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Joachim (Camille Moltzen) wächst zusammen mit seinen beiden Brüdern und seinen Eltern Richard (Devid Striesow) und Iris (Laura Tonke) in der Direktorenvilla einer psychiatrischen Klinik in Schleswig-Holstein auf. Die Kindheit ist schon per se nicht so gewöhnlich wie andere, sei es wenn der Vater nur Patienten zum Geburtstag einlädt oder die Mutter oft mit dem Kopf in den Wolken von Italien träumt. Über die Jahre bekommt die Ehe immer mehr Risse, wobei die drei Söhne machtlos zuschauen müssen. Dann verliebt sich Joachim (Arsseni Bultmann) auch noch zum ersten Mal: Marlene (Pola Geiger) ist eine Patientin des Vaters und zieht eine Weile bei ihnen ein, denn sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen.
Der deutsche Schauspieler und Autor Joachim Meyerhoff schrieb die fünfteilige Buchreihe „Alle Toten fliegen hoch“ über seine Kindheit und Jugend. Den zweiten Band „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ adaptierte die Regisseurin Sonja Heiss („Hedi Schneider steckt fest“ (2015)) als ihren vierten Spielfilm. Zusammen mit Lars Hubrich, u.a. Autor von „Tschick“ (2016) und „Mehr denn je“ (2022), setzte sie den Stoff um. Sie übernahmen dabei die Einteilung in drei Lebensabschnitte des Buches und erzählten so über 18 Jahre hinweg von den Protagonisten. Dabei schafft es der Film, sich nicht nur auf die skurrilen Situationen und Begebenheiten zu fokussieren, sondern sich auch mit den Figuren zu beschäftigen. Dabei steht nicht nur Joachim im Fokus, sondern auch seine Eltern. Sie schaffen es, ganz ohne Audiokommentar, in die Seelen der Beteiligten hineinzuschauen, dabei geht es an keiner Stelle um ihre Berufe oder schulischen Entwicklungen, sondern darum, wie sie sich fühlen: Gefühle sind das, was der Film vermittelt. Nicht nur das Seelenleben wird in dem Film lebendig, sondern auch die vergangene Zeit. Der Film schafft es, die Zuschauer:innen in die eigene Kindheit zurückzuversetzen, auch wenn sie ganz anders ausgesehen haben mag. Zudem ist der Blick auf diese ungewöhnliche Familie wunderbar. Auch dass die Schattenseiten – davon gibt es zahlreiche – nicht ausgespart werden, macht den Film so stark.
Dass es niemals langweilig wird, obwohl die Geschichte den einen oder anderen Schlenker macht, verdankt der Film seinem grandiosen Zeitkolorit und seiner Besetzung. Die Kinder sind überzeugend mit Jungdarsteller:innen besetzt. Darüber hinaus bildet das Ehepaar Meyerhoff den Kern der Familie. Laura Tonke („Am Strand“ (2015), „Mängelexemplar“ (2015)) und Devid Striesow („Ich bin dann mal weg“ (2015)) sind ungewöhnliche Eltern, aber in ihrem Kern tragisch, da sie nicht glücklich miteinander sind. Die Szene zu Weihnachten, die es so im Buch nicht gibt, zeigt die Dramatik einer unglücklichen Beziehung. Ebenfalls spannend ist, wie diese von den Kindern über die Jahre hinweg wahrgenommen wird. Gelungen ist auch die inklusive Besetzung von Nebenrollen, welche Schwung und Humor in die Geschichte bringen. Der Film fängt darüber hinaus sehr gut die verschiedenen Jahrzehnte in Kleidung, Stil und Frisuren ein, besticht mit meist warmen Farben und findet so oft das Schöne in vielen traurigen Momenten.
Fazit: „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ ist eine gelungene Romanadaption von Sonja Heiss, die zwar eine ungewöhnliche und persönliche Familiengeschichte erzählt, in der man sich aber leicht wiederfinden kann. Sei es in den Gefühlen der Jugend, der ersten Liebe oder auch im Heranwachsen mit all seinen Hürden. Toll besetzt und vor allem sehr gut umgesetzt, ist der Film gelungenes Kino, das einen gleichermaßen zum Lachen wie zum Weinen bringt.
Bewertung: 8,5/10
Kinostart: 23. Februar 2023 / DVD-Start: ${DVD-Start}
Trailer zum Film „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- 73. Internationales Filmfestival Berlin 2023 – Katalog (Programm ‚Generation 14plus‘)
- Katharina Böhm, ‚“Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war”: Erste Liebe, erster Schmerz‘, zeit.de, 2023
- Walli Müller, ‚“Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war”: Gelungene Verfilmung‘, ndr.de, 2023
- Josef Grübl, ‚„Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ im Kino: Pointenreich – Kultur – SZ.de‘, sueddeutsche.de, 2023
- Alexandra Seitz, ‚Kritik zu Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war‘, epd-film.de, 2023
- Bert Rebhandl, ‚Meyerhoff-Verfilmung „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ im Kino‘, faz.net, 2023
- Wikipedia-Artikel über den Film „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“