Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Filmkritik: Der Animationsfilm „The Kite“ (OT: „Šarkan“) von Martin Smatana, gesehen auf dem 32. Filmfest Dresden 2020 und dem 38. Interfilm Berlin 2022, ist ein warmherziger, auf Kinder zugeschnittener Kurzfilm, der seine besondere Optik dazu verwendet, jungen Zuschauer:innen die Themen Altern und Sterben näherzubringen.
Jeden Sommer besucht der Enkel seinen Großvater auf dem Hügel, wo dieser wohnt. Doch mit den Jahren wird der Opa immer schwächer und das geliebte Spiel mit einem Drachen wird für ihn immer anstrengender. Eines Sommers ist der Großvater dann nicht mehr da.
Der slowakische Regisseur und Drehbuchschreiber Martin Smatana (*1991) greift mit seinem Film eine von der Autorin Alzbeta Remencova bereits 2011 entstandene Idee einer Geschichte von einem Enkel mit seinem Großvater und dessen Drachen auf. Daraus entwickelte Smatana eine Metapher auf das Leben, das Altern und den Tod. Mit diesem Film können bereits Kinder ab acht Jahren lernen, sich mit diesen Aspekten des Lebens zu beschäftigen und so funktioniert der Film auch gut als Hilfe, um den Tod besser begreifbar machen zu können. Doch trotz der für Kinder maßgeschneiderten Geschichte, welche ohne Worte auskommt, ist der Film auch eine Empfehlung für erwachsene Zuschauer:innen. Die Story ist warmherzig und gefühlvoll und wird vor allem durch ihren Look etwas Besonderes. Denn Smatana verpackt sein ernstes Thema in gelungene Stop-Motion-Animationsbilder. Die stoffliche Welt besteht aus vielen haptischen, beinah flauschigen Materialien und die Menschen sind aus einzelnen Stoffschichten zusammengesetzt. Mit dem Alter werden die Schichten immer weniger und so werden die Menschen dünner und weniger greifbarer. Damit liefert der Film ein wunderbares Bild für das Altern und das Vergängliche. Der Film, gut untermalt von der Musik von Aliaksandr Yasinski, ist im Gesamten ein fantastisch aussehender Animationsfilm mit einer großen Geschichte und vor allem mit viel Herz.
Fazit: „The Kite“ ist ein gelungener Stop-Motion-Film aus der Hand von Martin Smatana, der mit seinen stofflichen, haptischen Optik genauso überzeugt, wie mit seiner berührenden Geschichte eines Kindes, das mit dem Tod seines Großvaters lernt umzugehen.