„Aufnahmen einer Wetterkamera“ (2023)

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Kurzfilm / Österreich / Fiktion / 2023

Filmkritik: Der österreichische Regisseur Bernhard Wenger beweist in seinen Kurzfilmen stets sein Händchen für das Zwischenmenschliche. In seinem nun mittlerweile fünften Kurzfilm „Aufnahmen einer Wetterkamera“, der auf dem 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 seine Weltpremiere feierte, wählt er zudem einen ungewöhnlichen Betrachtungsstandpunkt.

Vier Wetterkameras auf den Bergen Österreichs fangen neben den meteorologischen Zuständen auch zwischenmenschliche Auseinandersetzungen ein, die alle von toxischer Männlichkeit dominiert werden. 

Der Regisseur Bernhard Wenger (*1992), der mit Filmen wie „Jungwild“ (2016), „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ (2018) und „Guy Proposes to His Girlfriend on a Mountain“ (2019) schon immer ein gutes Gespür für das menschliche Miteinander hatte, erzählt hier in vier Episoden von sprachlicher wie körperlicher Übergriffkeit, männlicher Überschätzung und Einmischung und macht so auf die Schwächen unserer Gesellschaft aufmerksam. Um seine Geschichten ins Bild zu setzen, entschied er sich für einen ungewöhnlichen Stil: Anhand fiktiver Wetterkameras, die beständig über die Szenerie hin und her schwenken, fängt er die Ereignisse ein, die dabei nicht immer im Bild sein müssen. Zudem wechseln die Bilder der Kameras immer wieder durch, so dass sich die Höhepunkte der Geschichten spannungstechnisch immer wieder verschieben und erst nach und nach die Tragik aller Begegnungen klar wird. Doch trotz der ernsten Themen, wirkt der Film, den der Regisseur zusammen mit Alexandra Brodski geschrieben hat, nie schwer, sondern schafft es gerade auch am Anfang, das Publikum zum Schmunzeln zu bringen. Umso härter treffen die Geschichten ins Mark. Damit ist auch dieser Kurzfilm des Regisseur Wenger wieder absolut sehenswert, so dass man gespannt auf den ersten Langfilm des Österreichers wartet.

Fazit: „Aufnahmen einer Wetterkamera“ ist der neueste Kurzfilm des Regisseurs Bernhard Wenger, der sich mit seiner episodenhaften Geschichte den Menschen und ihrem Miteinander widmet. Pointiert und ungewöhnlich inszeniert ist auch dieser 18-minütige Kurzfilm eine Entdeckung wert.

Bewertung: 9/10

geschrieben von Doreen Kaltenecker

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