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1978: Im Stadtteil North Denver verschwinden seit einiger Zeit Kinder. Dort leben auch Finney (Mason Thames) und seine Schwester Gwen (Madeleine McGraw) bei ihrem traurigen und alkoholkranken Vater (Jeremy Davies). Eines Tages schnappt sich der Greifer (Ethan Hawke) Finney. Er wird in einem Keller mit einer Matratze und einem schwarzen Telefon eingesperrt. Wie kann er dem Schicksal der anderen Jungs entgehen, die hier gestorben sind? Dafür bekommt er Unterstützung aus dem Reich der Toten und gleichzeitig sucht seine Schwester, die eine besondere Gabe besitzt, nach ihm.
Die Adaption des Kurzgeschichte „The Black Phone“ (2004) übernahm der Regisseur Scott Derrickson (*1966), der bisher Filme wie „Hellraiser V – Inferno“ (2000), „Der Exorzismus von Emily Rose“ (2005), „Sinister“ (2012) und „Doctor Strange“ (2016) realisiert hat und damit sein Händchen vor allem im Genre-Bereich zeigte. Zusammen mit dem Autor C. Robert Cargill arbeitete er die Geschichte des Autors Joe Hill (*1972) in ein Drehbuch um, bei dem er eigene Erinnerungen mit einfließen ließ. Die Story spielt in den 70er Jahren. In diesem und dem vorhergehenden Jahrzehnt dominierten schockierende News, wie die Manson-Morde und der Frauenmörder Ted Bundy, die Nachrichten. Oft sah man auf den Milchverpackungen Gesichter von verschwundenen Kindern. Derrickson hatte selbst in seiner Kindheit das Gefühl, dass er der nächste Junge sein könnte, der entführt wird. Dieses Gefühl korreliert perfekt mit der Geschichte von Hill und so entstand hier ein realitätsnaher Thriller, der eine reale Gefahr einfängt, aber mit übernatürlichen Elementen würzt. Diese Mischung funktioniert hervorragend und schuf einen atemberaubenden und berührenden Thriller, der souverän die Palette sowohl des Dramas als auch des Horrorfilms bedient.
Umgesetzt ist der Film im schönsten Zeitkolorit und versetzt mit seiner Mode und Ausstattung die Zuschauer:innen mühelos in die 70er Jahre. Auch wenn man diese nicht erlebt hat, hat man das Gefühl, dass hier alles stimmig inszeniert ist. Mit einem hohen Grad Realismus schuf Derrickson von Beginn an eine dichte Atmosphäre. Hinzu kommt die perfekte Integration von Effekten, welche die Geschichte bestärken und die Spannung weiter erhöhen. Neben der optisch gelungenen Inszenierung spielen natürlich auch die Darsteller:innen eine starke Rolle für die Wirkung des Films. Großartig ist der Kinder-Cast u.a. mit Mason Thames und Madeleine McGraw. Ethan Hawke („Reality Bites“ (1994), „Regression“ (2015), „Maudie“ (2016), „Tesla“ (2000)) spielt den Entführer, der meist eine Maske trägt, die selbst durch das Einsetzen und Weglassen verschiedener Elemente seine Stimmung wiedergibt. Hawke’s Performance hat eine enorme körperliche Präsenz. Er spielt diesen Mann, der selbst einige Dämonen besitzt, unheimlich erschreckend. Aber auch Nebenrollen sind stark besetzt. Wie die Figur des Vaters, welcher Jeremy Davies („Million Dollar Hotel“ (2000), „Secretary“ (2002)) gleichzeitig zerbrechlich und gefährlich darzustellen weiß. Durch und durch ist dem Regisseur Scott Derrickson ein atmosphärisch dichter Film gelungen, in dem seine zwei kleinen Helden wunderbar agieren können und dazu noch einen erschreckenden Gegenspieler haben.
Fazit: „The Black Phone“ ist ein starker Film, der Genre-Elemente gekonnt mit einer Zeit kombiniert, in der der wahre Schrecken greifbar nah war. Der Regisseur Scott Derrickson und sein Drehbuchschreiber C. Robert Cargill schufen so einen funktionierenden Hybridfilm, der Thriller- und Horror-Freunde gleichermaßen anspricht und unter die Haut geht.
Bewertung: 8/10
Kinostart: 23. Juni 2022 / DVD-Start: –
Trailer zum Film „The Black Phone“:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- Wikipedia-Artikel über den Film „The Black Phone – Wikipedia“
- Cecilia Uzzo, ‚The Black Phone: Alles, was Sie über den langersehnten Horror-Thriller wissen müssen‘, gq-magazin.de, 2022
- Katharina Wilhelm, ‚“The Black Phone”: Grusel-Sommerkino mit Ethan Hawke‘, ndr.de, 2022
- Frank Arnold, ‚Kritik zu The Black Phone‘, epd-film.de, 2022
- Fritz Göttler, ‚„The Black Phone“ im Kino: Im Keller‘, sueddeutsche.de, 2022
Ein Gedanke zu “„The Black Phone“ (2022)”