„The End of the F***ing World“ (Staffel 1, 2018)

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Serienkritik: Der Comiczeichner Charles S. Forsman lieferte die Grundlage für die Netflix-Serie „The End of the F***ing World“, welche ab 2018 in bisher zwei Staffeln ausgestrahlt wurde. In den acht Folgen der ersten Staffel wird die Geschichte zweier widerborstiger Teenager erzählt und das mit einer guten Mischung aus künstlicher Inszenierung und realen Themen.

Der 17-jährige James (Alex Lawther) ist davon überzeugt, ein Psychopath zu sein, und wartet nur darauf sein erstes Opfer zu finden. Alyssa (Jessica Barden) ist stets auf Krawall gebürstet und so passt es gut, dass sie sich mit dem seltsamen James einlässt. Zusammen stehlen sie das Auto von James’ Dad (Steve Oram) und machen sich auf einen Roadtrip, um aus der Kleinstadt-Hölle auszubrechen und zu Alyssas Vater zu fahren. Doch es läuft bei weitem nicht alles glatt, spätestens als sie in das Haus von Clive Koch (Jonathan Aris) einbrechen, scheint die Geschichte ein schlechtes Ende zu nehmen. 

Jessica Barden und Alex Lawther

Die Drehbuchschreiberin Charlie Covell (*1984) und der Serienmacher Jonathan Entwistle (*1984) haben die Comicvorlage „The End of the F***ing World“ (2011-2012) von Charles S. Forsman (*1982) adaptiert. Dabei übertragen sie die Coming-of-Age-Geschichte der Vorlage, die mitunter auf Antipathien aus ist, gelungen in das Serienformat, wenngleich der Stoff auch als Film gut funktioniert hätte. In insgesamt nur 168 Minuten erzählt die Serie in ihren acht Folgen von den beiden bockigen Antihelden. Mit ihnen warm zu werden, fällt erwachsenen Zuschauern äußerst schwer, da sie eine klassische Gegen-Alles-Haltung besitzen und man ihre Weltsicht nicht teilen kann. Doch ganz anders sieht es vermutlich für ein jüngeres Publikum aus, das vielleicht hier und da mal den Wunsch hegt ebenso auszubrechen. Ab der zweiten Hälfte schafft es die Serie die Schale ihrer Protagonisten aufzubrechen und als die Welt um sie herum schlimmer wird, werden sie sympathischer, so dass man nun gerne mit Spannung und auch einer Portion Mitgefühl das Ende der Serie erwartet. So muss man sich durch den störrischen ersten Teil etwas durchkämpfen, in dem junge Menschen denken, sie wüssten, wie der Hase läuft. Doch in der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte positiv an Fahrt auf und die Bandbreite der Charaktere wird interessanter und belebt die Serie, so dass man auch gern die zweite Staffel anschauen mag.

Alex Lawther und Jessica Barden

Die Inszenierung ist von der ersten Folge an stark. Nicht nur findet der Serienmacher Jonathan Entwistle die richtigen Bilder für die Geschichte, sondern auch auf erzählerische Ebene überzeugt die Serie, indem sie gekonnt mit Foreshadowing genauso wie mit Rückblenden spielt. Durch die nicht immer chronologische Erzählweise bekommt die Serie eine interessante, verschachtelte Tiefe, welche der Zuschauer gerne ergründen möchte. Optisch findet die Serie den richtigen Look zwischen Kleinstadthölle, die scheinbar in der Zeit hängen geblieben ist, und einer gewissen Künstlichkeit, welche das Dramatische und Aufgesetzte unterstreicht. So verändert sich auch die Umgebung in diesem Roadmovie und passt sich hervorragend an seine jungen Charaktere an, wie auch sie sich wandeln. So spricht am Ende der Serie das Meer und dessen Weite für die Veränderungen dieser beiden sturen Antihelden. Die Bilder schmiegen sich ebenso wie auch die musikalische Ausmalung wunderbar an die Geschichte an und schaffen es die Comicvorlage gelungen zu übertragen. Die beiden HauptdarstellerInnen Jessica Barden und Alex Lawther finden sich wunderbar in diesem Kosmos ein und übertragen die Stimmung und Gefühle der beiden gut und durch den Off-Kommentar bekommt der Zuschauer zusätzliche Einblicke in die Köpfe der beiden. Abgerundet wird der Cast von großartigen DarstellerInnen wie Steve Oram („Lobsters“ (2018)), der den überforderten Vater von James spielt, sowie Gemma Whelan und Wunmi Mosaku, welche das sehr unterschiedliche Polizistinnengespann spielen, das den beiden auf den Fersen ist. So liegt ein großer Reiz in der Inszenierung, welche auch über anfängliche Drehbuchschwächen gut hinweg trösten kann. 

Alex Lawther und Jessica Barden

Fazit: Die amerikanische Serie „The End of the F***ing World“, nach einer Comicvorlage von Charles S. Forsman, erzählt in ihren ersten acht Folgen eine Coming-of-Age-Geschichte zweier unangepasster Teenager, die immer normaler werden, je mehr Chaos um sie herum ausbricht. Dabei besticht die Serie vor allem mit ihrer gelungen, dichten Inszenierung und der Besetzung und macht es so den Zuschauer leicht die Serie schnell durchzuschauen und sich mit der Zeit mehr und mehr auch für das Schicksal der beiden zu interessieren.  

Bewertung: 4/5

Trailer zur Staffel 1 der Serie „The End of the F***ing World“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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