„Fuse“ (2018)

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Kurzfilm / Deutschland / Animation / 2018

Filmkritik: Der Animationsfilm „Fuse“ der iranischen Trickfilmerin Shadi Adib wählt eine außergewöhnliche Perspektive, spielt mit dieser und baut gleichzeitig viele Interpretationsmöglichkeit mit ein. So konnte er nicht nur die Zuschauer auf den 29. Bamberger Kurzfilmtagen überzeugen, sondern auch den Preis der Jugendjury auf dem 31. Filmfest Dresden gewinnen.


Die verführerische Walnuss lockt die Maus in die Falle des Metzgers. Eingesperrt in ihrem Gefängnis beobachtet sie durch ein Loch die Dorfbewohner, welche sich immer weiter um sie scharen und überlegen, wie sie diesem Schädling am besten zu Leibe rücken wollen.

Der Kurzfilm „Fuse“ (übersetzt: Lunte) stammt von der in Teheran geborenen Animationskünstlerin Shadi Adib (*1987) und ist ihr Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Die Geschichte ist einfach gehalten und gibt den Schlechtigkeiten in vielen Facetten ein Gesicht. Man kann diese Geschichte so nehmen wie sie ist oder die Maus als Symbol für ein Wesen sehen, das in einem ungerechten System feststeckt. Besonders bietet sich die Theorie der unterdrückten Frau im Patriarchat an. Denn alle Figuren, welche der Maus zu Leibe rücken sind Männer und in diesem Sinn kann das Ende als ein Ausbruch aus festgefahrenen Strukturen gelesen werden. Die Geschichte allein könnte schon den Film tragen, doch besonders wird er durch seinen Stil. Adib wählte (bis auf das Ende) konsequent die Perspektive der Maus mit dem Blick aus dem Fallenloch und verzerrt wie durch ein Fischauge so die Umgebung. Mit schnellen, wilden Zeichnungen hält sie die unterschiedlichen Charaktere mit ihren unschönen Seiten und den überzeichneten Charaktereigenschaften fest. Unterstützt wird das wunderbar durch die Sprecher, die ihre Figuren beleben. Für die Rolle des Truckfahrers konnte die Filmemacherin Adib sogar den bekannten Sänger Nick Cave gewinnen, welcher immer mal wieder Ausflüge ins Filmgeschäft macht (u.a. in „Der Himmel über Berlin“ (1987) und „Die Schönen Tage von Aranjuez“ (2016)). Im Gesamten ergeben die dreckigen Bilder, die Story und die Intonierung ein stimmiges, man möchte sagen rundes Bild.

Fazit: Die iranische Animationskünstlerin Shadi Adib schuf mit „Fuse“ ihren Abschlussfilm und präsentierte einen wilden, fast experimentellen Stil gepaart mit einer ungewöhnlichen Perspektive. Mit eigenwilligen Bildern, guten Sprechern und einer interpretationsfreudigen Geschichte überzeugte der Film nicht nur die Jugendjury, sondern bleibt im Gedächtnis aller ZuschauerInnen hängen.

Bewertung: 7,5/10

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geschrieben von Doreen Matthei

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