
Rainald Goetz @Suhrkamp Verlag
Buchkritik: Es tut mir leid, ich war zu langsam. Ich wollte einen Roman des aktuellen Büchnerpreisträgers vorstellen, und zack! bekommt der Nächste den Preis. Marcel Beyer ist es diesmal. Und trotzdem, jetzt geht es um Rainald Goetz und seinen Johann Holtrop. Und deshalb: Volker Braun.
Ja, ich bin schon wieder bei einem anderen Autor. Volker Braun schrieb den Hinze-Kunze-Roman, ein Ding, das trotz schärfster DDR-Kritik die Zensur passierte. Es zeigt die Gesellschaft, die verrohten Mächtigen und die recht gleichgültigen Untergebenen. Dafür nutzt es einen Stil, der erst einmal abschreckend verschwurbelt, verschachtelt und verwirrend ist. Die ersten zehn Seiten verstand ich wenig und überlegte viel, ob ich wirklich weiterlese. Ein Glück, dass ich es tat! Beim Johann Holtrop ist der Leser etwas schneller drin, doch Stil und Thematik sind seelenverwandt mit dem Hinze-Kunze-Roman. Nur: Der Holtrop, Jahrgang 2012, packt die neuesten, brennendsten Themen an. Da geht es um einen erfolgsgeilen Manager, der zockt, was das Zeug hält. Die Firma geht pleite? Tja, schade, aber ich habe meine Leistung erbracht und bekomme dafür bitteschön noch die zehn Millionen Euro. Also, ein Bitteschön kommt dem Manager natürlich nicht über die Lippen.