Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
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Kurzfilm / Ukraine, Tschechische Republik / Fiktion / 2018
Filmkritik: Der ukrainische Film „Kiew Moskau“ (OT: „Kiev Moscow“) der Regisseurin Anna Lyubynetska, gesehen im Ukraine-Fokus der 29. Bamberger Kurzfilmtage, ist ein Portrait der aktuellen Zeit und erzählt dabei trotzdem eine universelle Annäherungsgeschichte zweier Menschen.
Renate (Elena Vatrushkina) lebt in der Ukraine und ihr Bruder ist in den Krieg gezogen. Für ihre Arbeit in einer Werbeagentur soll sie den russischen Skater Sasha (Sasha Stelchenko) unter ihre Fittiche nehmen. Renate fällt es schwer sich dem Fremden anzunähern, stehen doch Krieg und Ressentiments zwischen den beiden.
Die ukrainische Filmemacherin Anna Lyubynetska erzählt mit ihrem Abschlussfilm an der FAMU (Prag) eine klassische Romeo-und-Julia-Geschichte. Zwei Menschen, welche sich aufgrund der Geschichte eigentlich nicht annähern könnten, versuchen aufeinander zuzugehen. Doch die Regisseurin verhaftet ihre Geschichte in der Realität. Die Annäherung erfolgt nicht stürmisch, sondern zögernd und sogar etwas widerwillig. Wie können Menschen miteinander umgehen, wenn so etwas Großes wie ein Krieg zwischen ihnen steht? Diese Frage steht im Zentrum der Geschichte. Auch wenn es keine finale Antwort geben wird, lotet Lyubynetska die Stimmung anhand ihrer beiden Charaktere wunderbar aus. Sie braucht dafür nicht viele Worte, sondern lässt die Gesichter und die kleinen Gesten sprechen. So wird der Film von den beiden Hauptdarstellern Elena Vatrushkina und Sasha Stelchenko getragen, welche es schaffen die ambivalente Gefühle unaufdringlich spürbar zu machen. Die ganze Inszenierung passt sich dabei dem Realismus-Anspruch der Geschichte an. Die Bilder sind eher grau gehalten, was wunderbar die Atmosphäre unterstreicht, die geprägt ist von Verlust und Angst. So fügen sich Bilder und Geschichte zu einem stimmigen Ganzen zusammen, das einen Einblick in das Leben einer Gesellschaft im Krieg zeigt, welcher immer noch tobt.
Fazit: Die ukrainische Filmemacherin Anna Lyubynetska zeigt in ihrem Kurzfilm „Kiev Moscow“ das Leben in einer durch einen Krieg zerrütteten Gesellschaft. Dabei fängt sie in authentischen Bildern die Atmosphäre der Zeit ein und zeigt an dem Beispiel zweier Menschen, wie diese politischen Auseinandersetzungen die Menschen beeinflusst und Annäherung fast unmöglich macht.
2 Gedanken zu “„Kiew Moskau“ (2018)”