„Spider-Man: Across the Spider-Verse“ (2023)

Doreen Kaltenecker
Letzte Artikel von Doreen Kaltenecker (Alle anzeigen)

Filmkritik: Comicverfilmungen gibt es wie Sand am Meer. Vor allem die Spielfilmadaptionen sind heutzutage zahlreich und von albern bis düster in allen Ausprägungen vorhanden. Auch ‚Spider-Man‘-Verfilmungen gibt es mehr als genug, doch trotzdem überraschte und begeisterte der Animationsfilm „Spider-Man – A New Universe“ im Jahr 2018 das Publikum und erhielt sogar den Oscar als ‚Bester Animationsfilm‘ (91. Oscars 2019) verliehen. Jetzt kam der Nachfolger und Mittelteil der Trilogie in die Kinos und schafft es mühelos das Niveau des Vorgängers zu halten: „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ (OT: „Spider-Man: Across the Spider-Verse“, USA, 2023).

Sony Pictures Animation

Karan Soni

Nach seinem großen Kampf ist Miles Morales (gesprochen von Shameik Moore) wieder der einzige Spider-Man auf seiner Erde. Er vermisst Gwen Stacy (Hailee Steinfeld), welche auf Erde-65 ihrerseits Spider-Woman ist. Gerade als ein neuer Gegner – Spot (Jason Schwartzman) – aufgetaucht ist, tritt auch Gwen wieder in Miles Leben und eröffnet ihm eine riesige Welt mit unzähligen Spider-Men und einer Spider-Society, angeführt von Miguel O’Hara (Oscar Isaac). Diese versuchen, das Gleichgewicht in Balance zu halten und achten darauf, dass kanonische Ereignisse nicht verändert werden, da genau diese alle Welten zum Einsturz bringen können.

Sony Pictures Animation

Shameik Moore

Der zweite Teil aus der Animationsfilmreihe bleibt in seinem Stil und Erzählweise dem ersten Teil „Spider-Man: A New Universe“, welcher 2018 in die Kinos kam, treu. Die Regisseure Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson, die schon den ersten Teil erfolgreich umgesetzt haben, erzählen hier die Geschichte der Spider-Men in den vielen verschiedenen Welten weiter, konzentriert sich dabei nicht nur auf Miles, sondern öffnen den Blick in viele Dimensionen und für viele Schicksale. Aber auch Miles, als einer der zentralen Charaktere, liefert ein klassisches Leitmotiv eines Spider-Man. Es geht hier ums Erwachsenwerden, den Verlust eines geliebten Menschen und wie das Vakuum, das danach entsteht, gefühlt werden kann. Doch auch die Wir-besiegen-den-Feind-Geschichte bekommt genügend Raum. Mit Spot haben sie zudem einen Charakter gefunden, der von einer bemitleidenswerten, beinah sympathischen (Witz-)Figur zu einer ernsthaften Bedrohung heranwächst. So erschufen die Filmemacher storytechnisch einen sehr guten Nachfolger, der weiterhin die perfekte Balance der Story-Elemente mit sich bringt. Der einzige Wermutstropfen ist natürlich das sehr offene Ende, da ein zweiter Teil bekanntlich die Brücke zum Finale spannt.

Sony Pictures Animation

Shameik Moore und Luna Lauren Velez

Der Look war schon beim ersten Teil ein absoluter Hingucker. Die Filmemacher übertragen dafür die Optik der Papier-Comic-Vorlagen perfekt auf die Leinwände und greifen auf verschiedene Darstellungen und Stile über die Jahrzehnte zurück. Dieser visuellen Inszenierung blieben sie auch in diesem Teil treu und potenzieren es zudem. Mehr Spider-Men heißt auch mehr Stil-Varianten. Der Look der Zeichnungen passt sich immer der jeweiligen Figur an: Das merkt man in diesem Teil besonders gut, wenn der Punk-Spiderman auftritt. Aber darüber hinaus gibt das Spiel mit den vielen verschiedenen Welten genug Möglichkeiten sich kreativ auszutoben. Mit sichtlicher Freude werden hier die Welten ausgeschmückt. Hinzu kommen ganz klassische Comic-Elemente, wie Rahmen, eingebauter Text im Bildfeld oder auch parallel montierte Bilder. All das wird von rasend schnellen Schnitten zusammengehalten, wodurch sich das Tempo des Films auch auf die visuelle Ebene überträgt. Abgerundet von guten Sprechern – im Englischen u.a. von Jason Schwartzman („The French Dispatch“ (2021)), Hailee Steinfeld („Bumblebee“ (2018)), Oscar Isaac („Auslöschung“ (2018), „Dune“ (2021)) und Jake Johnson („Catch me!“ (2018), „New Girl“ (2011-2018)) – und einem gelungenen Score macht der 144-minütige Animationsfilm viel Freude und bereitet das Publikum wunderbar auf das Finale dieser Spiderman-Reihe vor.

Sony Pictures Animation

Hailee Steinfeld und Shameik Moore

Fazit: „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ ist der zweite Teil der Animationsfilm-Trilogie zur freundlichen Spinne von nebenan. Sie vergrößern das bereits im ersten Teil etablierte Spider-Verse. Man sieht dem Film aus der Hand der Regisseure Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson die Lust am Spiel mit verschiedenen Stilen und Weltenauschmückungen an. In dieser Vielzahl von Welten findet ein gelungenes Actionspektakel mit einem charmanten Bösewicht und auch ruhigen, gefühlvollen Momenten statt, so dass man sich über die gesamte Spieldauer sehr gut unterhalten fühlt.

Bewertung: 7,5/10

Kinostart war am 1. Juni 2023

Trailer zum Film „Spider-Man: Across the Spider-Verse“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

Kommentar verfassen