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Der kleinwüchsige Cyrano de Bergerac (Peter Dinklage) macht seine Körpergröße mit großer Kampfkunst und Wortgewandtheit wett. Kurz bevor er beschließt, der schönen Roxanne (Haley Bennett), welche von vielen verehrt wird, seine Liebe zu gestehen, kommt diese auf ihn zu, denn sie selbst hat sich in einen seiner Männer, den Kadetten Christian (Kelvin Harrison Jr.), verguckt. Cyrano soll ein Auge auf ihn werfen, so dass diesem im Krieg nichts passiert. Als Christian erfährt, dass er ihr schreiben soll, um sie im Sturm zu erobern, braucht er ebenfalls die Hilfe Cyranos, denn das Schreiben fällt ihm nicht leicht.
Peter Dinklage, Haley Bennett und Kelvin Harrison Jr.
Die bekannte Menage-Trois-Geschichte stammt von dem französischen Schriftsteller Edmond Rostand und wurde in verschiedenen Formen schon auf den Leinwänden gesehen, u.a. auch als deutsche Coming-of-Age-Geschichte in „Das schönste Mädchen der Welt“ (2018). Doch hier wird nicht nur die Vorlage adaptiert, sondern auch die Musicaladaption dessen. Diese stammt aus der Feder der Autorin Erica Schmidt. Nach ihrem gleichnamigen Theaterstück (2018) entstand unter der Regie von Joe Wright, der Filme wie „Abbitte“ (2007) und „Die dunkelste Stunde“ (2017) realisiert hat, ein Musical, das in dem Bombast der Kulissen und Ausstattungen genauso schwelgt, wie in der Tragik der Songs. Doch all das kann kaum über die Schwächen dieser Verfilmung hinwegtäuschen. Denn leider sind die Figuren, vor allem Roxanne, nicht so echt, wie sie sein müssten. Während in den Songs die Stärken hervorkommen, wirken die Figuren im restlichen Film zu exaltiert und man verliert recht schnell die Lust an der extremen Übertreibung, aber vor allem an der Liebesgeschichte, die von keiner Seite her aufgrund fehlender Sympathien funktioniert.
Dass sich die Verfilmung trotzdem lohnt, verdankt sie vor allem den starken Songs. Auch wenn das Orchester öfters mal eine Schippe zu viel auflegt, sind die Texte im richtigen Maße emotional. Zudem wird hier stark mit Motiv-Wiederholung gearbeitet, so dass diese einem bereits nach ein paar Tönen durch das aufgreifen von Themen unter die Haut geht. Einer der Höhepunkte ist das Abschiedslied der Soldaten vor der Schlacht, das zeigt, dass dieser Film auch anders kann, neben all den Pastelltönen, Rüsch und aufgebauschten Dekolletees. Peter Dinklage („Game of Thrones“ (2011-2019), „Taxi“ (2015), „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ (2017)), welcher mit der Autorin Erica Schmidt verheiratet ist, bereichert den Film ebenfalls. Seine tiefe Gesangsstimme und sein trauriger Blick verleihen den Songs die richtige Dramatik, passend zum Gefühl und zur Geschichte. Auch der andere Anwärter – Christian – gespielt von Kelvin Harrison Jr. („The Trial of the Chicago 7“ (2020)) übernimmt seine Rolle gefühlvoll. Nur Roxanne mit Haley Bennett („Kristy – Lauf um dein Leben“ (2014), „Die glorreichen Sieben“ (2016)) besetzt, ist nicht gelungen. Sie raubt dem Film viel von dem Gefühl und macht als einzige Frau in einer Hauptrolle keine gute Figur. So entstand im Gesamten ein Film, der das Potential gehabt hätte, eine große, neuartige Adaption des bekannten Stoffes zu werden, doch ihm fehlt in letzter Konsequenz das gewisse Etwas, was aber nicht an den Songs selber liegt.
Fazit: „Cyrano“ ist die Musical-Adaption des Romanklassikers „Cyrano de Bergerac“. Auf den ersten Blick macht er vieles richtig, die Songs sind eindringlich, Peter Dinklage ist ein ungewöhnlicher Cyrano und an Ausstattung wird auch nicht gegeizt. Doch leider funktionieren in dem Film die Dynamik der Figuren nicht untereinander, so dass das Schicksal aller Beteiligten wenig interessiert ist, doch genau diese emotionale Beteiligung braucht es für ein gutes Musical.
Bewertung: 6/10
Kinostart: 3. März 2022
Trailer zum Film „Cyrano“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Pressematerial von Universal Pictures Germany
- Wikipedia-Artikel über den Film „Cyrano“
- Anke Sterneborg, ‚Kritik zu Cyrano‘, epd-film.de, 2022
- Barbara Schweizerhof, ‚“Cyrano”: Ein Mann wählt das Unglück‘, zeit.de, 2022