„In meiner Erinnerung war mehr Streichorchester“ von Julia Hoße (2018)

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176 Seiten / Verlag Edition Büchergilde / 26 €

© Julia Hoße

Buchkritik: Die Graphic-Novel „In meiner Erinnerung war mehr Streichorchester“ ist das gelungene Debüt der deutschen Comiczeichnerin Julia Hoße. Sie bindet die eigenen Erinnerungen durch einen wunderbaren Stil in einen erzählerischen Kosmos ein.

In ihrer Graphic-Novel erzählt sie fragmentarisch von den Erinnerungen der Frauen ihrer Familie. Sie selbst erinnert sich dabei an einen Tag mit ihrer Schwester im Dinopark, deren Einschulung und gibt die Geschichten ihrer Mutter und ihrer Oma wieder. Dabei reflektiert sie für ihre Mutter einen Tag am Strand, als diese ein Kind war und berichtet von der Flucht der Großmutter im Zweiten Weltkrieg.

Die gelernte Illustratorin Julia Hoße (*1989) bringt mit ihrer ersten Graphic Novel mit dem sehr langen aber wunderbaren Titel „In meiner Erinnerung war mehr Streichorchester“ ihren Erstling im Verlag Edition Büchergilde heraus. Dieser besticht mit einer fragmentarischen Erzählung, welche sich nicht nur selbstreflexiv mit der eigenen Geschichte beschäftigt, sondern auch allgemein gültig mit dem Erinnern beschäftigt. Dabei kann sich der Leser in den fremden Erinnerungen wiederfinden und geht der Wichtigkeit des Erinnerns auf die Spur. Wie prägen uns vergangene Erlebnisse und wie verändert sich der Blick über die Jahre darauf? Diese Fragen wirft Hoße auf. Sie gibt darauf nicht unbedingt Antworten, schafft es aber mit ihrem Panoptikum an Erinnerungen und Erzählungen, vor allem auch wegen der fragmentarischen Struktur, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, der die Schwermut des Erinnerns gut einfängt. Dazu tragen auch die Zeichnungen sehr viel bei. Die einzelnen Kapitel sind unterschiedlich gestaltet und das gesamte Buch überrascht immer wieder mit ganzseitigen Bildern oder schnellen Abfolgen. So folgen auch die Zeichnungen des 176-seitigen Werkes dem Rhythmus und Tempo von Erinnerungen. In diesem Debütwerk von Julia Hoße gehen Geschichte und Zeichnungen Hand in Hand und heben das Buch ab von standardisierter Comic-Kost.

© Julia Hoße

Fazit: Die Graphic-Novel „In meiner Erinnerung war mehr Streichorchester“ ist das Debüt der deutschen Zeichnerin Julia Hoße. Sie verarbeitet dabei eigene Erinnerungen und die ihrer Familie und schuf so ein stimmungsvolles Buch über das Erinnern selbst. Das weiß sie perfekt in Szene zu setzen, durch die Wahl der zeichnerischen Mittel sowie den Wechsel von Stil, Rhythmus und Tempo in den einzeln Kapiteln. Dieses Buch zu entdecken bereitet süßliche Schwermut und besitzt alles, was eine gute Graphic-Novel braucht.  

Bewertung: 5/5

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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2 Gedanken zu “„In meiner Erinnerung war mehr Streichorchester“ von Julia Hoße (2018)

  1. Hallo! Vielen Dank für diese positive Rezension und die gute Bewertung. Es ist allerdings ein kleiner Fehler im Text: Das Buch ist nicht im Selbstverlag erschienen, sondern bei der Büchergilde Gutenberg und bei Edition Büchergilde. Kann man ganz normal im Buchhandel kaufen, mit ISBN und allem. Der Verlag hat viel dazu beigetragen, dass das Buch gelungen ist, wäre unfair ihn nicht zu nennen. Danke!

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