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Los Angeles wird viel mit Macht und Geld regiert und gelenkt. So hat es auch der ehemalige Gangsterboss Frank Semyon (Vince Vaughn) mittlerweile zu Ansehen geschafft, obwohl seine illegalen Geschäfte niemals ruhten. Als der Kommunalpolitiker Ben Caspere (Bo McCann) ermordet wird, trifft ihn das besonders, da ein hoher Geldverlust damit einhergeht. Die Cops, die ermitteln, bestehen aus dem Trinker und für Korruption anfälligen Detective Ray Velcoro (Colin Farrell), der toughen Detective Ani Bezzerides (Rachel McAdams) und Paul Woodrugh (Taylor Kitsch), dem seine Karriere durch eine falsche Behauptung verbaut wurde. Alle drei wollen diesen Mord aufklären, an dem ein ganz System von kriminellen Machenschaften zu hängen scheint, haben aber zudem mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen, sei es die Behauptung als starke Frau, die Relativierung von Schuld oder der Umgang mit der vergewaltigten Exfrau, welche das alleinige Sorgerecht für den Sohn haben möchte.
Die erste Staffel erzählt einen Kriminalfall aus den Sümpfen Louisianas mit einem Haufen kaputter Typen, klassischen Motiven und Verfehlungen. Mit expliziter Gewalt und schockierenden Wendungen dringt man zusammen mit den beiden Polizisten, die sich selbst darin zu verlieren zu scheinen, in den Morast vor. Fesselnd waren diese acht Folgen aus der Hand von Nic Pizzolatto. Sie gingen unter die Haut, zeichneten ein psychologisierendes Bild der Hauptdarsteller, welche zudem wunderbar von Woody Harrelson („Schloss aus Glas“ (2017), „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ (2017)) und Matthew McConaughey („Interstellar“ (2014), „The Gentlemen“ (2019)) verkörpert wurden. Diese Staffel hätte keiner Verlängerung bedurft. So erzählt auch die zweite Staffel ein komplett neues Szenario. Die Handlungen verlagern sich nach Los Angeles. Die Stadt ist hier überhaupt nicht sonnig, sondern durchwebt von Korruption, Missbrauch und Verderbtheit. Damit greift der Serienmacher Nic Pizzolatto, der auch für die zweite Staffel verantwortlich war, wieder eine klassische Bühne für einen Krimi auf. Der Film Noir der 40er und 50er Jahre und der spätere Neo Noir mit Filmen wie „L.A. Confidential“ (1997) stehen Pate für die Geschichte über den ‚ehemaligen‘ Gangsterboss und die drei Polizisten, welche alle für sich genommen selbst schon kaputt sind. Doch Nic Pizzolatto nutzt das Potential dieses Genres nicht aus. Die Figuren haben keine Tiefe und wirken wie Abziehbilder. Vor allem Ani, gespielt von Rachel McAdams, ist einfach zu plakativ tough. Hier reagierte der Serienfinder auf Kritik zur ersten Staffel, in der ihm vorgeworfen wurde, dass Frauen keine Rolle spielten. Doch so eine vermännlichte Frauenfigur hätte es wahrlich nicht gebraucht. Was in der ersten Staffel den größten Sog verursacht hat, war die Psychologie der Figuren. Hier wird sie nur angekratzt und ist in allen Zügen zu erwartbar. Auch die Beziehungen der Figuren untereinander funktioniert nicht. Diesen Mangel kann auch der Kriminalfall nicht überspielen, da er selbst zu belanglos wirkt und durch eine Vielzahl von Namen und möglichen Verdächtigen verwässert wird. Die Namensflut und die zahlreichen neuen Fährten, die selten interessant sind, machen es den ZuschauerInnen sehr schwer und so schwindet dann auch das Interesse an der Geschichte selbst.
Die Umsetzung ist auch in dieser Staffel makellos. Die Serienmacher bringen die ZuschauerInnen stimmungstechnisch schnell ins korrupte Los Angeles, das meistens grau und betrübt ist, auch wenn die Sonne scheint. Das Design, die Farben und die Locations fangen trotz des helllichten Tages die Düsternis ein. So verwundert es nicht, dass viele der Treffen in einer schattigen, leeren Bar stattfinden. Perfekt auf seine Geschichte und die menschlichen Verfehlungen abgestimmt, sowie mit den Blick auf die großen Vorbilder, wurde hier der richtige Rahmen geschaffen. In diesem agiert das höchst prominente Cast. Colin Farrell („Brügge sehen… und sterben?“ (2008), „The Killing of a Sacred Deer“ (2017)), Taylor Kitsch („No Way Out – Gegen die Flammen“ (2017), „American Assassin“ (2017), „21 Bridges“ (2019)) und Rachel McAdams („Southpaw“ (2015), „Game Night“ (2018), „Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga“ (2020)) bilden das Cop-Gespann, welches jeder für sich in seiner Vergangenheit gefangen zu sein scheint. McAdams, die hier als Vorzeigefrau inszeniert wurde, indem sie stark vermännlicht wurde, ist nicht die Figur, an die man sich als ZuschauerIn gerne bindet. Stattdessen fallen Nebenfiguren wie die loyale Bardame, gespielt von Yara Martinez („Jane the Virgin“ (2014-19)) und Kelly Reilly als die Frau des Gangsterboss, welche ein wunderbares Gegengewicht zu der Rolle von Vince Vaughn spielt, auf. Vaughn spielt ansonsten die interessanteste Figur, deren Wege schwer vorhersehbar ist und die zwischen Kriminalität und einem neuen Leben hin und her changiert. Doch die engen Rollenkorsetts mindern die schauspielerische Qualität und geben den Charakteren, im Gegensatz zur ersten Staffel mit Harrelson/McConaughey, nicht die Bühne für schauspielerische Entfaltung. So passt die formale Ausgestaltung zwar gut zur Geschichte, was aber nicht hilft diese mit Spannung zu beleben.
Fazit: Die zweite Staffel der amerikanischen Serie „True Detective“ wechselt von Louisiana nach L.A., tauscht den kompletten Cast aus und erzählt eine neue Geschichte im Stil eines Neo Noirs. Obwohl Nic Pizzolatto wieder dafür verantwortlich zeichnete, scheitert die Serie an ihren Ambitionen. Zwar wird die Stimmung und Düsterkeit gut eingefangen, aber der Fall selbst ist zu uninteressant und die Figuren zu platt. So schaffen sie es nicht, die Spannung oder gar das Interesse des Publikums zu halten, sodass die Fortführung der sehr guten ersten Staffel dieser Serie eine große Enttäuschung ist.
Bewertung: 2/5
Trailer zur Staffel 2 der Serie „True Detective“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Wikipedia-Artikel der Serie „True Detective“
- Hannah Pilarczyk, ‚True Detective 2: Die Serie, die wir verdienen‘, spiegel.de, 2015
- Dirk Peitz, ‚“True Detective”: Wer ist hier eigentlich nicht korrupt?‘, zeit.de, 2015
- Nina Rehfeld, ‚„True Detective“ startet in die zweiten Staffel‘, faz.net, 2015
Die erste Staffel war genial aber die Zweite fand ich auch nicht so schlecht. Anders und gewöhnungsbedürftig aber interessant.
Die dritte Staffel fand ich wiederum nicht wirklich erwähnenswert.