Sieben Fragen an Marita Mayer

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Interview: Im Gespräch mit der Regisseurin Marita Mayer konnten wir mehr über ihren entzückenden Kurzfilm „Ich habe keine Angst!“, der u.a. im Kinderprogramm auf dem 23. Landshuter Kurzfilmfestival und auf dem 35. Filmfest Dresden lief, erfahren, wie sie ihre eigenen Kindheitsängste mit in die Geschichte einfließen ließ und ob es weitere Geschichten rund um ihre junge Heldin Vanja geben wird.

Wie ist die Idee zu Deinem Kurzfilm „Ich habe keine Angst!“ entstanden?

Die Idee zum Film „Ich habe keine Angst!“ bekam ich, als ich an der Animation School Hamburg Animationsdesign studierte und ein Filmprojekt pitchen sollte. Seitdem sind mehr als fünfzehn Jahre vergangen, aber zwischen verschiedenen Jobs kam ich immer wieder auf dieses Projekt zurück.

Der Geschichte zugrunde liegt die häufig präsente Angst im Dunkeln, die mitunter durch das Spiel der Schatten die Phantasie anregt und Gefühle des Gruselns hervorruft, aber auch der Neugierde und des Mutes, die Dunkelheit für sich zu entdecken. Es gibt viele Dinge, vor denen wir uns nicht fürchten müssen, wenn wir verstehen, was es ist. Die Idee ist eng verknüpft mit meinen eigenen Erfahrungen aus der Kindheit: Jeder Gang in den Keller war eine Mutprobe, jede zweite Nacht wurde ich in meinen Träumen von Monstern und dunklen Gestalten gejagt und umgebracht. Das ging so weit, dass ich irgendwann begann, die Kleidung in meinem Zimmer so zu drapieren, dass es aussah, als ob jemand in meinem Zimmer stünde. Wenn ich dann in der Nacht verschwitzt und ängstlich aufwachte, bekam ich zunächst einen Schreck, beruhigte mich dann aber schnell wieder, da ich wusste, dass es nur meine eigenen Sachen waren, und keine Monster.

Deine Geschichte richtet sich an jüngere Kinder und nimmt ja auch konsequent den Blick von Vanja ein. Hattest Du diese Zielgruppe von Anfang an im Blick?

Ja. Zum einen war ich sehr nah dran an der Zielgruppe, da meine beiden Kinder zum Zeitpunkt der Produktion in dem Alter waren, zum anderen bin ich der Meinung, dass es mehr gute Kurzfilme für diese Altersgruppe bedarf und hoffe, dass mein Film einen Beitrag zur bestehenden Auswahl leisten kann.

In welchem Rahmen konntest Du Deinen Film realisieren?

Der Film war eine Kooperation zwischen dem norwegischen Animationsstudio Trollfilm in Dovre und dem Studio Fabian&Fred in Hamburg. Wir haben den Film während der Pandemie gedreht und den Großteil meines Teams habe ich erst bei der Premiere persönlich getroffen. Unser Team war sehr klein, aber dennoch über vier Länder verteilt.

Die Animationen sind entzückend. Was lag Dir dabei am Herzen?

Danke! Wichtig waren mir für die Zielgruppe vor allem die gute Lesbarkeit der Figuren und der Emotionen. Ich wollte ruhige Momente haben, aber dann auch ‚snappy animation‘ und bei schnelleren Bewegungen für die Verkörperung von Vanja als Tiger haben wir ‚smear frames‘ eingebaut. 

Die Wahl des Designs und des Animations-Stils hängt ja oft eng zusammen mit dem Budget, das bei animierten Kurzfilmen meistens eher gering ausfällt. Daher ist es nicht immer nur eine rein künstlerische Entscheidung. Wir haben uns viel Zeit genommen, um eine Balance zu finden, die gut funktioniert und ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis.

Würdest Du sagen, Du hast Deinen Stil gefunden?

Dieser Film war mein Debüt als Autorin und Regisseurin – frag mich nach meinen nächsten Filmen nochmal! :D Aber ich denke, alle Filme erzählen andere Geschichten und jede Geschichte braucht ihre eigene Ästhetik. Und da ist Animation ein tolles und vielfältiges künstlerisches Medium.

Kannst Du mir noch ein bisschen mehr von Dir erzählen und wie Du zum Film gekommen bist?

Ich habe in Hildesheim Kulturpädagogik studiert und nach dem Studium in der Festivalorganisation und als Lebenskundelehrerin und Medienpädagogin gearbeitet. Jedes Mal, wenn ich Trickfilmworkshops gab, wollte ich eigentlich selbst filmen. Daher beschloss ich, mich in dem Bereich zu professionalisieren und habe an der Animation School in Hamburg eine Weiterbildung mit Schwerpunkt Zeichentrick gemacht. Das ist jetzt 15 Jahre her. Seitdem habe ich in verschiedenen Positionen in animierten Kurz- und Spielfilmen und Serien gearbeitet.

Sind bereits neue Projekte geplant?

Ja! Zur Zeit konzentriere ich mich auf zwei Projekte: Gemeinsam mit Fabian&Fred arbeite ich an dem Serienkonzept ‘Vanja’s Welt’, das auf dem Kurzfilm basiert und weitere Geschichten mit Vanja in unterschiedlichen Tierkostümen erzählt. Das zweite ist ein kurzer animierter Dokumentarfilm über Aphasie, der hoffentlich Ende des Jahres fertig wird.

Die Fragen stellte Doreen Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Ich habe keine Angst!

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