“The Party” (2017)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Seit Jahren liefert uns die britische Regisseurin Sally Potter (*1949) Filme aus verschiedensten Epoche wie der auch im viktorianischen England spielende “Orlando” (1992) und den in den 60er Jahren angesiedelten “Ginger & Rosa” (2012). Dabei erzählt sie persönliche Geschichten und stellt diese gern in einen historischen Kontext. So auch in ihrem neuesten Film “The Party” (OT: “The Party””, Großbritannien, 2017), der nicht nur mit seiner Kürze überrascht, sondern mit seiner wunderbaren Mischung aus Emotionen und wichtigen, aktuellen Themen.

Kurz nach ihrer Berufung zur Gesundheitsministerin im Schattenkabinett geben die britische Politikerin Janet (Kristin Scott Thomas) und ihr Mann Bill (Timothy Spall) eine Feier, um auf ihren Erfolg anzustoßen. Unter ihren Gäste sind auch ihre beste Freundin April (Patricia Clarkson) mit ihrem deutschen, esoterischen Partner Gottfried (Bruno Ganz) und die gute Freundin des Ehemanns, Martha (Cherry Jones), mit ihrer schwangeren Freundin Jinny (Emily Mortimer) sowie der nervöse Banker Tom (Cillian Murphy). Als fast alle da sind, eröffnet Bill den Gästen schockierende Neuigkeiten und tritt damit eine Welle von Geständnissen los, die in kürzester Zeit zur Eskalation führt.

Die Regisseurin Sally Potter schrieb auch das Drehbuch zu dieser bitterbösen Komödie, in dem sie viele moderne Themen und typische Beziehungsprobleme vermischte und das Ganze dann mit einer Prise Übertreibung und einem hohen Tempo gewürzt hat. Die Ereignisse passieren in dem 71-minütigen Film Schlag auf Schlag, so dass der Zuschauer kaum glaubt, dass man noch eine Spitze drauf setzen kann. Entstanden ist das Drehbuch zeitgleich mit circa sechs anderen Büchern. Potter schreibt immer mehrere Drehbücher auf einmal und schaut dann, welche sich umsetzen lassen. Die Idee zu “The Party” lieferte eine Szene aus dem Film “Ginger & Rosa”, in der alle Charaktere zusammengebracht werden und miteinander konfrontieren werden. Dieses sich nicht verstecken können und das Aufbrechen der Illusionen wollte Potter in einer neuen Geschichte festhalten und zugleich ein Statement zur Lage der Nation geben. So ist der Film auch eine Reflexion der Parteipolitik der Zeit. Umgesetzt wurde die Geschichte in Echtzeit, auf einen engen Raum begrenzt und mit einer Farbreduzierung auf schwarz-weiß. Durch den Einsatz von einfachen Mitteln sollte der Fokus auf die Personen gerichtet werden. Auch die freie Kamera, wobei 90% mit Handkamera gefilmt wurden, ermöglichte das nahe Herantreten an die Gesichter. Mit einem packenden Soundtrack unterlegt, entstand so eine Komödie mit tragischen Elementen, welche die universellen menschlichen Erfahrungen auf 70 Minuten zu verdichten versucht. Damit ist ein Film entstanden, der zeigt wie komplex und unterschiedlich menschliche Beziehungen sind, wie Politisches und Privates sich vermischt und liefert damit Gelächter auf Messers Schneide, wie es sich die Regisseurin gewünscht hat. Doch ist der Film nichts für jedermann. Man sollte schon Freude an Streit- und Diskussionsfilmen haben und die Tiefen der menschlichen Natur amüsant finden. Wenn man das mag, ist man bei Sally Potters neuem Film bestens aufgehoben.

Fazit: Der Spielfilm “The Party” von Sally Potter ist ein bitterböses Gesellschaftsstück, das in kürzester Zeit und auf kleinstem Raum viele Schwächen der Menschen offenbart und zuspitzt. Das macht “The Party” zur soliden Unterhaltung, vor allem für Freunde von hitzigen Streitgesprächen à la “Gott des Gemetzels” (2011).

Bewertung: 6/10

Kinostart: 27. Juli 2017, DVD-Start: 1. Dezember 2017

Der Trailer:

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Pressematerial von Weltkino Filmverleih

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