„Ruby“ (2019)

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Kurzfilm / Portugal / Fiktion / 2019

Filmkritik: Der portugiesische Kurzfilm „Ruby“ von Mariana Gaivão, gesehen im Zuge des 32. Filmfest Dresden und wieder entdeckt in der Arte Mediathek, ist eine ruhige Coming-of-Age-Geschichte, die sich mit Totalen und Entschleunigung die Räume und ihre Figuren erschließt. 

In einem heißen portugiesischen Sommer verbringen die Freundinnen Ruby (Ruby Taylor) und Millie (Millie Romer) ihre Tage mit entspanntem Nichtstun und ab und zu der Suche nach dem entlaufenen Hund, der gerne in die nahen Wälder läuft. Der Sommer gibt die Richtung und das Gefühl vor, doch die Stimmung ändert sich, als Millie verkündet, dass sie nach England zurückkehren wird. 

Der portugiesischen Regisseurin Mariana Gaivão (*1984) gelang mit dem 15-minütigen Ruby eine einfühlsame Geschichte über das Erwachsenwerden und fängt dabei wunderbar das Gefühl eines Sommers als Teenagerin ein. Dabei war es ihr wichtig, keine Klischees zu verwenden, insbesondere, was das Leben im ländlichen Portugal betrifft, und trotz der Kürze des Films ihren Figuren Raum zum Atmen zu geben. In diesem Sinne fängt die Kamera vor allem die Szenerie in Totalen ein und verändert diese Sicht nur selten. So erzeugen die wenigen Nahaufnahmen eine umso intensivere Wirkung. Die starke Bildsprache geht dabei Hand in Hand mit der ruhigen Inszenierung. Wie auch die Tage oft in Schweigen oder mit wenigen Worten verbracht werden, so sind auch die Bilder ruhig. Doch man merkt, dass etwas brodelt und das entlädt sich in der finalen Partyszene in der Höhle. Der Look selbst ist eine gelungene Hybridform. Zum einen ist die Realitätsnähe spürbar, aber gleichzeitig findet die Regisseurin Mariana Gaivão, welche Fotografie studiert hat, immer außergewöhnliche, überhöhte Bilder, die gleichzeitig den Widerstand der jungen Protagonistin einfangen. So gelang ihr im Gesamten ein starker Coming-of-Age-Film, der diesem Genre noch einmal eine andere Perspektive, bei der die Figuren eng mit dem ländlichen Portugal verbunden sind, verleiht. 

Fazit: „Ruby“ von Mariana Gaivão ist ein ruhiger Coming-of-Age-Film, der seine Kraft aus den Darsteller:innen, aber auch seiner vortrefflichen Inszenierung gewinnt und damit das schwermütige Gefühl eines vergangenen Sommers genauso einfängt, wie das Leben auf dem Land und wie sich dieses für eine junge Frau merklich verändert. 

Bewertung: 6,5-7/10

Trailer zum Kurzfilm „Ruby“:

Bis zum 6. Oktober 2022 gibt es den Film in der ARTE Mediathek in voller Länge zu sehen:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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