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Schon im Gospelchor der eigenen Mutter Cissy (Tamara Tunie) macht sich Whitney (Noami Ackie) einen Namen. Getrimmt von den beiden sehr ehrgeizigen Eltern ist ihr Weg in das Musikbusiness vorgezeichnet. Eines Tages begegnet sie dem Produzenten Clive Davis (Stanley Tucci), der ihr Talent sofort erkennt und sie unter Vertrag nimmt. Zusammen mit ihm und ihrem Vater John (Clarke Peters) als Manager wird ihre Karriere aufgebaut. Nur wenige Steine müssen dabei aus dem Weg geräumt werden, aber leider auch ihre Beziehung zu Robyn (Nafessa Williams), die sie aber weiterhin als Freundin und Assistent unterstützen wird.
Die amerikanische Regisseurin Kasi Lemmons (*1961), die man als Schauspielerin bereits in einer kleinen Rolle in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) gesehen hatte und die danach als Regisseurin von Filmen wie „Harriet – Der Weg in die Freiheit“ (2019) bekannt wurde, schuf hier ein einfühlsames Portrait einer der größten Künstlerinnen unserer Zeit, die bereits mit 48 Jahren starb. Natürlich kreist die Frage auch darum, wie es so weit kommen kann. Bei diesem Teil des Films kommen die typischen Aspekte solcher tragischer Schicksale ins Spiel – der Umgang mit Ruhm, die Versuchung durch Drogen und der Einfluss von Menschen, die einem schaden. Doch glücklicherweise richtet Lemmons ihr Augenmerk nicht nur allein darauf. Im Gegenteil, diese Aspekte sind zwar elementar wichtig, werden aber nicht visuell ausgeschlachtet. Viel wichtiger sind der Regisseurin Whitneys Freundschaften und ihre Musik. Herzerwärmend ist ihre Beziehung zu ihrem Agenten und überraschend und wunderschön die starke Bindung zu ihrer guten Freundin und Assistentin, die als Liebesgeschichte begann, die aber der Karriere geopfert werden musste. Doch der Star im Zentrum des Films ist Whitneys Stimme und ihre Musik. Ihr Auftritt bei den Music Awards 2009, bei dem sie ein beinah unsingbares Medley sang, bildet den Rahmen des Films. Immer wieder nimmt sich der Film Zeit, ihren Auftritten beizuwohnen und ihrer Stimme zu lauschen. So schafft es Lemmons nicht nur Fans abzuholen, sondern auch alle anderen Zuschauer:innen, die sich danach bestimmt ein bisschen mehr für Whitneys Musik begeistern können.
Dass dies so gut funktioniert, verdankt der Film auch seiner formalen Ausgestaltung und Besetzung. Zum einen wurden die unterschiedlichen Jahrzehnte genauso treffsicher eingefangen wie die Original-Kostüme der Sängerin. In diesen bewegt sich die Schauspielerin Noami Ackie („Lady Macbeth“ (2016), „The End of the F** World“ (2019)) mit einer solchen Geschmeidigkeit und Leichtfüßigkeit, dass sie das Publikum sofort auf ihrer Seite hat. Mit ihr fiebert man auf die Auftritte hin und erleidet jeden Schicksalsschlag mit Härte. Zwar hat Ackie nicht selbst gesungen, übte aber ein halbes Jahr lang Lippenbewegungen, um die Songs perfekt zu imitieren. An ihrer Seite überzeugt ein großartiger Cast an Nebenfiguren, allen voran Stanley Tucci („Ein Sommernachtstraum“ (1999), „Spotlight“ (2015), „Kindeswohl“ (2017), „The Silence“ (2019)) als wohlwollender Produzent, Nafessa Williams („Black Lightning“ (2018-2021)) als treue Gefährtin, Ashton Sanders („Moonlight“ (2016)) als berüchtigter Ehemann Bobby Brown sowie Clarke Peters („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ (2017), „Da 5 Bloods“ (2020)) und Tamara Tunie („Flight“ (2012)) als überfürsorgliche und später übergriffige Eltern. So entstand ein gelungenes Biopic, das den Bogen über ihr fast gesamtes Leben spannt, überraschende Einblicke gibt und mit der Musik der Künstlerin (wieder) begeistern kann.
Fazit: „Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody“ ist ein Film über die amerikanische Sängerin Whitney Houston, die man auch als Schauspielerin kennt. Die Regisseurin Kasi Lemmons schuf ein umfassendes Portrait, dass die Schattenseite nicht ausspart, sich aber vor allem auf die Musik konzentriert. So entstand ein einfühlsames, schönes Portrait einer Künstlerin, die eine Stimme wie kaum eine andere besaß.
Bewertung: 7,5/10
Kinostart: 22. Dezember 2022
Trailer zum Film „Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody“:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- Walli Müller, ‚“I Wanna Dance with Somebody”: Dramatischer Absturz eines Talents | NDR.de – Kultur – Film‘, ndr.de, 2022
- Wikipedia-Artikel über den Film „Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody“
- Sandra Kegel, ‚Film über Whitney Houston: „I Wanna Dance with Somebody“‘, faz.net, 2022
- Frank Arnold, ‚Kritik zu Whitney Houston: I Wanna Dance With Somebody‘, epd-film.de, 2022
- Laura Ewert, ‚Whitney Houston: Wieder Tränen‘, zeit.de, 2022