„Was man von hier aus sehen kann“ (2022)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Die Romanverfilmung „Was man von hier aus sehen kann“ (ET: „What You Can See from Here“, Deutschland, 2022) von Aron Lehmann holt den magischen Realismus auf die Leinwände zurück und vereint echte Gefühle mit fantastischen Ideen und liebenswürdigen Charakteren. 

In einem kleinen Dorf im Westerwald geht das Leben unaufgeregt seinen Gang. Erst wenn Selma (Corinna Harfouch) wieder von einem Okapi träumt, was bedeutet, dass jemand sterben wird, überdenken alle ihr Leben. Sei es der Optiker (Karl Markovics), der Selma seine Liebe gestehen will, oder ihre Enkelin Luise (Luna Wedler), die immer Angst hat, dass etwas Schlimmes passiert. Als sie den Mönch Frederik (Benjamin Radjaipour) kennenlernt, traut sie sich aus ihrem Schneckenhaus heraus, in dem sie sich nach einem großen Verlust verkrochen hat, und auf einmal öffnet sich das ganze Dorf der großen Welt.

WALTER_WEHNER

Luna Wedler, Karl Markovics und Corinna Harfouch

Basierend auf dem 2017 erschienenen gleichnamigen Roman der deutschen Autorin Mariana Leky (*1973) erzählt der 103-minütige Spielfilm eine liebenswerte Dramödie, die sich mit ihrer Geschichte wie mit den großartigen Charakteren sofort in die Herzen des Publikums spielt. Umgesetzt hat den Film der Regisseur und auch Drehbuchautor Aron Lehmann (*1981), der Filme wie „Das schönste Mädchen der Welt“ (2018) und „Jagdsaison“ (2022) realisiert hat. Er setzt den Roman gekonnt in einen Film um. Alles spielt in einem malerischen Dorf und baut mit viel Herzlichkeit, Ehrlichkeit, aber auch der Lust am Ausschmücken Themen wie Verlust, Familie, unerwiderter Liebe ein und zeigt, wie man bei all dem Chaos vielleicht trotzdem zu sich selbst finden kann. Sein Film wird dabei über zwei Zeitebenen hinweg erzählt. Zum einen lernen wir die 22-jährige Luise kennen und zum anderen ihr jüngeres Ich. Doch nicht nur ihre Geschichte entfaltet sich über die Zeit, sondern alle Nebenfiguren bekommen genug Raum zum Atmen und sich zu entwickeln. Mit pointierten Dialogen und vielen kreativen Einfällen schafft es der Film so direkt ans Herz zu gehen. 

© studiocanal GmbH/ Frank Dicks

Cosmo Taut und Ava Petsch

Dazu trägt natürlich auch viel die Inszenierung und die Besetzung bei. Ausgestaltet ist der Film in den schönsten Farben und es spielt alles in einem pittoresken Dorf. Perfekt, sauber und mit Elementen dörflicher Idylle versehen, steht es dann oft im Gegensatz zu den traurigen Ereignissen der Geschichte. Aber trotz zahlreicher emotionaler Momente ist der Film auch immer amüsant und bringt das Publikum zum Schmunzeln. Diese Gratwanderung bekommen die Darsteller:innen perfekt gespielt. Allen voran die großartige Luna Wedler („Blue My Mind“ (2017), „Je suis Karl“ (2021)), welche Luise mit all ihrer Unsicherheit, Traurigkeit aber auch der aufkeimenden Hoffnung verkörpert. Doch auch die Nebenrollen sind mit Darsteller:innen wie Corinna Harfouch („Der Untergang“ (2004), „Fack ju Göhte 3“ (2017), „Lara“ (2019)), Karl Markovics („Die Fälscher“ (2007)) und Thorsten Merten („Nothing More Perfect“ (2019), „Deutscher“ (2020)) perfekt besetzt. So entstand eine rundherum gelungene Buchadaption, die die Zuschauer:innen mit einem warmen Gefühl der Melancholie, aber auch der Hoffnung aus den Kinos entlässt.

Studiocanal GmbH / Frank Dicks

Hansi Jochmann

Fazit: „Was man von hier aus sehen kann“ ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Mariana Leky aus der Hand des Regisseurs Aron Lehmann. Er erzählt darin die Geschichte eines kleinen Ortes, von Verlust und Liebe, mit vielen fantastischen Ideen, aber auch Wahrhaftigkeit, so dass man als Zuschauer:in berührt und gleichzeitig sehr gut unterhalten wird. 

Bewertung: 9,5/10

Kinostart: 29. Dezember 2022 / DVD-Start: –

Trailer zum Film „Was man von hier aus sehen kann“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

Ein Gedanke zu “„Was man von hier aus sehen kann“ (2022)

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