„The Ordinaries“ (2022)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der deutsche Film „The Ordinaries“ (Deutschland, 2022) ist der Abschlussfilm und der erste abendfüllende Spielfilm der Regisseurin Sophie Linnenbaum. Darin erzählt sie mit einem gesellschaftskritischen Blick von einer Welt, die wie ein Film aufgebaut ist.

Paula (Fine Sendel), Tochter einer Nebendarstellerin (Jule Böwe), ist trotz ihrer Wurzeln die geborene Hauptdarstellerin. Sie erhält wie alle anderen Ausgewählten die entsprechende Ausbildung und gehört zu den Besten ihres Faches. Nur das Generieren der passenden Filmmusik bereitet ihr Probleme. Dadurch plagen sie von Zeit zu Zeit Ängste, ob sie vielleicht nicht doch nur eine Nebenfigur ist. Sie macht sich auf die Suche nach Antworten und taucht dafür in die Schattenwelt der Filmfehler ein.

Fine Sendel und Henning Peker

Bereits in ihrem Kurzfilm „[Out of Fra]me“ hatte die deutsche Regisseurin Sophie Linnenbaum, die bereits Kurzfilme wie „Pix“ (2017) und „Das Mensch“ (2018), die Serie „Deutscher“ (2020) sowie Dokumentationen wie „Normal Stuff that People do“ (2021) und „Väter unser“ (2021) realisiert hat, die Grundidee für ihren ersten Langspielfilm entwickelt. Auch bei diesem Projekt schrieb sie das Drehbuch zusammen mit Michael Fetter Nathansky („Gabi“ (2016)) und erzählt darin von einer teils düsteren Parallelwelt zu der unsrigen. Was ist, wenn das Leben wirklich wie ein Film wäre? Wären wir dann die Hauptdarsteller:innen, oder die Randfiguren und vielleicht sogar die Statisten, die am Ende herausgeschnitten werden? Diese Idee baut sie aus und erzählt von einer Gesellschaft, die daraus alle Privilegien zieht. In düsteren, beinahe dystopischen Bildern zeichnet sich so eine strikt getrennte Welt, in der das Vokabular der Nebenfiguren begrenzt ist und Hauptfiguren aus sich heraus Musik herzaubern können. Die Kritik an unseren gesellschaftlichen Strukturen ist dabei offenkundig, doch auf keinen Fall zu dominant eingesetzt. Stattdessen kann der Film immer wieder überraschen und ist spannend bis zur letzten Minute.

Es ist dem Film überhaupt nicht anzusehen, dass er Linnenbaums Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf ist. In Kooperation mit dem ZDF Fernsehspiel entstand ein inszenatorisch rundherum gelungener Film. Die Szenerie, die Farben und die Kameraarbeit schmiegen sich wunderbar an die Geschichte an. Die Effekte und die Musik runden alles ab. Natürlich verdankt der Film seine gute Wirkung auch dem hervorragenden Cast. Allen voran die bisher eher unbekannte Schauspielerin Fine Sendel. Aber jede noch so kleine Rolle ist gut besetzt, so dass die Fülle an Darstellungen, gerade auch bei den ganz besonderen Figuren, hervorragend funktioniert. So zieht einen nicht nur die Geschichte in ihren Bann, sondern auch die gesamte Inszenierung und es entstand ein sehr unterhaltsamer Spielfilm, der Freude auf weitere Projekte von Linnenbaum macht, egal ob sie sich nun für die Serien, Fiktion oder Dokumentation entscheiden wird. 

Pasquale Aleardi, Denise M’Baye, Noah Bailey, Sira-Anna Faal

Fazit: „The Ordinaries“ ist ein Spielfilm der Regisseurin Sophie Linnenbaum, die bereits mit mehreren Kurzfilmen, einer Serie und auch Dokumentationen auf sich aufmerksam gemacht hat. Sie erzählt in 120 Minuten eine spannende Geschichte, die voll von besonderen Ideen und Überraschungen ist. Stimmig umgesetzt und hervorragend besetzt, ist dieser Film ein gelungenes Spielfilmdebüt, das sich lohnt, auf den Kinoleinwänden entdeckt zu werden.

Bewertung: 8,5/10

Kinostart: 30. März 2023 

Trailer zum Film „The Ordinaries“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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