 treffen Manny (Diego Calva), der Sohn mexikanischer Einwanderer, und die noch unbekannte Schauspielerin Nellie LaRoy (Margot Robbie) aufeinander. Im Drogenrausch vereint, beschließen die beiden, in der Filmbranche ganz nach oben zu kommen. Auch der Stummfilmstar Jack Conrad (Brad Pitt) ist auf dieser Feier anwesend und könnte ihnen den Weg zu ihrem Traum ebnen. Nach dieser Nacht geht es für beide turbulent weiter. Während Manny am Set sein Können beweist, überzeugt Nellie mit ihrer Fähigkeit, auf Anhieb weinen zu können. So arbeiten sie sich beide nach oben, treffen dabei immer wieder aufeinander und schaffen es doch nicht, beieinander zu bleiben. 

Der Regisseur Damien Chazelle machte mit Filmen wie „Whiplash“ (2014) und „La La Land“ (2016) auf sich aufmerksam und konnte für seine Filme bereits neun Oscars gewinnen. Mit „Babylon“ schuf er ein bombastisches Spektakel, das zwar auf der 95. Oscarverleihung mit drei Nominierungen bedacht wurde, aber wie viele andere nominierte Filme komplett leer ausgegangen ist. Chazelle, der auch das Drehbuch schrieb, ließ sich von Berichten aus der damaligen Zeit inspirieren. Denn die Stummfilmära war nicht so bieder, wie man aufgrund der filmischen Werke vermuten würde. Was Chazelle daraus macht, ist eine riesengroße Party. Dabei verliert er aber nie den Blick für das Business an sich, die Maschinerie dahinter oder die damit einhergehenden Schattenseiten. In 189 Spielminuten schickte er das Publikum auf einen temporeichen Ritt: Dabei handelt der Film vom Filmgeschäft, das sich Anfang der 1930er im Wandel befand, da sich der Tonfilm immer mehr durchsetzte. Es geht um Stars, ihre Stellung und wie sie schon damals im Licht der Öffentlichkeit standen. Hinzu kommt der klassische amerikanische Traum vom Tellerwäscher zum Millionär. Nellie und Manny sind dabei Figuren, die zeigen, wie unterschiedlich ein Aufstieg aussehen kann. So stecken hinter dieser großen Party-Fassade, die sich vor allem aufgrund der Anfangsszene etabliert hat, mehrere Geschichten, die sich auf reale Ereignisse und Personen beziehen, ohne selbst historisch zu sein. So steckt in „Babylon“ – neben dem titelgebenden Rausch der Ekstase – so vieles drin, dass für die Zuschauer:innen die Zeit nur so vergeht und die Spannung und das Interesse für die Geschichte dabei nie nachlassen.

Diego Calva und Margot Robbie

Die Inszenierung des über dreistündigen Films ist der Puls der Geschichte. Denn so rasant wie die Jahre für die Personen im Film vergehen, so rasant inszeniert Damien Chazelle sein Portrait dieser Zeit. Der Komponist Justin Hurwitz schuf einen Jazz-Score, der stets die Handlungen antreibt, immer wieder musikalische Motive aufgreift, weiterentwickelt und so die Stimmungen seiner Figuren vertont. Diese Musik ist so nicht nur ein großartiger Taktgeber, sondern bestimmt maßgeblich das Gefühl, was die Zuschauer:innen von dem Film mit nach Hause nehmen. Dazu gibt es eine wahrhaft festliche Ausstattung, welche die Zeit in Farben und Fantast aufleben lässt. Die Kostüme sind dabei genauso atemberaubend wie die Kulissen, durch die sich unsere Protagonisten bewegen. Ein Rausch der Bilder ist dieser Film, der durch gekonnte Kameraführung und Schnitte nie seinen Rhythmus verliert. In diesem bunten Wirrwarr tummeln sich viele bekannte Darsteller:innen. Darunter Brad Pitt („12 Years a Slave“ (2013), „Once Upon a Time in Hollywood“ (2019)) als großer Stummfilmstar, der mit der Zeit erkennen muss, dass er zum alten Eisen gehört, Margot Robbie („Bombshell – Das Ende des Schweigens“ (2019), „The Suicide Squad“ (2021)) als lebensbejahendes und ja auch sehr anstrengendes Starlet sowie Tobey Maguire („Gottes Werk und Teufels Beitrag“ (1999), „Spider-Man: No Way Home“ (2021)) als psychopathischer Gangster. Aber auch Manny, mit dem eher unbekannten Darsteller Diego Calva besetzt, überzeugt. Er schafft es, die anfängliche naive Person immer mehr entwickeln zu lassen und zeigt damit, wie das Business den Menschen verändern kann. Aber auch die Nebenrollen sind alle hervorragend besetzt u.a. mit Li Jun Li als lesbische Schauspielerin, die aufgrund ihrer asiatischen Wurzeln oft ausgegrenzt wird. All das nun zusammen – die Musik, die Farben, die Ausstattung und die Schauspieler:innen – erwecken die turbulente Geschichte zum Leben und geben dem Publikum eine Tour de Farce, bei der man kaum zum Luftholen kommt und trotzdem mächtig Spaß haben kann.

Fazit: „Babylon“ ist der fünfte Spielfilm von Damien Chazelle. Er lässt darin die Ära des Stummfilms als chaotischen, von der Musik getriebenen Bilderrausch wieder auferstehen. Er erzählt vom Werden und Fall einer ganzen filmischen Epoche, baut eine Bandbreite an Figuren ein, die alle hochkarätig besetzt sind, und glänzt mit einem bombastischen Zeitkolorit. So entstand ein atemberaubender Spielfilm, der amüsiert, mitreißt und für die große Leinwände geschaffen wurde.

Bewertung: 8,5/10

Kinostart: 19. Januar 2023 / DVD-Start: –

Trailer zum Film „Babylon – Rausch der Ekstase“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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