Felix Salten: Bambi. Komplette Lesung zum entspannten Hören

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Felix Salten: Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde. (c) Verlag Alb Müller. Digitalisat der Zentralbibliothek Zürich

Buchkritik und Tipp: Wer „Bambi“ sagt, meint meistens Kitsch. Logisch, kennt doch der Großteil der Menschheit den Disney-Film. Beschaulich, aber lesen braucht man das ja nicht noch mal. Vollkommen falsch. Denn das Original von Felix Salten kommt ohne klebrige heile Welt-Kulisse aus. Es zeigt die Natur, wie sie ist: bezaubernd schön, manchmal. Grausam und blutig, manchmal. Auf der Seite des MDR Kultur konnte man vor einiger Zeit die komplette Lesung in 13 feinen Häppchen hören.[November 2018: leider nicht mehr da.]

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Cooler Pool

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Hört der seinem Buch zu? Bildnis des Tristram Shandy-Autors Laurence Sterne, gemalt von Joshua Reynolds (1760)

Tipp: Der Bayrische Rundfunk, das ist ein Sender für Silberpudel, wo die Leute unverständlich reden. Dachte ich. Jetzt stellt sich heraus, dass der Rentnersender was total Geniales hat: Einen online-Hörspielpool. Kreisch! Da gibt’s sogar den „Tristram Shandy“, zwar nicht in der Lesung von Harry Rowohlt, aber das wäre auch ein bisschen viel verlangt. Virginia Woolf findet sich, daneben der Buchpreisgewinner mit dem manisch-depressiven ellenlangen Titel mit RAF drin. Ich gebe zu, darunter mischen sich komische Sachen, von denen ich noch nie was gehört habe und Dinge, die ich entgeistert anglotze. Adornos Traumdeutungen, nee tut mir leid, tu ich mir nicht an.

 

Wunderbar ist, dass hier viele dicke Wälzer zu mehreren Hör-Häppchen verarbeitet wurden. Neben dem Tristram Shandy, einer alten, irrsinnig witzigen Autobiografie-Parodie, enthält der Pool Aufbereitungen von Peter Weiss` kiloschwerem Wälzer „Die Ästhetik des Widerstands“ oder Bulgakovs „Meister und Margarita“. Ansprechende Optik oder übersichtliche Gliederung, auf solches Beiwerk verzichtet der Pool. Am Anfang steht die Empfehlung, die Suchfunktion zu nutzen – dumm nur, wenn man noch nicht weiß, was es gibt.

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Christoph Hein: Glückskind mit Vater

@Suhrkamp Verlag

Halbe Rezension: Ein alter Mann erzählt seine Lebensgeschichte. Was nach absoluter Ödnis klingt, wird bei Christoph Hein zum mitreißenden Geschichtserlebnis. Gestern erschien der Roman. Auf der Internetseite des MDR Figaro liest ihn der Schauspieler Ulrich Matthes. Bis Ende nächster Woche kommt jeden Tag ein neues Stück dazu. Noch sind alle abrufbar und werden zum Schluss insgesamt knapp sieben Stunden Unterhaltung bieten.

Konstantin Boggosch heißt eigentlich Müller. Dass er den Namen des Vaters ablegte, das hat die Mutter nicht deshalb veranlasst, weil es Müllers wie Sand am Meer gibt. Nicht wegen der Beliebigkeit. Im Gegenteil wäre der Familienname Müller in dem kleinen Heimatstädtchen bekannt und eindeutig. Müller, das ist gleichbedeutend mit Kriegsverbrecher. Weiterlesen