Im tjg. Dresden: Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel

Aufführungsbericht: Mit einer einstündigen Inszenierung seines Sprachspielbuches feiert das Theater Junge Generation den 100. Geburtstag von Franz Fühmann (1922-1984). Dass der umtriebige Autor heute kaum noch bekannt ist, liegt wohl daran, dass er vom Hörspiel über Erzählungen und Essays bis hin zu Märchen, Wortexperimenten und Gedichten so ziemlich jede Gattung bediente – außer der, die heute am meisten geschätzt wird: dem Roman.

So eine Pflanze habe ich auch! Mitsamt Topf! © tjg. Dresden

Einen erheblichen Teil in Fühmanns Werk bildet Literatur für Kinder. Das für mich beste, das jede Person, die in der Grundschule Deutsch unterrichtet verpflichtend gelesen haben sollte (mit Wissenstest! echt!), ist das Sprachspielbuch mit dem seltsamen Titel „Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel“. Mit Lautmalereien, Worträtseln und lustigen Geschichten macht es Lust auf den spielerischen Umgang mit Sprache. Nur: Wie bringt man das auf die Bühne?

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Zauberer von Oz: Staatsschauspiel Dresden an Weihnachtsfeiertagen online erleben

Scheuch, Dorothy, Blechmann und Löwe: Für das Weihnachtsstück konnte sich Kostümbildnerin Sarah Borchardt richtig austoben.

Ein wenig Weihnachtszauber bringt uns das Staatsschauspiel Dresden vom 25.12. 10:00 Uhr bis zum 26. Dezember (bis 24:00 Uhr!): In diesem Zeitraum könnt ihr die diesjährige Familieninszenierung „Der Zauberer von Oz“ (nach Lyman Frank Baum) bestaunen. Vorfreude darauf machen auch die kurzen Videos aus dem Adventskalender des Theaters. Weiterlesen

Jetzt ins Theater!

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Ihr könnt der alte Mann sein! Quasi. Foto von Martin Prinoth, Thalia Theater

Ja, jetzt, und natürlich ohne die Wohnung zu verlassen. Denn immer mehr deutsche, österreichische und Schweizer Theater lindern die Coronanot, indem sie ihre Archive öffnen. Hier eine – sicherlich nicht vollständige – Liste mit Links und natürlich Empfehlungen. Berücksichtigt habe ich nur komplette Bühnenstücke, keine Ausschnitte und keine sonstigen Belustigungen. Schaut einfach mal beim Theater eures Herzens vorbei, es kann gut sein, dass etwa die Schauspieler aus ihren Lieblingsbüchern lesen oder andere Arten der Unterhaltung für euch bereithalten.

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Im Staatsschauspiel Dresden: Früchte des Zorns

Aufführungsbericht: Wie schreibt man spannend über Arbeitslosigkeit und die Lähmung durch fehlende Perspektiven? Der US-Amerikaner John Steinbeck hat es versucht und dafür Pulitzer-Preis und Literaturnobelpreis eingeheimst. Aber geschafft hat er es nicht: „Früchte des Zorns“ ist kein fesselnder Roman geworden, so gut und wichtig er auch ist. Schafft Regisseurin Mina Salehpour, dem Stoff Leben einzuhauchen?

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Irgendwann stecken sie bis zum Hals im Dreck. © Sebastian Hoppe

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Sound of Bronkow (2019)

  1. August bis 1. September 2019 / Societätstheater / 40 €

Artwork: MUAH

Festivalkritik: Seit zehn Jahren findet in Dresden immer im Spätsommer das Musikfestival Sound of Bronkow statt. Am Wahlwochenende in Sachsen kamen auf dem drei Tage währenden Festival eine gelungene Auswahl an Folk-, Indie-Musikern und Singer-Songwritern zusammen. Viele davon waren bereits zu Gast auf dem Bronkow und wurden wieder eingeladen, um das Jubiläum und die Liebe zur Musik an sich zu feiern. Dabei konnte man neben bekannteren Bands auch kleine Perlen entdecken. Aus neun verschiedenen Ländern reisten sie an und boten dem Publikum an vier verschiedenen Spielstätten in und um das Societätstheater eine wunderbare Mischung aus verschiedenen Genres zum Träumen, Tanzen und Lauschen. Weiterlesen

„West Side Story“

Semperoper Dresden / 17.07. – 04.08.2019

Theaterbericht: Nur selten hat man die Chance Stücke so zu Gesicht zu bekommen, wie sie ursprünglich komponiert, arrangiert und choreographiert wurden. Doch bei der Aufführung des Musicals „West Side Story“ in der Semperoper Dresden, welche vom 17. Juli bis 4. August 2019 hier zu Gast war, ist das der Fall. Nicht nur, dass den Songs von Leonard Bernstein und den Texten von Stephen Soderbergh treu geblieben wurde, es wurde auch die Original-Choreographie übernommen. Das lässt die Herzen jedes Musical-Fans höher schlagen. Weiterlesen

“Spanisch für Anfängerinnen” (Comödie Dresden)

Sommertheater der Comödie Dresden im Hotel Elbflorenz / Termine: bis 31.08.2019 jeweils Mittwoch – Samstag um 20 Uhr / Eintritt: ab 17€

© Volker Beinhorn

Theaterkritik: Seit nun bereits 5 Jahren lädt die Comödie Dresden ihre Gäste zum Sommertheater in den Innenhof des benachbarten Hotel Elbflorenz ein. Zu Beginn waren 4 Herren auf dem Jacobsweg unterwegs, danach wehte eine scharfe Brise um die Rettungsschwimmer vom Tittisee, bevor 2017 dann die 90er in “Eis Eis Baby” wiederbelebt wurden. Und nachdem im letzten Jahr nun die Alpen glühten, geht es dieses Mal nach Spanien, wo zwei Süd-Europäer nun versuchen ihren Zuschauern Spanisch beizubringen. Weiterlesen

„Zone 13“ (Projekttheater, Dresden)

Projekttheater Dresden / Termine: 27./28. März 2019 jeweils 20 Uhr / Eintritt: 8€, ermäßigt 5€

Theaterkritik: Im Neustädter Projekttheater Dresden kann man zur Zeit ein Stück sehen, welches sich intensiv mit russischer Science-Fiction-Literatur des letzten Jahrhunderts beschäftigt hat. Das hat der Regisseur Andrej Tarkowski auch getan und so erscheint das Stück wie eine stimmige Adaption von „Stalker“ (1979) und „Solaris“ (1971). Weiterlesen

Im Staatsschauspiel Dresden: Das große Heft

Aufführungsbericht: Ulrich Rasche hat seine Masche gefunden: eine Masse Menschen, die im Chor den Text vortragen und dabei auf rotierender Scheibe gehen, das Ganze in Schwarzweiß-Optik. Egal, ob dabei das knapp 200 Jahre alte Drama „Woyzeck“ auf die Bühne kommt, mit dem er 2018 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war – oder nun der mit 30 Jahren noch frische Roman „Das große Heft“. Für diese Inszenierung gab es den Sächsischen Theaterpreis 2018, auch wenn Wikipedia davon nichts weiß.

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Die zweite Scheibe ist anfangs nicht da. © Sebastian Hoppe

„Woyzeck“ wurde dazumal aufgezeichnet und von 3sat übertragen. Die Optik war neu, ja. Aber die zweistündige Inszenierung hatte deutliche Längen, zumindest für den Fernsehzuschauer. Wie besteht das gleich gestrickte Stück „Das große Heft“?

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Im Staatsschauspiel Dresden: Erniedrigte und Beleidigte

Aufführungsbericht: Es war der große Aufreger der letzten Spielzeit. Sebastian Hartmann, Schüler des berüchtigten Frank Castorf, brachte einen Dostojewski-Roman auf die Bühne. Eine Offenbarung für die einen, ein fürchterliches Ärgernis für die anderen. Was von beiden es ist es nun? Lohnen sich die knapp drei Stunden Sitzen ohne Pause?

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Das typische Gewusel mit dem Großteil des Ensembles © Sebastian Hoppe

Eine stringente Handlung fehlt. Nachvollziehbare Figuren, bei denen man mitfiebert und mitfühlt, auch. Trotzdem gibt es genug zu sehen und noch mehr auf die Ohren. Weiterlesen