Kommentar: Die Sächsische Landesbibliothek (SLUB) sortierte Bücher aus und sorgte für einen eigenen BlackFriday, und zwar schon am Dienstag. Was in meinen Rucksack wanderte und warum, was erfreute und was entsetzte, das erfahrt ihr hier. Mitsamt kurzen Vorstellungen der Bücher, soweit möglich, und weiteren Buchtipps.
40 Seiten / ab 3 Jahren / Diogenes Verlag / 8,62 €
Diogenes Verlag
Buchkritik: Das Kinderbuch “Wo die wilden Kerle wohnen” (OT: “Where the Wild Things Are”) des amerikanischen Autors Maurice Sendak (1928-2012) hat sich über die Zeit zu einem Klassiker gemausert und bleibt auch durch Verfilmungen und andere Arten der Inszenierung für viele Generationen im Gedächtnis.Weiterlesen →
Buchkritik: Der britische Schriftsteller Lewis Carroll (1832-1898) hieß eigentlich Charles Lutwidge Dodgson und war Mathematiker im viktorianischen England. Für drei befreundete Schwestern erdachte er sich fantastische Geschichten und so entstand “Alice im Wunderland” (erstmals 1865 erschienen), welches das Genre der Nonsens-Literatur begründete. Weiterlesen →
Spielekritik: Im Dezember 2016 erschien das von Nintendo entwickelte Spiel „Super Mario Run“ für iOS-Geräte, im März 2017 für Geräte mit Android. Zum Ausprobieren kann man die App herunterladen und die ersten drei Level gratis spielen. Danach kann man sich entscheiden, ob man die Vollversion für derzeit 10,99 € kaufen möchte. Weiterlesen →
Aufführungsbericht: 1749 wars, als Gotthold Ephraim Lessing sein Lustspiel „Die Juden“ schrieb. Dreißig Jahre vor seinem „Nathan“ umreißt „Die Juden“ bereits die Themen und Einsichten, die auch das humanistische Alterswerk prägen.
Boris Jacoby als idealer Jude und Hanna Jürgens als junge und überdrehte Baronentochter (c) Braunschweiger Zeitung
2003 hatte das Stück Premiere in der Inszenierung des legendären George Tabori. Schon die vielen Jahre, die sich die Inszenierung auf der Bühne hält, zeugen von ihrer Qualität und Beliebtheit.
Buchkritik: Die Urform des passiven Helden ist Bartleby, dessen Geschichte 1853 erstmals gelesen werden konnte. Moby-Dick-Autor Herman Melville erzählt die Geschichte des seltsamen Typen auf 74 vergnüglichen Seiten. Bartleby wurde zum Vorbild für Figuren wie Yvonne, die Burgunderprinzessin und andere, deren wichtigstes Merkmal das Nichtstun ist.
Hört der seinem Buch zu? Bildnis des Tristram Shandy-Autors Laurence Sterne, gemalt von Joshua Reynolds (1760)
Tipp: Der Bayrische Rundfunk, das ist ein Sender für Silberpudel, wo die Leute unverständlich reden. Dachte ich. Jetzt stellt sich heraus, dass der Rentnersender was total Geniales hat: Einen online-Hörspielpool. Kreisch! Da gibt’s sogar den „Tristram Shandy“, zwar nicht in der Lesung von Harry Rowohlt, aber das wäre auch ein bisschen viel verlangt. Virginia Woolf findet sich, daneben der Buchpreisgewinner mit dem manisch-depressiven ellenlangen Titel mit RAF drin. Ich gebe zu, darunter mischen sich komische Sachen, von denen ich noch nie was gehört habe und Dinge, die ich entgeistert anglotze. Adornos Traumdeutungen, nee tut mir leid, tu ich mir nicht an.
Wunderbar ist, dass hier viele dicke Wälzer zu mehreren Hör-Häppchen verarbeitet wurden. Neben dem Tristram Shandy, einer alten, irrsinnig witzigen Autobiografie-Parodie, enthält der Pool Aufbereitungen von Peter Weiss` kiloschwerem Wälzer „Die Ästhetik des Widerstands“ oder Bulgakovs „Meister und Margarita“. Ansprechende Optik oder übersichtliche Gliederung, auf solches Beiwerk verzichtet der Pool. Am Anfang steht die Empfehlung, die Suchfunktion zu nutzen – dumm nur, wenn man noch nicht weiß, was es gibt.
Sultan Saladin (Matthias Reichwald) nimmt Nathan (Philipp Lux) in die Zange @ David Baltzer
Aufführungsbericht: Nathan, der altbackene Schinken, den wir aus der Schule kennen. Das einzig Spannende an dem erschien den meisten doch der Ort des Geschehens: Jerusalem. Der Schmelztopf, in dem der biedere Christ nicht nur auf Juden, sondern gar noch auf exotische Muselmane traf. Genau dieses letzten Funkens Exotik entkleidet sich der Dresdner Nathan. Das Bühnenbild zeigt sich puristisch modern (zuständig dafür: Ansgar Prüwer-LeMieux). Nicht einmal an den Kostümen lässt sich ablesen, welche Figur woran glaubt. Da gibt es keine Schläfenlocken und keinen Turban. Aber gerade deshalb begeistert es so: Schon bei den Kostümen fängt die Zertrümmerung der Vorurteile an. Wenn der muslimische Herrscher auf einmal genauso angezogen ist wie ein großer Teil des Publikums. Das allein reicht, um ohne einschneidenden Eingriff in den Text das ganze Stück ins Heute zu setzen (Dramaturgin Felicitas Zürcher nahm nur kleine Kürzungen vor). Denn dieser Text hat auch heute noch Pfeffer im Arsch.