„GLOW“ (Staffel 1, 2017)

Doreen Kaltenecker
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Serienkritik: Das Fernsehen blickt auf eine lange Wrestling-Tradition zurück. In den 80er Jahren wurde diese Sportart, die gefakte Showkämpfe liefert, durch Hulk Logan etwas aus dem Nischenbereich geholt. Auch der Film „The Wrestler – Ruhm, Liebe, Schmerz“ (2008) mit Mickey Rourke in der Hauptrolle bot einen anderen Blick auf diese obskure Sportart, die sich aber immer einer treuen Fangemeinde sicher sein kann. Die Netflix-Serie „GLOW“ schafft es erfolgreich mit ihren zehn Folgen in der ersten Staffel auch das Interesse von Nicht-Fans dafür zu wecken, denn der Sport steht hier glücklicherweise nicht im Vordergrund.    

Kate Nash
© Erica Parise/Netflix

Ruth Wilder (Alison Brie) versucht seit Längerem im Los Angeles der 80er Jahre als Schauspielerin Fuß zu fassen. Aufgrund ihrer Geldprobleme würde sie kein Engagement ablehnen. So landet sie eines Tages bei GLOW, welches von dem Produzenten Sebastian ‘Bash’ Howard (Chris Lowell) ins Leben gerufen wurde. Es soll eine Frauen-Wrestling-Show unter der Leitung des B-Movie-Regisseurs Sam Sylvia (Marc Maron) entstehen. Ruth schafft es zusammen mit ihren ehemals besten Freundin Debbie Eagan (Betty Gilpin), welche als prominenter Star die Hauptrolle bekommt, unter die ausgewählten Ladies. Obwohl sich unter ihnen keine professionellen Wrestlerinnen befinden, bereiten sie sich auf ihre erste Show vor, die alle von diesem Projekt überzeugen soll.

Britney Young, Britzhold Baron De Belle, Chris Lowell, Ellen Wong, Kate Nash
© Erica Parise/Netflix

Die von Liz Flahive und Carly Mensch konzipierte Serie „GLOW“ (was für „Gorgeous Ladies of Wrestling“ steht) baut auf einer realen Wrestling-Show auf, welche 1986 ihre TV-Premiere feierte und insgesamt auf fünf Staffeln kam. In ihrer fiktionalen Geschichte beschäftigt sie sich nicht nur mit dem Sport, sondern auch mit den vielfältigen Frauenfiguren, welche diese Serie bevölkern. Neben komödiantischen Elementen, welche vor allem durch reale Situation und ausgefeilte Dialoge entstehen, geht die Serie auch in eine ernste, dem Drama zugewandte Richtung. Es beschäftigt sich mit wichtigen Themen wie Arbeitslosigkeit, der untergeordneten Stellung der Frau sowie dem Rassismus und baut diese Themen wie nebenbei ein. Im Kern konzentriert sich die erste Staffel auf die Hauptfigur Ruth Wilder, so dass der Zuschauer automatisch ihre Sicht einnimmt und ihr über die zehn Folgen kaum von der Seite weicht. Diese Fokussierung lockert sich in den folgenden zwei Staffeln und nimmt alle Charaktere in den Blick und liefert so ein größeres Spektrum an Geschichten. Doch zum Einstieg in die Serie ist dieser Fokuspunkt genau richtig und so wie den Frauen das Wrestling nahe gebracht wird, bekommt man selber eine kleine Geschichtsstunde, worum es dabei geht und wie es inszeniert wird. Das liefert zudem einige interessante sportliche Szenen, welche die Arbeit, die dahinter steckt, zeigen. Zusammen ergibt es eine stimmige Serie, deren kurze Folgen von je circa 30 Minuten einen in den Bann ziehen und einfach nicht mehr loslassen.

Betty Gilpin
© Erica Parise/Netflix

Neben der starken Geschichte mit vielen Charakteren überzeugt die Serie natürlich, wie schon „Strangers Things“ beide von Netflix produziert, mit einer wunderbaren 80er-Jahre-Retro-Optik. Nicht nur durch die übertriebenen, stereotypen Kostüme kommt ein nostalgisches Gefühl auf, sondern vor allem durch die Reallife-Klamotten, Frisuren und Bärte. Der Look wird abgerundet von einer stilistisch angepassten Bildsprache, die natürlich nicht vor Glitter, Neon und Filtern zurückschreckt. Hinzu kommt die passende Musik mit Songs, mit denen viele aufgewachsen sind. Nach nur wenigen Folgen kann man sich die Charaktere kaum in einem anderen Jahrzehnt vorstellen. Obwohl man gerade Alison Brie („Community“ (2009-2015), „The Disaster Artist“ (2017)), Betty Gilpin („Isn’t it romantic“ (2019)) und die Sängerin Kate Nash, die hier ein festes Serienengagement hat, bereits in anderen Rollen gesehen hat. Die bunte Truppe setzt sich neben diesen drei bekannten Gesichtern aus vielen individuellen Typen zusammen und das fällt positiv auf. Hier sind nicht nur alle Konfektionsgrößen und Hautfarben sondern auch unterschiedliche Lebensstile vertreten. Diese Truppe schließt man, nachdem man sie kennengelernt hat, alsbald ins Herz und so bekommt die Serie auch noch Spannung, weil man es den wundervollen Ladies des Wrestlings wirklich wünscht, Erfolg zu haben.  

Marc Maron, Gayle Rankin und Kate Nash © Erica Parise/Netflix

Fazit: Die amerikanische Serie „GLOW“ schafft es, einen Nischensport ins Zentrum ihrer Geschichte zu rücken und für alle Zuschauer interessant zu machen. Das liegt nicht nur dem wunderbaren 80er-Jahre-Retro-Charme, sondern auch an ihren liebenswerten Charakteren, die von einem wunderbaren Cast verkörpert werden. Dazu kommt, dass die Serie kein Blatt vor dem Mund nimmt und so ernste Themen mit guter Unterhaltung vereint.  

Bewertung: 5/5

Trailer zur Staffel 1 der Serie „GLOW“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

  • Wikipedia-Artikel zur Serie „GLOW
  • Eintrag der Pilotfolge von „GLOW“ bei serienjunkies.de

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