„House of Gucci“ (2021)

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Filmkritik: „House of Gucci“ (OT: „House of Gucci“, USA, Kanada, 2021) ist der mittlerweile 28. Spielfilm des Regisseurs Ridley Scott und hat es zwar in die 94. Oscarverleihung geschafft, enttäuschte aber nicht nur die Familie Gucci selbst, sondern schaffte es auch nicht, das Publikum mitzunehmen.

Als die junge, ehrgeizige Patrizia (Lady Gaga) eines Abends Maurizio Gucci (Adam Driver) kennenlernt und erfährt, wer er ist, setzt sie alles daran, seine Frau zu werden. Als dies geschafft ist, will sie ihm dabei helfen, das Modehaus Gucci zu verändern. Dazu müssen sie sich von seinem Vater Rodolfo (Jeremy Irons) abnabeln und die Beziehung zu seinem Onkel Aldo (Al Pacino) und dessen nichtsnutzigen Sohn Paolo (Jared Leto) aufbauen. So erweitern sie ihr Machtzentrum immer mehr und sind bald an der Spitze des Unternehmens. Doch dort oben drohen ihnen weitere Probleme, so dass sich Maurizio von Patrizia immer mehr loslösen will. 

© 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Lady Gaga und Adam Driver

Dem Regisseur Ridley Scott (*1937) verdanken wir viele Meisterwerke aus verschiedenen Genres u.a. „Alien“ (1979), „Blade Runner“ (1982) und auch seinen 2021 erschienenen Spielfilm „The Last Duel“. Doch wie auch schon bei „Alles Geld der Welt“ (2017), der im Jahr 2018 auf den Oscars für den ‚Besten Nebendarsteller‘ nominiert wurde, gelingt es ihm hier wieder nicht, nach einer wahren Geschichte einen Spannungsbogen oder interessante Charaktere aufzubauen. Das Drehbuch für den 158-minütigen Film, geschrieben von Becky Johnston und Roberto Bentivegna, entstand nach dem Roman „GUCCI: Mode, Mord und Business“ (OT: „The House of Gucci: A Sensational Story of Murder, Madness, Glamour, and Greed“, 2001) von Sara Gay Forden. Auf die Leinwand übertragen, sind die Rollen der einzelnen Figuren schnell klar und kratzen dabei nur an der Oberfläche der Persönlichkeiten. Meist auf einzelne Charakterzüge komprimiert, verkommen die Figuren zu Karikaturen, an denen man schnell das Interesse verliert. Jede neue Figur dient nur einer Plotwendung. Auch an Überraschungen hält die Geschichte wenig parat und so fehlt es dem Film an einer emotionalen oder narrativen Bindung, so dass der größte Anknüpfungspunkt die Optik ist.

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Adam Driver, Jared Leto und Lady Gaga

Genau dafür wurde der Film auch nur in einer Kategorie – für das Beste Make-up und die besten Frisuren – bei den 94. Oscars nominiert. Denn die Ausstattung, die Locations (es wurde vor allem in Italien an Live-Locations gedreht) und natürlich die Kostüme und Frisuren sind der Hit. Sie spiegeln die Zeit genauso wider wie ihre Charaktere. Auch die Besetzung versprach viel Gutes. Lady Gaga, die wir seit „A Star is Born“ (2018) auch als Schauspielerin ins Herzen geschlossen haben, spielt hier an der Seite von Adam Driver („Star Wars: Die letzten Jedi“ (2017), „Logan Lucky“ (2017), „The Dead don’t die“ (2019)), Jeremy Irons („Stirb langsam: Jetzt erst recht“ (1995)) und Al Pacino („Scarface“ (1983), „The Irishman“ (2019), „Once Upon a Time in Hollywood“ (2019)). Doch zu oberflächlich bleibt ihre Zeichnung, so dass man wenig Gefühle oder Interesse für die Figuren aufbringen kann. Ganz furchtbar ist die Ausgestaltung der Figuren, welche Salma Hayek („From Dusk Till Dawn“ (1996)) und Jared Leto („Dallas Buyers Club“ (2013), „Blade Runner 2049“ (2017), „Morbius“ (2022)) verkörpern. Hayek spielt eine angebliche Wahrsagerin, welche so offensichtlich unfähig und geldgeil ist, das es wehtut. Auch Leto hat sich mit dieser Darstellung wahrlich eine goldene Himbeere verdient. Weinerlich und rückgratlos verkörpert er den Cousin (die Familie Gucci dementierte, dass diese Rolle etwas mit dem realen Cousin gemein hat). So lassen die Figuren und auch die Geschichte, deren Ende man am besten vorher nicht wissen sollte, keine Sympathien oder gar Interesse zu, so dass der Film nur an einen hübschen Werbekatalog erinnert, mit tollen Bildern und Modeaufnahmen, aber ohne Substanz dahinter.

(c) 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Adam Driver und Lady Gaga

Fazit: „House of Gucci“ ist ein Film, basierend auf einem Roman, über das Modeimperium Gucci. Er erzählt eine lange Geschichte über Machtgier, Betrug und Verrat. Dabei ist der Film optisch in perfekte Bilder gekleidet, doch der prominente Cast kann die schreckliche Figurenzeichnung genauso wenig retten, wie dem Film Sympathie, Spannung oder gar Interesse zu verleihen, so bleiben am Ende nur die Mode und das Zeitkolorit, die den Film interessant machen, was eindeutig zu wenig ist für beinah drei Stunden Film.

Bewertung: 4/10

Kinostart: 2. Dezember 2021 / DVD-Start: 10. März 2022

Trailer zum Film „House of Gucci“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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