„International Dawn Chorus Day“ (2021)

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Kurzfilm / Kanada / Fiktion / 2021

Filmkritik: Der Kurzfilm „International Dawn Chorus Day“ von John Greyson, der Teil des Berlinale Shorts-Programm ist und so im Sommer auch in den Berliner Kinos zu sehen sein wird, wählt einen ungewöhnlichen Zugang, um seine Geschichte über politische Geflüchtete und deren Trauma zu erzählen. 

Im Mai 2020 nehmen Vögel rund um den Globus an einer Videokonferenz teil. Dabei erzählen sie sich von ihrem Alltag und reden auch über die Menschen in ihrer Umgebung. So kommt auch der ägyptische Filmemacher Shady Habash ins Gespräch, der nur einen Tag zuvor im Gefängnis gestorben ist und sie reden ebenfalls über die nach Toronto geflüchtete queere Aktivistin Sarah Hegazi, welche noch immer unter den traumatischen Erfahrungen im Gefängnis leidet und daran zu zerbrechen droht.

Der kanadische Regisseur John Greyson, der am eigenen Leib erfahren hat, wie es ist wegen seinen Kunst eingesperrt zu werden, erzählt hier die Geschichte zweier Menschen, welche aufgrund dessen ihr Leben lassen. Zum einen ist da der ägyptische Filmemacher Shady Habash, der mit seiner Kunst Systemkritik verübt und dann unter seltsamen Umständen in dem berüchtigten Kairoer Tora-Gefängnis stirbt und dann noch Sarah Hegazi. Diese wurde verhaftet, weil sie bei einem Konzert eine Regenbogenflagge geschwenkt hat. Diese Erfahrungen stecken ihr noch in den Knochen, auch als Geflüchtete in Kanada, so dass sie sich dort das Leben nimmt. All das baut John Greyson (*1960) in seinem Kurzfilm ein. Doch statt einen narrativen oder rein dokumentarischen Ansatz zu wählen, entschied er sich für eine ungewöhnliche Erzählweise. Er ließ sich am Anfang der Corona-Pandemie 2020 von vielen Menschen aufgenommenes Material von Vögel zusenden und konstruierte daraus eine Videokonferenz der Vögel. Anfänglich ist dabei die Stimmung eher locker, die Vögel zwitschern vor allem über ihre Alltagssorgen. Doch nach und nach schleichen sich die ernsten, politischen Themen ein. So berichtet der Film auf dokumentarische Weise von den Ereignissen, welche die Welt erschüttern sollten, aber leider oft ungesehen bleiben. Um seine Geschichte zu transportieren fand der Regisseur John Greyson eine außergewöhnliche und sehr ansprechende Erzählweise und schuf so einen Kurzfilm, der definitiv im Gedächtnis bleibt.

Fazit: „International Dawn Chorus Day“ erzählt ganz im Stil eines Zoom-Calls von einem virtuellen Zusammentreffen vieler Vögel, welche sich über die Ereignisse in ihren Länder austauschen. Dabei stoßen sie bald auf gesellschaftsrelevante und politische Themen. So erzählt der Regisseur John Greyson aus einer ungewöhnlichen Perspektive von wichtigen Anliegen und schafft es so auf unterhaltsame Weise wichtige Inhalte zu transportieren und das Publikum aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren.

Bewertung: 7,5/10

Trailer zum Kurzfilm „International Dawn Chorus Day“:

geschrieben von Doreen Matthei

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