Fünf Fragen an Robert Löbel

Letzte Artikel von Doreen Kaltenecker (Alle anzeigen)

Robert Löbel (links) zusammen mit Max Mörtl (mitte) auf dem 30. Filmfest in Dresden

Interview: Gleich mit zwei Filmen “Island” und “Link” begeisterte der junge Filmemacher Robert Löbel die Besucher auf dem 30. Filmfest Dresden 2018. Im Interview erzählt er uns etwas mehr über Animationstechniken, Ideenentwickelung und was er sonst so treibt.

Auf dem 30. Filmfest Dresden und auf vielen weiteren Festivals konnte man gleich zwei neue Filme von Dir sehen. Erzähl uns doch etwas zur Entstehung von “Link” und “Island”.

Durch meinen Abschlussfilm “WIND”, welcher 2013/14 auf sehr vielen internationalen Festivals lief, konnte ich glücklicherweise einiges Geld und Förderpreise einsammeln. Mit diesen Fördergeldern im Rücken hatte ich die Möglichkeit, mir etwas Zeit freizuschaufeln und weniger als Freelancer zu arbeiten. Als Indie-Trickfilmer führt man ein verflixtes Doppelleben.

Mein täglich Brot verdiene ich mit diversen Freelancer-Jobs im Grafikbereich/Werbung, nebenbei gebe ich Workshops und habe zur Zeit sogar einen Lehrauftrag für Animation.

Die Rosinen bzw. die Schokolade sind für mich allerdings meine eigenen Filme. Finanziell gesehen irgendwie eher schlecht für die Zähne, aber es macht einfach süchtig. Bei zuviel Schoki muss man natürlich aufpassen, dass einem nicht schlecht wird, deswegen braucht man eine gute Balance zwischen freier und kommerzieller Arbeit. Bei den beiden neuen Filmen war mir am Ende leider ganz schön übel. Aber hier die Story dazu:

Meine etwas naive Idee war, unbedingt zwei neue Filme machen zu wollen, einen eigenen Film und einen experimentelleren Film mit einem Partner.

In der Entstehungsphase meiner eigenen Filme gehe ich bis jetzt noch sehr verkopft vor. Bei Link war das extrem. Ich nutze oft Themen, welche mich aktuell beschäftigen. Die Idee zu Link hatte ich aus mehreren Fragmenten wie Heimat, Fernweh, Familienzugehörigkeit. Sollte ich mich lieber um einen festen Job kümmern oder doch eher Freelancer sein. Was ist kreativer? In seiner Heimat zu bleiben und da etwas aufzubauen oder auszuwandern und die kreative Energie der Großstädte zu nutzen.

Der Festivaldirektor der Pictoplasma [Anm. d. Red.: Peter Thaler] fragte mich neulich auf der Bühne in seiner gewohnt schlitzohrigen Art, ob ich ein ‘German Hard Thinker’ sei. Ich war in dem Moment etwas vor den Kopf gestoßen, aber ich glaube bei meinen beiden ersten Filmen (“Wind”, “Link”) trifft das zu. Ich brauche erstmal eine gedankliche Auseinandersetzung, um mich dann dem Thema abstrakt zu nähern, vielleicht ist das auch immer ein Selbstfindungsprozess. Ich glaube der Kunst der freien Animation stehe ich mit solchen Filmen wohl eher diametral gegenüber. Da muss ich in Zukunft noch etwas an meiner Verspieltheit schrauben bzw. das Filmemachen auch einfach mal laufen lassen. Leider gar nicht so einfach für einen etwas verklemmten Kontrollfreak wie mich.

Bei dem zweiten Film Island hab ich das ausprobiert. Einen Film ohne Story aber mit viel Spaß und Humor. Dazu kam auch noch, das ich den Film mit meinen alten Studienkollegen von der HAW Hamburg – Max Mörtl und dem Sounddesigner David Kamp zusammen erarbeitet habe. Wir drei sind irgendwie schon auch alle eher Kontrollfreaks, daher bin ich schon etwas stolz auf dieses Ergebnis. Als Team gibt es da eine ganz andere Dynamik. Wir hatten enorm Spaß uns die ganzen Settings auszudenken und die Figuren zum Leben zu erwecken.

Das Ganze hat dann insgesamt zwei schlaflose Jahre gedauert. Toll war, dass ich in der Zeit Papa geworden bin und einen Umzug in eine neue teure Wohnung organisieren musste. Danach flogen mir nur noch Knöpfe und Motten aus dem Portemonnaie. Gesund war das alles nicht so unbedingt.

Die Stile der beiden Filme unterscheiden sich stark voneinander. Wie kam es zur Entwicklung dieser beiden Stile?

Ausschnitt aus dem Kurzfilm “Link”

„Link“ war ein Film aus meiner Feder und meiner Hand, obwohl ich viel Hilfe für die Animation hatte, ist der Stil schon eher ähnlich zu seinem Vorgänger “WIND”. Der Stil der Charaktere ist etwas minimalistischer als die Figuren im Vorgängerfilm. Ich denke die Verarbeitung meines aktuellen Zeichenstrichs im Skizzenbuch und den Sehgewohnheiten meines grafischen Konsums spielt eine große Rolle.

Für “Island” habe ich mit Max Mörtl zusammen erarbeitet. Wir haben zusammen studiert und im Studium viel mit der Stop-Motion-Technik experimentiert. Max ist heute ein sehr professioneller Stop-Motion-Animator geworden und ich habe mich eher in der 2D-Animation von Charakteren weiterentwickelt. In “Island” haben wir dann endlich mal wieder zusammengefunden und haben unsere beiden Stile mal wieder vereint. Das Ergebnis ist ein richtig feines Möbel (aus Mörtl & Löbel) geworden.

Wenn man sich Deine gesamte Arbeit anschaut, sieht man dass Du öfters in verschiedenen Animationsstilen und -techniken unterwegs bist. Gibt es dabei ein Gebiet was Dich am meisten reizt?

In meinem Studium in Wismar und Hamburg habe ich eine Menge herumexperimentiert, durch Arbeiten im Bereich Illustration, Comic, Stop Motion, 2D-Animation und vor ein paar Jahren dann auch 3D konnte ich einiges an Techniken lernen. Aber das verbindende Element dabei sind immer die Figuren. Ich mag es Charakter zu erschaffen, die Technik spielt dabei eigentlich eher eine sekundäre Rolle. Eine andere Technik zu benutzen, heißt ja nicht auch gleich, dass der Stil der Figuren ein grundlegend anderer ist. Man könnte auch vereinfacht sagen: Ich bin offen für alles, das Zeichnen mag ich aber am liebsten.

Bist Du der Meinung, dass Filme immer Botschaften transportieren müssen? In “Link” liegt beispielsweise eine Deutung trotz des großen Unterhaltungsfaktors auf der Hand. “Island” wirkt dahingehend einfacher.

Ausschnitt aus dem Kurzfilm “Island”

Auf jeden Fall gibt es bei mir einen Bonus für Filme mit Botschaften, wenn sie clever gemacht sind, da sie mir neben der Unterhaltung auch den Kopf zum qualmen bringen. Ein gutes Beispiel ist Skizhein von Jeremy Clapin

Deswegen bin ich wahrscheinlich auch selbst sehr verkopft mit meinen eigenen Filmen. Auf keinen Fall sollten Filme aber immer bewusst Botschaften transportieren.

Ich schaue mir auch sehr gern Filme an, die visuell etwas zu bieten haben, toll klingen, egal ob punkig oder super clean animiert. Im Endeffekt ist es, glaub ich, das Wichtigste für mich, dass die Filme zu den Machern passen. Wes Anderson oder Michel Gondry sind da gute Beispiele.

Seit Deinem Abschlussfilm “Wind” arbeitest Du selbstständig. In der Zeit sind einige kleinere Projekte wie das “Mensch ärgere dich nicht”-Google Doodle entstanden. Kannst Du etwas aus Deinem Arbeitsalltag erzählen und was Deine Pläne für die Zukunft sind?

Mein Alltag ist momentan sehr unspektakulär. Ich hüte schon seit neun Monaten meine Tochter (1½ Jahre), da wir noch keinen Kita Platz bekommen haben. Abends setz ich mich dann nochmal ran und animiere und skizziere bis ich todmüde umfalle, um am nächsten Morgen hundemüde wieder aufzustehen. Manchmal für Jobs, manchmal für mich selbst. Nebenbei habe ich einen Trickfilm Podcast angefangen um meinen unsozialen Lebensabschnitt ein wenig aufzupeppen und anderen Indie-Filmer auf den Zahn zu fühlen. Hören kann man den hier:

Soundcloud | iTunes | Facebook

Falls mein Alltag bald wieder „normal“ wird, würde ich mich wahrscheinlich auch wieder in einen neuen Film stürzen.

Das steht aber gerade alles noch in den Sternen, erstmal muss das Kind versorgt werden.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Weitere Seiten:

2 Gedanken zu “Fünf Fragen an Robert Löbel

Kommentar verfassen