„In Touch“ (2018)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der polnische Dokumentarfilm „In Touch“ (OT: „In Touch“, Island, Polen, 2018), der auf dem 62. DOK Leipzig seine Deutschlandpremiere feierte und u.a. auch in Cottbus zu sehen war, beschäftigt sich auf ungewöhnliche Art mit den Themen Emigration, Familie, Sehnsucht und Heimat.

Seit den 1980er Jahren sind aus dem polnischen Dorf Stare Juchy über ein Drittel der Einwohner nach Island ausgewandert, um sich dort ein neues Leben mit besseren Zukunftschancen aufzubauen. Doch wie geht es ihnen und vor allem den zurückgebliebenen Familienmitgliedern damit? Kontakt halten sie dabei vor allem über Skype und erleben das Leben des Anderen nur via Internet.

Der Regisseur Paweł Ziemilski (*1981) findet einen Weg die beiden Länder und vor allem die Familien auf besondere Weise zusammenzubringen. Anfänglich war er eine Zeit zu Gast bei den ausgewanderten Angehörigen in Island und filmte sie in ihrem Alltag. Dann fuhr er mit diesem Material in sein Heimatland und projizierte die Aufnahmen von der Insel für die Familien vor Ort u.a. an Garagen-, Saal- und Hauswände. Dadurch konnten die beiden Hälften miteinander interagieren, ohne wirklich zusammen zu sein. Unterstützt wird das ganze von den Off-Gesprächen, die meist über Skype stattgefunden haben und passend dazu eingespielt werden. Dabei sind es klassische Small-Talk-Gespräche, wie es ihnen geht oder wie sich die Enkel entwickeln, um ein Gefühl von Nähe füreinander zu erzeugen. Doch der polnische Filmemacher schaffte es damit auch die Distanz und die Sehnsucht dahinter zu betonen. Er fängt die Gefühle beider Seiten wunderbar ein und schuf so einen außergewöhnlichen Dokumentarfilm, der auf klassische Elemente wie Interviews verzichtet, und stattdessen in 61 Minuten Gefühle wie Zusammengehörigkeit, Sehnsucht und Heimweh auf wunderbare Art wiedergibt, sodass sie vermutlich auch die Portraitierten selbst auf einfühlsame Weise berührt haben, wie es auch den Zuschauern bei diesen intimen familiären Einblicken ergeht. 

Fazit: Der Dokumentarfilm „In Touch“ erzählt die Geschichte des polnischen Dorfes Stare Juchy, von dem sich viele der Bewohner verabschiedeten, um in Island ein neues Leben zu beginnen. Dadurch wurden Familien getrennt. Von den Versuchen, die Verbindung zu halten und wie sich diese Trennung anfühlt, berichtet der polnische Filmemacher Paweł Ziemilski, indem er ihnen nicht nur bei ihren Gesprächen zuhört, sondern sie auch visuell zusammenbringt. Er schuf so einen wunderschönen, intimen Film, über Familie, deren Zusammenhalt und Sehnsucht. 

Bewertung: 8/10

Trailer zum Kurzfilm „In Touch“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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