Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Festivalbericht: In diesem Jahr feierte das Internationale Trickfilm Festival Stuttgart, das zu den größten Animationsfilmfestivals weltweit gehört, seinen 30. Geburtstag. Unter der Leitung von Uwe Schmitz-Gielsdorf konnte man über 400 Kurzfilme und einige Langfilme aus zahlreichen Ländern sehen. Die Wettbewerbsteilnehmer hatten die Chance, eine oder mehrere der 14 Auszeichnungen zu gewinnen.
Internationaler Wettbewerb
Im Internationalen Wettbewerb tummelten sich 43 Filme aus 22 Ländern, darunter starke Beiträge wie „Bird in the Peninsula“, „Ice Merchants“, „Misaligned“, „Queen of the Foxes“, „The Debutante“ und „The Waiting“. Den Grand Prix des Festivals gewann der estländische Stop-MotionFilm „Dog Apartment“ von Priit Tender, der darin von einer zerstörten Welt mit dem Einsatz vieler surrealer Elemente erzählt. Lotte Reiniger Förderpreis für Animationsfilm gewann der Film „Zoon“, der sich in einer Mix-Technik mit dem (menschlichen) Miteinander beschäftigt. Auch der Gewinner des SWR Audience Awards – „Passenger“ – beschäftigt sich mit dem Zwischenmenschlichen. Dafür schuf der Regisseur Juan Pablo Zaramella eine Welt in Papieroptik. Weitere gelungene Filme gab es im Internationalen Wettbewerb zu entdecken. Sei es das einfühlsame Portrait einer Mutter-Tochter-Beziehung in „Roped“ oder der knackig kurze „The Invention of Less“, der den Menschen aus tierischer Perspektive einen Spiegel vorhält.
Young Animation
Im Programm Young Animation gab es wieder eine Vielzahl starker Filme in den unterschiedlichsten Macharten zu entdecken. Den Young Animation Award – der Preis für den besten Studierendenfilm – gewann der französische Stop-Motion-Film „Human Resources“, der in nur vier Minuten als Mockumentary von einem etwas anderen Recyclingprozess erzählt. Der FANtastische Preis – der Preis für das beste Animationstalent – ging an „The Silent Scream“, der in einer ungewöhnlichen Bildsprache von Unsagbarem erzählt. Doch das Programm hatte noch weitere gelungene Filme wie „Headprickles“, „Pentola“ und „Persona“, der bereits in Dresden und Leipzig mit Preisen bedacht wurde, zu bieten.
Tricks for Kids & Trickstar Nature
Auch das Kinderprogramm war mit 26 Filmen wieder gut aufgestellt. Den Preis für den besten animierten Kurzfilm für Kinder gewann der chinesische „Elegy of Elephant“, der für erwachsene Augen vermutlich etwas zu rührselig geworden ist. Dagegen war der Gewinner des Tricks for Kids Publikumspreises für alle ein Fest: „Immobile Stars“ von Noémi Gruner und Séléna Picque war herzerwärmend, erzählt es doch von familiärer und freundschaftlicher Liebe und den Hürden, die es mit sich bringt, in einem fremden Land ein neues Leben anzufangen, aber aus ist der Perspektive des Kindes, welches sich bereits eingelebt hat. Auch in diesem Jahr wurde wieder der Trickstar Nature Award vergeben, der den besten Animationskurzfilm zu den Themen Klimaschutz, Artenvielfalt, Umwelt und Nachhaltigkeit auszeichnet. Gewonnen hat der ungarische Kurzfilm „A World in Chaos“ von David Crisp, der seine Botschaft rabiat und mit einem schrägen Sinn für Humor an den Mann bringt.
Sonderprogramme
Vor Ort an den acht Spielstätten in Stuttgart konnte man sechs Tage lang viele weitere tolle Programme und Filme entdecken. Als bester internationalen Animationslangfilm wurde der Film „Nayola“ ausgezeichnet. Der Preis für das beste und innovativste animationsbasierte Computerspiel aus Deutschland, der seit 2016 auf dem ITFS vergeben, erhielt das bereits vielfach gelobte Pixel-Art-Spiel „Signalis“ der Entwicklerin Barbara Wittmann. Den Ehrentrickstar erhielt die lettische Filmemacherin Signe Baumane, die sich sowohl mit ihren Kurzfilmen als auch dem langen Animationsfilm „My Love Affair with Marriage“ (2022) einen Namen gemacht hat. Weiterhin wurde das Programm mit Sonderreihen zu Gil Alkabetz („Rubicon“), einer Oscar-Animationsfilmreihe und viele weitere Reihen abgerundet.
Fazit: Das Internationale Trickfilm Festival Stuttgart (ITFS) gehört zu den wichtigsten und renommiertesten Animationsfilmfestivals der Welt. Auch die 30. Ausgabe hatte viel zu bieten und zeigt, wie vielfältig das Medium Animationsfilm ist, sei es 2D oder 3D, handgemacht, Stop-Motion oder CGI. Das Medium bietet vielen Stoffen und Erzählformen Platz. Wunderbar also, dass das ITFS jedes Jahr seinen Fokus darauf legt und auch in diesem Jahr 14 Preise im Wert von über 58.000 € vergeben wurden.
Trailer des 30. Internationales Trickfilm Festival Stuttgart 2023:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Alle Filme aus dem obigen Text:
„A World in Chaos“ (OT: „A World in Chaos“, Ungarn, 2023, Regie: David Crisp)
„Bird in the Peninsula“ (OT: „Bird in the Peninsula“, Frankreich/Japan, 2022, Regie: Atsushi Wada)
„Dog Apartment“ (OT: „Koerkorter“, Estland, 2022, Regie: Priit Tender)
„Elegy of Elephant“ (OT: „Elegy of Elephant“, China, 2022, Regie: Sergio Lu)
„Headprickles“ (OT: „Szczypigłówki“, Polen, 2022, Regie: Katarzyna Miechowicz)